Gerhard Häuser strebt bei den Wahlen im kommenden Januar seine vierte Amtsperiode als Schwaikheimer Schultes an. Doch im Gemeinderat regt sich Gegenwind.

Schwaikheim - Am 28. Januar wird in Schwaikheim der neue Schultes gewählt – oder der alte. Ein kleiner Satz in der Stellenausschreibung, die unter anderem pflicht- und fristgemäß im Staatsanzeiger für Baden-Württemberg zu erscheinen hat, spielt dabei des Öfteren eine große Rolle: „Der Amtsinhaber tritt wieder an“, lautet dieser, wenn der Platzhirsch im betreffenden Rathaus eine weitere Amtsperiode anstrebt und der Gemeinderat meint, er müsse dies quasi als dezente Vorwarnung vor erschwerten Erfolgsbedingungen eventuellen Interessenten zur Kenntnis geben. In der Ausschreibung für die Schwaikheimer Schulteswahl, so hat jetzt der Gemeinderat beschlossen, wird dieser Zusatz fehlen – obwohl Gerhard Häuser, der seit 24 Jahren als Schultes in der Kommune amtiert, schon zum Beginn der Sommerferien unmissverständlich kund getan hat, dass er sein Engagement in der Kommune gerne verlängern würde.

 

Mehrheit gegen den „Platzhirschvermerk“

In der jüngste Ratssitzung hat die FDP-Rätin Brunhilde Messmer (FDP), unterstützt von CDU-Rätin Brigitte Röger zwar dafür plädiert, den strittigen Zusatz der Ehrlichkeit und Transparenz wegen, so wie schon im Jahr 2010, wieder in den Text aufzunehmen. Am Ende stimmten aber zehn Räte gegen den sogenannten Platzhirschvermerk. Unter anderem mit dem Hinweis, ernsthafte Interessenten könnte sich diese Information ja in Internet oder Zeitungen problemlos selbst besorgen.

Es scheint vor allem die SPD zu sein, die einen Grund sieht, an Häusers Sessel zu sägen. Für „offene, ehrliche, konstruktive Gespräche im Interesse einer gedeihlichen Zusammenarbeit“, so klingt es in einer Pressemitteilung des noch nicht ganz so lange im Rat sitzenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Alexander Bauer fast giftig, habe „der Bürgermeister Häuser in den letzten 24 Jahren viel Gelegenheit gehabt“. Im Übrigen sei Häusers Aussage, er habe den Eindruck, dass Schwaikheim seit seinem Amtsantritt im Jahr 1994 vorangekommen sei, nicht nur eine Plattitüde, sondern „ein Ellenbogenstoß gegen seinen Amtsvorgänger Lothar Krüger“.

Die Situation, dass zumindest ein Teil des heimischen Gemeinderats gegen ihn Front macht, ist wiederum für Gerhard Häuser, der sich einst 1994 unter anderem gegen den damaligen Schwaikheimer Bauamtsleiter und den Winnender Hauptamtsleiter durchsetzen musste, keineswegs neu. Vor seiner ersten Wiederwahl im Jahr 2002 hatten sogar zwölf von 18 Schwaikheimer Gemeinderäten eigens eine eigene Annonce im Staatsanzeiger geschaltet, um einen taugliche Gegenkandidat für den von ihnen wenig geliebten Rathauschef zu finden. Dies sogar schon drei Wochen bevor dort die offizielle Stellenausschreibung für das Bürgermeisteramt erschienen war – natürlich ohne den Platzhirschvermerk. Der einzige Gegenkandidat war damals dann ein Verwaltungsjurist aus Nürnberg, der es beim Urnengang auf lediglich knapp 15 Prozent der Stimmen brachte. Trotz diverser Anti-Häuser-Kampagnen von Gemeinderäten bereiteten die Wähler dem Mann, der im Jahr 1994 das allseits beliebte Schultes-Urgestein Lothar Krüger beerbt hatte, mit fast 85 Prozent der Wählerstimmen hingegen einen echten Wahltriumph.

Periodisch auffrischender Gremiums-Gegenwind

Mit seiner vierten Amtsperiode könnte der 53-jährige Häuser im Januar trotz des quasi periodisch auffrischenden Gremiums-Gegenwindes schon in vergleichsweise jungen Jahren die 28 Dienstjahre der Schultes-Legende Krüger toppen.

Wobei einmal mehr in den besonderen Schwaikheimer Verhältnissen die SPD eine besondere Rolle spielen könnte. Dort macht zwar nicht mehr, wie vor 16 Jahren, das Ratsurgestein Rudi Oettinger Stimmung gegen den missliebigen Rathausregenten, aber einer, der selbst gewisse Erfahrungen mit Kandidaturen hat: Der SPD-Mann Alexander Bauer hat sich anno 2016 nicht nur – mit in dem Fall wohl eher parteibedingt mäßigem Erfolg – auf ein Landtagsmandat beworben. Er hat es auch bei dem Versuch, in Weinstadt den vakanten Oberbürgermeister-Sessel zu erklimmen, im vergangenen Jahr als zweiter Sieger auf knapp 33 Prozent der Wählerstimmen im Remstalstädtle gebracht – wo damals allerdings der Amtsinhaber nicht wieder kandidiert hatte.