Markus Grübel, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, der seit 2002 für die Esslinger CDU im Bundestag sitzt, hat am 24. September ein ehrgeiziges Ziel.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Der Anruf, der zumindest sein Leben als Bundestagsabgeordneter in Berlin von Grund auf verändert hat, kam, als Markus Grübel in der Kirche saß. Knapp vier Jahre ist es her, als die Bundeskanzlerin Angela Merkel den Esslinger CDU-Mann, der seit 2002 im Bundestag sitzt, gefragt hat, ob er sich vorstellen könne, in der laufenden Legislaturperiode an der Seite von Ursula von der Leyen als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium zu arbeiten. Natürlich hat Markus Grübel ja gesagt – und er hat diese Entscheidung nicht bereut.

 

„Die Freiheit des Abgeordnetendaseins ist zwar dahin. Aber das Joch meiner Chefin ist sanft“, sagt Grübel und lacht. „Dafür ist es eine hoch spannende Tätigkeit. In den vergangenen vier Jahren habe ich viele Informationen bekommen, die ich früher einfach nicht hatte. Ich habe jetzt die Chance, hinter die Kulissen zu blicken.“ Was er dabei entdeckt hat, sagt er, sei, dass die Wirklichkeit sich eben nicht immer in schwarz und weiß aufteilen lasse. Natürlich sei es als Bundestagsabgeordneter wohlfeil, gegen jegliche Form von Rüstungsexporten zu wettern. Als Regierungsmitglied stehe man dann aber plötzlich in der Verantwortung, entscheiden zu müssen, wie man mit Waffenlieferungen möglicherweise einen Massenmord durch die IS-Milizen verhindern helfen könne. Grübel: „Das ist oft eine schwierige Abwägung.“

Seine rund 30 Auslandsbesuche haben ihn meist in Krisengebiete geführt. Besonders in Erinnerung geblieben sind dem CDU-Staatssekretär Gespräche mit Peschmerga-Kämpfern im Irak, die von deutschen Ausbildern auf den Häuserkampf vorbereitet wurden. „Mich hat tief beeindruckt, mit welchem Gottvertrauen und welch hoher Motivation, ihr eigenes Volk zu schützen, diese Kämpfer sich ihrer Aufgabe gestellt haben.“ Markus Grübel fügtnachdenklich hinzu: „Und ich hatte das Gefühl, dass ein Teil von ihnen in ein paar Wochen nicht mehr leben wird.“

In Berlin nimmt ihn, erzählt der 58-Jährige, das Regierungsamt fast vollständig unter Beschlag. Nur noch kurz am Tag schaut er in seinem Berliner Abgeordnetenbüro vorbei. Die einzige Abgeordnetentätigkeit, die Grübel noch ausübt, ist die im Arbeitskreis Hospiz und Palliativmedizin. Das ist ein Thema, das ihn schon in seiner früheren Tätigkeit als Notar beschäftigte, und das ihn von Anfang an im Deutschen Bundestag begleitet habe.

In Esslingen wiederum, betont Grübel, habe sich durch die neue Tätigkeit kaum etwas verändert. Zwar musste er aus Zeitgründen unter anderem sein Mandat als Stadtrat zurückgeben. Er ist aber weiterhin Kreisvorsitzender des Blasmusikverbands. Die Sicherheitsvorkehrungen an seinem Haus wurden etwas erhöht. Aber nach wie vor gehe er einkaufen, pflege enge Kontakte in die Bürgerschaft und kümmere sich um seinen Garten und die Streuobstwiese. Da allerdings, erzählt er schmunzelnd, habe er vor kurzem einen Rüffel vom Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins bekommen, weil er sein Stückle eine Weile nicht gemäht hatte. Zwischen zwei Anzugsterminen hat er es dann doch geschafft.

Dass Markus Grübel im kommenden Bundestag wieder vertreten sein wird, daran gibt es keinen Zweifel. Zu groß ist der Abstand der CDU zu den anderen Parteien, zu unbekannt sind die Herausforderer. Für den Wahlkampf hat sich Markus Grübel deshalb das Ziel gesetzt, dass jeder zweite Bürger, der zur Wahl geht, ihm seine Erststimme geben soll. Grübel: „Bei der vergangenen Wahl hat das ja sogar noch etwas besser geklappt. Also schau’n wir mal.“

4 Fragen, 4 Tweets

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2) Wann kaufen Sie Ihr erstes Elektroauto?Wenn ich ein neues Auto brauche und Infrastruktur, Reichweite, Ladezeit und Preis stimmen.

3)Wo beginnt der Rand der Gesellschaft?Immer dort, wo Menschen – aus welchen Gründen auch immer – nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

4) War die Zukunft früher besser? Nein, die Erfindung der Dampfmaschine, des Autos und der Jahrtausendwechsel haben gleich viele Sorgen geweckt, wie heute die Digitalisierung.

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