In Stuttgart-Dürrlewang arbeiten der evangelische und der katholische Kindergarten und die Schönbuchschule schon seit Langem als Bildungshaus zusammen. Das zahlt sich aus.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dürrlewang - Für die Vorschulkinder und deren Eltern wird es langsam ernst. Die Schulanmeldungen sind vorbei, und viele der künftigen ABC-Schützen haben bereits ihren Ranzen. Der Übergang vom Kindergarten zur Schule ist für alle Mädchen und Jungen ein großer Schritt. Für die in Dürrlewang ist er jedoch nicht ganz so groß. Das ist zumindest das Ziel des Bildungshauses. Es soll den Kindern eine durchgängige Bildungsbiografie ermöglichen. Die Mädchen und Jungen sollen über einen längeren Zeitraum gemeinsam spielen und lernen. Dazu kooperieren die Kindergärten, die Grundschule, die Elternhäuser und weitere Institutionen.

 

Der Stadtteil Dürrlewang macht fast von Angang an bei dem Modellprojekt mit. Die Schönbuchschule, das evangelische Kinderhaus Galileo und der katholische Kindergarten Heilige Familie sind zusammen ein Bildungshaus. Und alle Beteiligten haben ein großes Interesse daran, dieses fortzuführen. Dafür gibt es Geld von der Stadt und vom Land. Die Landesregierung beschloss bereits im Oktober 2016, die landesweit 194 Bildungshäuser dauerhaft zu fördern. Das Land zahlt die dafür erforderlichen zusätzlichen Lehrerstunden. Vor Kurzem folgte nun der Verwaltungsausschuss des Stuttgarter Gemeinderats und stellte Geld für die zusätzlichen Erzieherstunden zur Verfügung. „Dies schafft für die Akteure auf örtlicher Ebene Planungssicherheit“, heißt es in der aktuellen Gemeinderatsvorlage.

Zeigen, dass man zusammen gehört

So sieht das auch Birgit Lehmann. Sie ist die Leiterin des Kinderhauses Galileo und sagt: „Diese Zusammenarbeit ist wichtig. Unsere Kinder profitieren davon.“ Die Vorschulkinder stehen im Fokus. Aktuell sind es elf Mädchen und Jungen. Sie sind jede Woche zu Gast in der Schönbuchschule. „Unsere Vorschulkinder kennen sich dort schon bestens aus. Sie grüßen die Schüler und Lehrer“, sagt Lehmann. Und auch die Grundschulkinder würden sich freuen. „Das ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Die Schulkinder sind stolz, dass sie den Jüngeren etwas beibringen können“, sagt Lehmann. Ein Beispiel dafür sei das Vorleseprojekt. Aber auch sonst machen der Kindergarten und die Schule viel gemeinsam: vom Laternenumzug über die Faschingsfete bis hin zum Apfelfest. „Wir wollen zeigen, dass wir zusammengehören“, so Lehmann.

In diesem Jahr werde wohl das Stadtteilfest zum 60-jährigen Bestehen Dürrlewangs der Höhepunkt. In der Vergangenheit gab es bereits ein gemeinsames Musical und das Projekt Faustlos. Bei diesem ging es darum, dass die Kinder ihre Gefühle besser verstehen und lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. „Auch die Rückmeldungen der Eltern auf unser Bildungshaus sind sehr positiv“, so Lehmanns Fazit.

Die Scheu verfliegt schnell

Sigrid Maile-Bieber hat ähnliche Erfahrungen gemacht. „Wir möchten die Kinder an die Schule heranführen. Wir wollen ihnen die Ängste nehmen, in dem wir sie im Vorfeld mit den Gegebenheiten vertraut machen“, sagt die Leiterin des katholischen Kindergartens. Und das Konzept gehe auf. „Am Anfang sind die Kindergartenkinder noch zurückhaltend, wenn sie die Schule betreten. Doch diese Scheu verfliegt schnell“, sagt Maile-Bieber. Der Schönbuchschule und die aktuell zwölf Vorschulkinder machen immer wieder gemeinsame Projekte. Mal geht es um den Garten, mal um Zahlen und Mengen. „Das Bildungshaus ist auf alle Fälle etwas Sinnvolles“, so die Kindergartenleiterin.

„Frühkindliche Bildung darf nicht isoliert betrachtet werden“, spricht sich auch Christina Seeger für das Bildungshaus aus. Die Rektorin der Schönbuchschule ergänzt: „Wir haben die Möglichkeit, frühzeitig die Kinder kennenzulernen und erleben sie beim Tun.“ Das sei viel mehr wert, als wenn die Lehrer das Kind nur zur Schulanmeldung und vielleicht noch während einer Hospitation erleben.

Dank des Bildungshauses könnten sich Lehrer und Erzieher gemeinsam um ein Kind kümmern und Stärken und Schwächen herausarbeiten. Aber auch auf die pädagogische Arbeit habe die Kooperation einen großen Einfluss. „Lehrer und Erzieher lernen voneinander“, sagt Seeger. So würden beide Seiten mitbekommen, was wo an Arbeit geleistet werde und können entsprechend anknüpfen. „Das Modell ermöglicht auf allen Ebenen einen besseren Zugang zueinander“, so das Fazit der Schulrektorin.