Greenpeace prangert vor dem Lidl an der Schwabstraße die Bedingungen der Agrarindustrie an.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Aufmerksamkeit erregen das drei mal drei Meter große Kotelett und ein Infostand durchaus bei Passanten. Direkt vor der Lidl-Filiale am Moltkeplatz hat sich die Nichtregierungsorganisation Greenpeace am Montag mehrere Stunden positioniert, um gegen Antibiotika in „Billigfleisch“ zu demonstrieren – laut der Organisation eine Folge der Massentierhaltung. Dafür hatten die Greenpeace-Mitarbeiterinnen am Stand eine Schwarzlichtlampe dabei und ein Kotelett aus der Filiale. Unter Schwarzlicht könne man am Knochen gelbe Flecken erkennen, die auf Antibiotika-Reste im Fleisch hindeuten würden, sagt Sprecherin Inga Ritter. Winzige gelbe Punkte sind tatsächlich zu sehen.

 

In Dänemark ist die Kennzeichnung laut Greenpeace besser

Sechs Wochen lang tourt das Greenpeace-Team durch Deutschland und macht Halt in 32 Städten. Ausgesucht habe man sich, so Ritter, nur Filialen des Discounters Lidl. Das hat laut ihrer Kollegin Sonja Schlosser Gründe: „Wir wissen, dass Lidl in Dänemark eben mehr auf die Kennzeichnung des Fleisches achtet.“ Andere Discounter seien keineswegs besser.

Laut der Organisation setze die Agrarindustrie auf „industrielle Massenproduktion zu möglichst billigen Preisen. Auch Lidl lockt Kunden mit Billigfleischangeboten in seine Filialen.“ Der niedrige Preis habe Auswirkungen auf Produktionsbedingungen, da Bauern weniger Geld für eine artgerechte Tierhaltung ausgeben würden. Nach Informationen von Greenpeace werden in Deutschland etwa 800 Tonnen Antibiotika in Ställen eingesetzt. Dadurch bilden sich Keime aus, die gegen gängige Antibiotika resistent sind. Die Weltgesundheitsorganisation warne vor einem „postantibiotischen Zeitalter“.

Und Lidl? „Als führendes Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland sei man sich seiner Verantwortung gegenüber Mensch, Umwelt und Tier bewusst“, heißt es von der Pressestelle. „Lidl setzt sich seit Jahren kontinuierlich für die Weiterentwicklung von Tierwohlstandards, für die Verbesserung der Fütterung sowie der Aufzucht- und Haltungsbedingungen“, ergänzt die Pressesprecherin. Zudem verpflichte man die Lieferanten zu Vereinbarungen mit ihren Landwirten, die einen „restriktiven Einsatz von Antibiotika in der Aufzucht von Tieren für die Lebensmittelgewinnung“ regeln. Zusätzlich müssten die Lieferanten sogar einen Maßnahmenplan auflegen, um Antibiotikaeinsätze langfristig zu reduzieren.

Laut Studien in Bayern überschreiten die Antibiotika-Rückstände nicht die gesetzliche Grenze

In der Nutztierhaltung werden Antibiotika zur Therapie von Tieren eingesetzt. Seit über 20 Jahren führen die Bundesländer im Auftrag des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Stichproben zu Antibiotika-Rückstände im Fleisch von Rindern, Kälbern, Schweinen und Geflügel. In einer Bilanz des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit heißt es, je kürzer die Lebensdauer von antibiotisch behandelten Tiere sei, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, zum Schlachtzeitpunkt noch Antibiotikaspuren nachweisen zu können. Laut dem Amt lagen die Gehalte zwar „deutlich“ unter den gesetzlichen Höchstmengen, Rückstände waren aber in allen Fleischsorten nachweisbar. Bei etwa zwei Prozent der Proben seien die gesetzlichen Grenzwerte überschritten gewesen.