In der Galerie am Korinnaweg werden Fotos, Pläne und Modelle des Cannstatter Büros 4a Architekten gezeigt, das unter anderem für die Generalsanierung des Mineralbads Berg zuständig ist.

Sonnenberg - Erst war es Zufall, jetzt ist es ihre Spezialität: Die Architekten des Cannstatter Büros 4a Architekten planen neben Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden vor allem Bäder. „Dabei gehe ich gar nicht gerne schwimmen“, gibt Ernst-Ulrich Tillmanns, Mitbegründer und geschäftsführender Gesellschafter, zu. Die Galerie Sonnenberg in den Baumschulen M. Hörmann am Korinnaweg zeigt derzeit Arbeiten des Architekturbüros von den Anfängen vor mehr als 25 Jahren bis zur Gegenwart. Die Schau mit dem Titel „Orte setzen, Räume bilden, Licht geben, Farbe bekennen“ ist bis zum 23. Oktober an den Wochenenden zu sehen.

 

Die Tatsache, dass das Stuttgarter Mineralbad Berg saniert und umgebaut werden soll, hat unter den Nutzern für viel Unmut gesorgt. Man fürchtet, es könne seinen altmodischen Charme verlieren. Wer sich ein Bild von der Arbeitsweise derjenigen machen möchte, die für das Projekt verantwortlich sind, kann das in Sonnenberg in den sogenannten Kettenhäusern neben den Baumschulen tun.

Erster Preis 1998 für die Tuttlinger Wasserwelt gewonnen

Alles begann im Büro des Architekten Günter Behnisch, in dem Ernst-Ulrich Tillmanns, Matthias Burkart und Alexander von Salmuth am Bau des Bonner Bundestages beteiligt waren. Eberhard Pritzer, Mitbegründer von 4a Architekten, ist 2001 aus dem gemeinsamen Büro ausgestiegen, dafür ist eine Reihe von jüngeren Kollegen dazugestoßen. Als das Büro 1998 den ersten Preis des Wettbewerbs für die Tuttlinger Wasserwelt, das Tuwass, gewann, wurde der Grundstein gelegt: „Wir haben die Bäderszene etwas durcheinander gewirbelt“, sagt Tillmanns selbstbewusst.

2007 wurde die Bodensee-Therme Konstanz eröffnet, mit der das organische Bauen des Lehrmeisters Behnisch weiterentwickelt wurde. Mittlerweile hat 4a Architekten auch ein Büro in Moskau, wo im Sockel eines 25-geschossigen Wohnturmes ein Wellnesspark entstanden ist. Bäder, so sagt Tillmanns, sind wie eine zweite Haut für die Benutzer, die sich auch leicht bekleidet, manchmal sogar nackt wohlfühlen müssen.

Oft geht es bei den Arbeiten von 4a Architekten um eine Modernisierung. Beispiel ist die Stadthalle Balingen, deren dunkles, unfreundliches Foyer die Architekten in einen großen Raum mit Galerie und Blick auf die Stadt verwandelt haben. „Wir versuchen, ein Gebäude von innen her zu entwickeln“, sagt Tillmanns, „wir sind ja auch Künstler. Aber zugleich müssen die Räume immer funktionieren.“

Ein Bad, das wie ein großer Kieselstein wirkt

Dabei geht es oft um Bilder. Als Beispiel nennt Tillmanns die Emser Therme, direkt an der Lahn gelegen. „Könnt Ihr denn auch rund?“, war das Team gefragt worden. Das Ergebnis: ein Bad, das wie ein großer Kieselstein wirkt, der an Land gespült wurde. Auch die Inneneinrichtung, fast immer von den 4a Architekten selbst konzipiert, weist dieses Stilmittel auf. „Es ist nicht wichtig, dass die Badegäste das alles wissen“, sagt Tillmanns dazu, „aber sie spüren es.“

Organisches Bauen bezieht sich vor allem auf die Harmonie von Gebäude und Landschaft. Besonders anschaulich ist das an einer Schule im Westerwald, in einer nebeligen Gegend mit viel Fachwerk und Schieferverkleidung gelegen. Die anthrazitfarbene Fassade nimmt das Düstere auf, doch Fenster und Sonnenschutz in strahlenden Grün- und Gelbtönen sorgen für eine angenehmere Atmosphäre. Beim Neubau einer Zuschauerhalle für das Naturtheater Reutlingen dagegen haben sich die Architekten zurückgehalten. „Die Musik spielt vorne auf der Naturbühne. Wir dürfen da nicht zu laut sein“, sagt Tillmanns.

Der Brunnenbereich soll auch für Passanten geöffnet werden

Mit der Generalsanierung des Mineralbads Berg, das neben dem Neubau einer Therme in Lindau ihren Einsatz fordern wird, haben sich die Cannstatter ein schweißtreibendes Projekt vorgenommen. „Wir werden die Gebäudestruktur wieder sichtbar machen und den Brunnenbereich auch für Passanten öffnen“, hat sich Ernst-Ulrich Tillmans vorgenommen. Es fasziniert ihn, dass durch die Mineralwasserquellen weder Chlor noch Wasseraufbereitung notwendig sind. „Im Kopf“, so sagt er, „haben wir das Berg schon fertig gebaut. Und es wird schön werden.“

4a Architekten Die Ausstellung „Orte setzen, Räume bilden, Licht geben, Farbe bekennen“ in der Galerie Sonnenberg in den Baumschulen M. Hörmann ist noch bis zum 23. Oktober zu sehen. In den Räumen im Korinnaweg 50 werden Fotos, Pläne und Modelle des Architekturbüros gezeigt, das derzeit die Umgestaltung des Mineralbads Berg vorbereitet. Die Schau ist samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen.