Die Stadtverwaltung bemüht sich, den Krach durch Fahrzeuge, Stadt- und Eisenbahn zu senken, stößt aber immer wieder auch an ihre Grenzen. Es geht vorwärts, aber langsam. Im Kursaal ist nun der aktuelle Stand des Lärmaktionsplanes vorgestellt worden.

Bad Cannstatt/Neckarvororte - Lärm kann krank machen. Da ist sich Hans-Wolf Zirkwitz, der Leiter des Amtes für Umweltschutz sicher. Wenn nachts Werte von 55 Dezibel überschritten werden, kann das zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Knapp 37 000 Stuttgarter sind davon betroffen – darunter auch rund 4500 Cannstatter, 1000 Untertürkheimer und etwa zehn Prozent der Hedelfinger Bevölkerung (900 Personen). Etwa 2000 Cannstatter und 330 Hedelfinger müssen nachts sogar mehr als 60 Dezibel ertragen. Das liegt zum einen am Straßenverkehr und zum anderen aber auch an der Stadt- und der Eisenbahn.

 

Die Lärmschwerpunkte liegen laut Umweltamt unter anderem an der Schmidener, Augsburger, Waiblinger und Nürnberger Straße in Bad Cannstatt sowie an der Rohrackerstraße in Hedelfingen, rund um den Bahnhof in Untertürkheim, an der Hedelfinger und Wasenstraße in Wangen, an der Hafenbahnstraße in Obertürkheim und an der Löwentor-, Nagold- und Bottroper Straße in Münster beziehungsweise im Hallschlag an der Eisenbahnlinie. In ganz Stuttgart seien etwa 2400 Bürger an rund 18 Kilometer Straße nachts mit mehr als 65 Dezibel belastet, heißt es beim Umweltamt. „Wir versuchen aber den Lärm in Stuttgart zu reduzieren, um gesunde Wohnverhältnisse herzustellen“, betonte Zirkwitz am Mittwoch im Kursaal.

Dort wurden den Bezirksbeiräten aus Bad Cannstatt, Münster, Mühlhausen, Ober- und Untertürkheim, Wangen und Hedelfingen der Lärmaktionsplan sowie die bisherigen Erfolge und die weiteren geplanten Maßnahmen vorgestellt. Der erste Lärmaktionsplan in Stuttgart wurde am 5. November 2009 vom Gemeinderat beschlossen. Alle fünf Jahre soll er aktualisiert und fortgeschrieben werden. Bislang wurden unter anderem folgende Maßnahmen in den Neckarbezirken umgesetzt: 2013 ist die Waiblinger und Nürnberger Straße auf durchgehend eine Fahrspur für den Autoverkehr zurückgebaut worden. Teilweise ist das auch auf der Neckartalstraße passiert. Als Erfolge werden auch die Sperrung des Cannstatter Marktplatzes für den Verkehr gewertet und der neue lärmmindernde Asphalt im Seeblickweg, zwischen der Wagrain- und Kormoranstraße. Die Sperrung der Hofener Straße an Sonn- und Feiertagen im Sommerhalbjahr durfte bei der Auflistung der Stadtverwaltung nicht fehlen.

Mehrere 100 Millionen Euro würde das gesamte Maßnahmenpaket kosten

Geplant ist, dass die Verlängerung der U 12 vom Hallschlag ins Neckartal noch in diesem Jahr in Betrieb geht. Zudem wird ab November das Parkraummanagement in Teilen von Bad Cannstatt eingeführt. Die Neckartalstraße soll zwischen Mühlsteg und Reinhold-Maier-Brücke auf eine Fahrspur reduziert werden – genauso wie es auf der Gnesener Straße zwischen Seubertstraße und Hofener Straße der Fall sein soll. Langfristig ist geplant, das Tempo an Steigungsstrecken auf 40 Stundenkilometer zu reduzieren, wie beispielsweise an der Altenburger Steige, an Teilen der Schmidener, Gnesener und Nürnberger Straße. Geprüft wird unter anderem auch, ob Pförtnerampeln an der Nürnberger und Schmidener Straße sowie am Seeblickweg installiert werden können.

„Alle Maßnahmen des Lärmaktionsplanes umzusetzen, würde mehrere 100 Millionen Euro kosten“, betonte Thomas Schene vom Amt für Umweltschutz. Und Hans-Wolf Zirkwitz ergänzte, dass der Gemeinderat entscheiden werde, wann welche Maßnahmen finanziert werden. Die Bezirksbeiräte dürften aber gerne Anträge stellen, um im Jahr der Haushaltsberatungen ihre Stimme zu erheben. Im März wird aber die Verwaltung beispielsweise im Hedelfinger Gremium über die geplanten Maßnahmen auf der Rohrackerstraße – und im Februar im Bezirksbeirat Bad Cannstatt über die Pförtnerampeln an der Schmidener und Nürnberger Straße berichten.