Alternative Heilmethoden liegen im Trend. Viele Patienten vertrauen auf die Kraft sanfter Medizin. In unserer Serie stellen wir Heilmethoden und Therapien der Welt vor.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Tee ist ein Verführer der Sinne. Sein Duft, seine Farbe, sein Geschmack, seine Flavour sind ein Genuss für Auge, Gaumen und Nase. Jede Sorte verwöhnt mit ihrem rauchig-erdigen, lieblich-zarten, malzig-würzigen oder nussig-blumigen Aroma auf unverwechselbare Weise.

 

Auch wenn Tee Kaffee als der Deutschen Lieblingsgetränk nicht das Wasser reichen kann, hat er als schwarzer und grüner, Mate-, Rotbusch-, Lapacho-, Kräuter- und Früchtetee seinen festen Platz im Getränkesortiment.

Teeähnliche Getränke

Kräuter- und Früchtetees sind teeähnliche Getränke, die in der Zubereitung dem traditionellen Tee ähneln, aber nicht aus den Blättern der Teepflanze hergestellt werden. Mehr als 90 Prozent werden mit Teebeuteln aufgegossen – vor allem aromatisierte Mischungen, Pfefferminze, Kamille, Hagebutte und Rotbusch-Tee. Damit ist das Wissen der meisten Konsumenten um die Vielfalt der Kräutertees auch schon erschöpft.

Dass man aus Brennnessel und Baldrian, Ringelblume und Salbei, Thymian und Wacholder wohlschmeckende und wohltuende Tees kreieren kann, wissen nur die wenigsten. Dabei sind gerade Kräutertees wahre Energiespender: Sie enthalten Vitamine, Mineralien und Spurenelemente wie Kieselsäure und Kalzium, ätherische Öle und Bitterstoffe.

Es kommt aber auf die richtige Zubereitung an. Kräutertees sollten nicht länger als zehn bis zwölf Minuten ziehen, weil der Aufguss sonst zu viel Gerbstoffe enthält und bitter schmeckt. Zu unterscheiden ist zwischen Gesundheitstees und Alltagstees. Gerade Mischungen sind eine willkommene Alternative zum Kaffee, zumal sie den Magen nicht reizen und die Nerven beruhigen.

Medizinische Tees

Medizinische Tees, die man in Reformhäusern oder Apotheken erhält, sind eigens für Heilzwecke ausgewählt. Trinkt man sie zu häufig und über einen längeren Zeitraum, könnte dies für den Organismus falsche Akzente setzen. Eine Gewöhnung wäre die Folge. Das Motto: Viel hilft viel, gilt also nicht beim Kräutertee.

Der deutsche Arzt, Agrarbiologe und Naturheilkundler Wolfgang Sanwald, der eine Praxis in Liestal bei Basel betreibt und sich auf die Traditionelle Europäische Medizin spezialisiert hat, empfiehlt zwei Tassen pro Tag in kleinen Schlucken zu trinken. So können die heilenden Bestandteile gleichmäßiger wirksam werden. „Kräutertees gehören zum gesundheitsbewussten Leben unverzichtbar dazu – vor allem weil das Wirkspektrum der Inhaltsstoffe so ungeheuer groß ist.“

Wenn der Magen drückt, der Kopf schmerzt oder die Stimmung im Keller ist, muss man nicht gleich zur chemischen Keule greifen. Ein Kräutertee kann oft wahre Wunder wirken – zumal schon die Zeremonie der Zubereitung beruhigend wirken kann.

Die Liste der Krankheiten, denen man mit den Schätzen aus dem Kräutergarten zu Leibe rücken kann, ist lang: Bei Angstzuständen ist eine Hopfen-Johanniskraut-Mischung oder Baldrian angeraten. Blasenentzündungen lassen sich mit Schachtelhalm oder Gänsefingerkraut lindern. Bei fiebrigen Erkältungen hilft Holunderblüten-Lindenblüten-Tee. Thymian ist bei Atemwegserkrankungen wie Bronchitis indiziert.

Universalmittel Kamille

Wer schlecht einschläft, sollte auf einen Hopfen-Kamillen-Tee vertrauen. Das Gleiche gilt für ein Hopfenbad: Die aufsteigenden Methylbutenol-Dämpfe wirken wie eine Einschlafkeule. Kamille ist ein Universalmittel, das in keinem Haushalt fehlen sollte. Das gilt jedoch nur für die Echte Kamille, die gegen eine Vielzahl von Beschwerden wie Entzündungen der Atemwege, des Verdauungstraktes oder gegen Krämpfe hilft.

Wer gesundheitsbewusst lebt, achtet darauf, dass er ausreichend trinkt (zwei bis drei Liter täglich). Kräutertees (ohne medizinische Indikation) decken den Flüssigkeitsbedarf, sind bei richtiger Dosierung praktisch ohne Nebenwirkung, fördern Wohlbefinden und körperlich-geistige Fitness. Den Variationen sind keine Grenzen gesetzt.

Kräutertee-Mixturen enthalten oft Frucht-Bestandteile wie Brombeer-, Himbeer- oder Erdbeerblätter, getrocknete Äpfel, Orangen oder Johannisbeeren, Hibiskus oder Hagebutte sowie Pfefferminze, Lindenblüten, Ringel- und Kornblume oder Fenchel.

Fazit: Auf die richtige Mischung kommt es an

Wichtig ist, dass die Wirkstoffe aufeinander abgestimmt sind. Man darf Kräuter nicht wahllos mischen. Oberstes Gebot beim Mischen: Die Kräuter müssen sich in ihren heilsamen Wirkungen ergänzen. So kann das trockene Gefühl im Mund beim Trinken von Pfefferminztee durch die Zugabe von Salbei neutralisiert werden. Salbei regt die Schleimhäute an; das Salvin wirkt ähnlich wie Penizillin und tötet Bakterien ab. Salbeitee kann man auch als Gurgellösung etwa bei Zahnfleischentzündungen verwenden.

Pillen sind eben nicht immer die erste Wahl. Manchmal tut’s auch ein frisch aufgebrühter Kräutertee. „Bei Beschwerden“, erklärt Sanwald, „sollte man nicht gleich die ganz schweren Geschütze rausholen.“