Die Außenverteidiger Dennis Aogo und Andreas Beck stehen in der VfB-Defensive stabil, müssen aber als Torvorbereiter zulegen. „Ich sehe meine Rolle auch darin, Chancen zu kreieren“, sagt Aogo.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Vielleicht war es die Freude an der Alliteration, vielleicht war es journalistischer Übermut. Auf jeden Fall hatten einige Kritiker vom Boulevard Ende August den Begriff von „Reschkes Resterampe“ kreiert. Doch den Vorwurf, man habe sich mit den Verpflichtungen der Außenverteidiger Dennis Aogo (30 Jahre/links) und Andreas Beck (30 Jahre/rechts) quasi im Sonderschlussverkauf für überalterte Ex-Nationalspieler bedient, den konterte der VfB-Sportvorstand sogleich mit deutlichen Worten. „Wer das behauptet, ist ein absoluter Vollidiot, der sich nicht auskennt“, erklärte Michael Reschke, der sich zuvor aufgrund des Kaufpreises von 14 Millionen Euro erfolglos um Jonny Castro von Celta Vigo bemüht hatte: „Andreas Beck und Dennis Aogo sind zwei sehr gute Spieler, die für den VfB noch extrem wichtig werden. Bei ihnen von ‚Resterampe‘ zu sprechen, ist eine absolute Unverschämtheit.“

 

Hohe Stabilität und Verlässlichkeit

Dass die beiden Routiniers im Außendienst inzwischen zu wichtigen Faktoren des mit zehn Punkten gelungenen Bundesligastarts des Aufsteigers avanciert sind, zeigen allein ihre Einsatzzeiten: Acht von acht Spielen hat Dennis Aogo absolviert, der zwischenzeitlich gar als Kapitän auflief. Und auch der zweifache türkische Meister Andreas Beck, der spät von Besiktas Istanbul verpflichtet wurde und so erst am dritten Spieltag auf Schalke einsatzbereit war, hat bisher jedes Spiel gemacht. „Wir hatten mit Dennis und Andy immer eine defensive Stabilität und eine hohe Verlässlichkeit“, sagt der VfB-Trainer Hannes Wolf vor dem Gastspiel an diesem Samstag in Leipzig, wo es ja zunächst einmal auf das Verteidigen ankommen wird.

Gegen den 1. FC Köln hatte Wolf den Blondschopf Beck allerdings erstmals aus der Startelf rotiert, ehe dieser nach der frühen Verletzung von Marcin Kaminski wieder zurück auf den Rasen kam. Doch allein diese kurze Demission zeigt, dass zwar vieles gut, aber längst nicht alles optimal läuft auf den Außenbahnen des VfB.

Schließlich agiert der Aufsteiger in einem 5-2-2-1-System – mit einer Dreierkette, die sich zu einem Fünferriegel erweitern lässt, sowie zwei davor spielenden Sechsern. Das bedeutet, dass sieben Spieler zunächst mit defensiven Aufgaben beschäftigt sind. Weil die Außenverteidiger höher stehen, sollten gerade sie für Unterstützung der drei offensiven Kollegen sorgen, indem sie die Linie rauf und runter rennen und zu Flankenläufen ansetzen.

Dabei sind allerdings auch Antrittsschnelligkeit und ein gutes Eins-gegen-eins-Spiel gefragt. Fähigkeiten, die nicht gerade zu den größten Stärken von Aogo und Beck gehören. „Mit ein bisschen Glück könnten beide bei drei Torvorlagen liegen“, sagt der VfB-Trainer Wolf zwar. Doch tatsächlich steht bisher aus dem Spiel heraus für beide Akteure jeweils die null in den Rubriken Torvorlagen und Treffer. Es kommt also zu wenig Zwingendes von den Flügeln.

Zwei Assists nach Eckbällen hat Aogo immerhin auf der Habenseite stehen. So bediente er im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 den Innenverteidiger Holger Badstuber, der den 1:0-Siegtreffer erzielte, während er in Frankfurt den Kopf von Simon Terodde fand, dem das 1:1 gelang.

Aogo sieht noch Luft nach oben

„Wenn man berücksichtigt, dass beide spät kamen und hier keine Vorbereitung hatten, dann finde ich ihre Leistungen schon sehr bemerkenswert“, sagt Wolf – und auch Aogo ist ist mit seiner Zwischenbilanz zufrieden. „Meine Leistung auf dem Platz ist in Ordnung. Natürlich gibt es noch Potenzial nach oben“, sagt der Linksfuß, der einst in der Fußballschule des SC Freiburg das Kicken erlernte: „Immerhin sehe ich meine Rolle auch darin, Chancen zu kreieren.“

In Leipzig dürften Aogo und Beck wieder zur ersten Wahl zählen, weil in der Arena der Roten Bullen um den Ex-Stuttgarter Timo Werner (26 Tore in 37 Ligaspielen für Leipzig) zunächst einmal stabil verteidigt werden muss. Weil der Vizemeister zudem stark im Gegenpressing ist, ist in der Rückwärtsbewegung des VfB Routine gefragt. Dennoch ist Konkurrenz für die zwei 30-Jährigen in Sicht. „Es dauert mit Sicherheit nicht mehr lange, bis wir ihn auf den Platz sehen“, sagt Hannes Wolf etwa über Emiliano Insua, der im Hintergrund bereits mit den Hufen scharrt.