Das Backhaus ist mehr als ein gemeinschaftlich genutzter Ofen. Er ist ein Begegnungsort für die Bürger. Beim Warten auf das Brot wird so manche Neuigkeit ausgetauscht.

Nürtingen - Circa 15 Kilogramm Nadelholz – so viel ist nötig, um den Ofen im Nürtinger Backhaus auf Betriebstemperatur zu bringen. Jeden letzten Mittwoch im Monat wird nachmittags angeheizt. Nach zwei Stunden hat der Ofen um die 300 Grad Celsius. Wer will, kann ihn dann mit seinem eigenen zuhause vorbereiteten Brotteig beschicken. Denn das gemeinschaftlich genutzte Backhaus im Hof des Kulturzentrums Alte Seegrasspinnerei steht allen Bürgern offen.

 

Beim Winterweihnachtsmarkt wird das Projekt ein Jahr alt

Wenn am 16. Dezember auf dem Gelände wieder der Winterweihnachtsmarkt stattfindet, wird der Ofen ebenfalls angefeuert. Das Backhaus ist dann seit einem Jahr in Betrieb. Eine aktuell rund 20-köpfige Backhausgruppe kümmert sich um die Einrichtung. Die Ehrenamtlichen geben Anfängern etwa Tipps für das richtige Anheizen und fürs Brotbacken.

Gebaut hat das Backhaus die Jugendwerkstatt des Trägervereins Freies Kinderhaus im Sinne der Nachhaltigkeit fast ausschließlich unter der Verwendung von Recyclingmaterial. Die Holzbalken des Fachwerkgebäudes beispielsweise stammen von einem Schuppen, der auf dem Güterbahnhof stand und abgerissen worden ist. Im Prinzip sind nur die Schrauben gekauft. Den gusseisernen Backofen hat die procent-initiative von Daimler AG gesponsert.

Kinder bereiten in dem Backhaus auch Bratäpfel zu

Der Ofen eignet sich nicht nur zum Brotbacken. Erst kürzlich haben dort Jungen und Mädchen der Kinder-Kultur-Werkstatt Bratäpfel zubereitet, die sie mit Mandeln, Krokant, Rosinen, Haselnuss und Honig verfeinert haben. Es kann auch richtig gekocht werden. Nachdem Brote fertig sind, ist immer noch ausreichend Hitze übrig, damit über Nacht Gerichte im Römertopf sanft vor sich hin garen.

Die Einrichtung ist aber mehr als nur eine Backstube. Sie ist vor allem auch ein Ort der Begegnung und der Kommunikation, an dem sich Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Kulturen treffen und einander näher kommen.

Am 25. Oktober wird wieder gebacken

Geschichte
Gerade auf dem Land gehörten Backhäuser bis in die 1960er Jahre zum Ortsbild vieler Dörfer. Regelmäßige Backtage der Gemeindemitglieder sparten den Bäcker, den eigenen Ofen und Energie. Darüber hinaus war der Backtag auch eine Möglichkeit, um die Gemeinschaft zu stärken. Beim Warten auf Brot und Kuchen wurde manche Neuigkeit ausgetauscht und getratscht. Außerdem wurde durch Backhäuser die Brandgefahr durch Backen in Einzelhaushalten verringert.

Termin
Der nächste Backtag in der Nürtinger Seegrasspinnerei ist am Mittwoch, 25. Oktober. Nachmittags gegen 16 Uhr wird angeheizt, zwei Stunden später können die Brotteige dann in den Ofen geschoben werden.