Die Aktie des Batterieherstellers Varta AG aus Ellwangen hat ein starkes Börsendebüt hingelegt. Donnerstagnachmittag lag der Kurs an der Frankfurter Börse bei gut 20 Euro und damit deutlich höher als der Ausgabepreis von 17,50 Euro.

Stuttgart - Der schwäbische Batteriehersteller Varta hat einen erfolgreichen Start auf das Frankfurter Börsenparkett hingelegt. Am Donnerstagmorgen waren die Papiere zum Auftakt des ersten Börsentages des Unternehmens aus Ellwangen gut 24 Euro wert. Viele Anleger machten dann zwar Kasse und der Kurs fiel auf knapp unter 20 Euro, hielt sich aber im weiteren Tagesverlauf über der 20-Euro-Marke. Damit war der Anteilsschein mehr wert als Anleger vorab bezahlt hatten – die Papiere waren für 17,50 Euro zu haben gewesen. Der Börsengang brachte Varta etwa 150 Millionen Euro ein. Der Streubesitz liegt nun bei rund 35 Prozent. Der Rest gehört weiterhin der VGG GmbH, einer Tochter der Schweizer Montana Tech Components, die wiederum dem österreichischem Investor Michael Tojner gehört.

 

Die Varta AG, beziehungsweise ihre Tochter Varta Microbatteries, ist auf Kleinstbatterien spezialisiert und hat mit Handelsbatterien, wie sie beispielsweise in Fernbedienungen zum Einsatz kommen, nichts zu tun. Eines der Erfolgsprodukte des Unternehmens, das kürzlich 130 Jahre alt geworden ist, sind Hörgerätebatterien. Zudem ist Varta das einzige Unternehmen in Deutschland, das wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterien herstellt. In diesem Zusammenhang werden die Ellwanger auch immer wieder als potenzielle Hersteller von Zellen für Elektrofahrzeuge gehandelt.

Varta-Batterien waren schon am Nordpol und auf dem Mond

Schon jetzt hat das Unternehmen großen Erfolg mit sehr kleinen Lithium-Ionen-Zellen, die beispielsweise in kabellosen Kopfhörern verbaut werden. Die zweite Tochter Varta Storage hat Stromspeicherlösungen für Privathaushalte und Industrie sowie Akkupacks im Programm. Varta-Batterien wurden unter anderem bei der Nordpolexpedition von Fridtjof Nansen 1896 genutzt. Auch in der Hasselblad-Kamera, die bei Neil Armstrongs und Edwin Aldrins Ausstieg auf dem Mond 1969 zum Einsatz kam, steckte eine Varta-Batterie.

„Geräte unseres Alltags werden kleiner und schnurlos. Dieser Markt boomt“, hatte Herbert Schein, Vorsitzender der Geschäftsführung der Varta AG, anlässlich der Börsengang-Ankündigung gesagt. „Wir profitieren vom technologischen Fortschritt. Dieser sorgt für eine große Nachfrage nach kleinen Batterien mit hoher Energiedichte und hoher Zuverlässigkeit. Dafür sind wir weltweit technologisch führend und treffen mit unseren Lithium-Ionen-Batterien den Nerv der Zeit. Die Nachfrage nach unseren Produkten wächst massiv, sodass wir die Produktionskapazitäten erheblich ausbauen müssen.“

Das Unternehmen wächst kontinuierlich

„Durch den Börsengang erhalten wir jetzt wichtige Mittel, um unseren Wachstumskurs fortsetzen und beschleunigen zu können“, so Schein. Im Segment Microbatteries erwirtschaftet Varta mehr als drei Viertel des Umsatzes. Zwischen 2014 und 2016 stiegen die Erlöse in diesem Bereich laut eigenen Angaben um knapp 29 Prozent auf rund 177 Millionen Euro und betrugen im ersten Halbjahr 2017 rund 101 Millionen Euro. Die Dachgesellschaft setzte 2016 etwa 214 Millionen Euro um. Varta hat weltweit rund 2000 Mitarbeiter, davon 800 im baden-württembergischen Ellwangen.

Die Varta AG geht auf die 1887 in Hagen gegründete Accumulatoren-Fabrik Tudorschen Systems Büsche & Müller OHG zurück. 1904 gründet sie unter dem Namen AFA in Berlin-Oberschönweide die „Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Accumulatoren“, kurz Varta. In Ellwangen ist das Unternehmen seit 1946 vertreten, wo ab 1947 in einem Nachkriegssortiment aus Trichtern, Rechen oder Lautsprechern auch Batterien gefertigt werden.

Varta-Batterien kommen heute von drei Herstellern

Ab 1923 lag die Aktienmehrheit der Varta-Mutter AFA lange bei der Industriellenfamilie Quandt. 2002 wurde der Konzern in drei Teile zerschlagen: Klassische Gerätebatterien der Marke stellt seither der US-Mischkonzern Spectrum Brands her. Die Autobatterien der Marke gehören zum irischen Konzern Johnson Controls. Zurück blieb die Microbattery GmbH, die seit 2007 zur Montana Tech Components gehört und gemeinsam mit der Varta Storage GmbH die Varta AG in Ellwangen bildet.