Eine Diebesbande aus Osteuropa macht sich die neueste Technik hochwertiger Autos zunutze: Über ein Gerät, das die kontaktlose Verbindung zwischen Auto und Schlüssel verlängert, öffnen sie die Autos schnell und lautlos. Ein 25-jähriger Mann ist jetzt vor dem Amtsgericht Ludwigsburg verurteilt worden.

Ludowgsburg - Keyless Go heißt das System, mit dem man Autos aufschließen und sogar starten kann, ohne den Schlüssel in die Hand zu nehmen. Für viele Autobesitzer eine komfortable Erfindung. Hersteller wie Porsche, Mercedes und BMW nutzen diese Technik schon länger. Wenn sich der Besitzer dem Wagen mit dem Schlüssel nährt, wird eine Verbindung hergestellt, das Auto öffnet sich.

 

Laut Polizei nutzt eine Diebesbande aus Osteuropa seit Anfang des Jahres die Sicherheitslücken dieser Technik und stiehlt im Raum Stuttgart und Ludwigsburg teure Autos. Die Drahtzieher der Bande sitzen vermutlich in Litauen.

Eines der Bandenmitglieder hat die Polizei festgenommen. Am Mittwoch hat das Amtsgericht Ludwigsburg den 25-jährigen Osteuropäer wegen Bandenhehlerei zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt. „Ich dachte, das sei ein gebrauchtes Auto, das ich über die Grenze bringen sollte“, ließ der Mann über seinen Pflichtverteidiger ausrichten.

Das Auto sollte vermutlich nach Litauen gebracht werden

Im April 2016 war der 25-Jährige im bayrischen Adelsdorf in der Nähe eines gestohlenen Porsche Cayenne von Polizisten aufgegriffen worden. Zuvor hatten Unbekannte den etwa 100 000 Euro teuren Wagen aus einer Garagenausfahrt in der Keltenstraße in Remseck gestohlen. Der Mann übernahm den Wagen dann unweit des Tatorts und sollte ihn vermutlich über Tschechien nach Osteuropa bringen.

Das Besondere an dem Diebstahl: die Täter brauchten keinen Schlüssel, öffneten den Wagen binnen Sekunden geräuschlos und fuhren davon. Mindestens zwei Männer waren dabei am Werk. Mit einem sogenannten Funkstreckenverlängerer stellte sich vermutlich einer der Täter an die Hauswand des Gebäudes, in dem sich der Autoschlüssel befand, der andere stand am Auto, ebenfalls mit einem solchen Gerät. Dem Wagen wurde daraufhin simuliert, der Schlüssel befinde sich in der Nähe, die Tür öffnete sich. Auch zum Starten reichte das Signal, das mit dem Gerät vom Schlüssel zum Auto verlängert wurde.

Das Pech für den Angeklagten: Der gestohlene Cayenne war ein Dienstwagen der Firma Porsche und wurde in Bayern geortet, wo die Polizei den Mann bei einem Weiher festnahm.

Bei dem Mann fanden die Beamten auch Hinweise darauf, dass er womöglich in Verbindung zu einem weiteren Autodiebstahl stand. Anfang April wurde in Wolfschlugen im Kreis Esslingen ein BMW vermutlich mit derselben Masche gestohlen. Eindeutig nachweisen konnte ihm das Gericht die Tatbeteiligung aber nicht, der Vorwurf wurde fallengelassen.

Ein bundesweites Problem mit Schwerpunkt in Baden-Württemberg

Bundesweit wurden bisher etwa 80 Autos gestohlen, die über die Keyless Go Technik verfügen, aus dem Raum Stuttgart stammten um die 20 Fahrzeuge, sagt der Sprecher des Landeskriminalamts, Ulrich Heffner. „Wir wollen die Hintermänner der osteuropäischen Bande. Handlanger wie der Verurteilte nutzen uns wenig“, sagt Heffner. Eine Ermittlungsgruppe des Landeskriminalamts Baden-Württemberg befasst sich seit April 2016 mit den jetzt bekannt gewordenen Fällen. Manchmal mit etwas Glück: vor zwei Wochen fand die Polizei in einem Wald in Schweinfurt einen Autodieb aus Litauen in einem Porsche Panamera. Schlafend. Das Auto war in der Nacht zuvor in Stuttgart gestohlen worden.

Das Keyless Go System birgt somit einige Gefahren. Der ADAC hat im Juni Auto-Modelle mit der speziellen Schließfunktion auf Sicherheit geprüft. Sein Ergebnis: alle getesteten Wagen konnten mithilfe des Funkstreckenverlängerers geöffnet und der Motor gestartet werden.