Roswitha Wenzl, die Geschäftsführerin des Fördervereins Kinderfreundliches Stuttgart, sagt Adieu. Bei der feierlichen Verabschiedung erhielt Wenzl vier bunte Erdmännchenfiguren und viele lobende Worte für ihr jahrelanges Engagement.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Erdmännchen sind die sozialsten Wesen im Tierreich. Sie haben in aufrechter Position unablässig wachsam das Geschehen in der Savanne im Auge – Charaktereigenschaften, die der Vorstand des Fördervereins Kinderfreundliches Stuttgart e. V. bei seiner scheidenden Geschäftsführerin Roswitha Wenzl auch entdeckt hat. Deshalb überreichten ihr die Vorsitzenden Stefan von Holtzbrinck und Stephanie Mair-Huydts zum Abschied vier quietschbunte Erdmännchen-Skulpturen des Künstlers Ottmar Hörl. „Du bist unsere Erdmännchenfrau. Damit Du nicht alleine bist, bekommst Du ein Rudel dazu“, scherzte die Vorstandsfrau Mair-Huydts. Holtzbrinck zählte zehn Wunder auf, die Wenzl für die Kinder vollbracht hatte.

 

Dazu gehören zum Beispiel der 24-Stunden-Spendenlauf für Kinderrechte, die kinderfreundliche Hausordnung, die Kids-Week, die Aktion sicherer Schulweg, die Verteilung von Obst an Schulen und die Vorlesepaten, von denen Stuttgart bundesweit die meisten hat. Nach elf Jahren hatte Roswitha Wenzl den Stab als Geschäftsführerin zum 1. Februar an Silke Schmidt-Dencker weiter gegeben. Am 2. März wurde sie jetzt offiziell verabschiedet. Viele aus der Lokalpolitik und Wirtschaft waren gekommen, denn die Geschäftsführerin des Vereins, der 2004 auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster gegründet wurde, war für ihre Sache rührig auf vielen Ebenen unterwegs gewesen. Von 2003 bis Ende 2012 war sie zudem die erste Kinderbeauftragte der Stadt.

Alt-OB Wolfgang Schuster erinnerte an die Anfänge seiner Initiative für eine kinderfreundliche Stadt: Als er vor 15 Jahren gefragt wurde, wo es eine Ganztageskita gäbe, musste er schlucken: Es gab keine. Tatsächlich fehlte es der Stadt aber auch an den Kindern selbst. Im Jahr 2000 ergab eine Erhebung, dass in nur 18 Prozent der Haushalte ein Kind beziehungsweise ein Jugendlicher unter 18 Jahren lebte. Die Hälfte davon waren Familien mit Migrationshintergrund. „Ohne die hätten wir gleich das große Altersheim eröffnen können“, folgerte Schuster rückblickend.

In Roswitha Wenzl hätten die Kinder der Stadt eine Aktivistin erhalten, „die beharrlich dicke Bretter bohren konnte“, sagte Schuster. Auch die Bürgermeisterin für Kultur, Schule und Sport, Susanne Eisenmann, würdigte Roswitha Wenzl launig und pointiert: „Sie hat eine unglaublich liebenswürdige Penetranz an sich.“ Wurde sie abgewiesen, sei sie mit Charme durch die Hintertür wieder gekommen. „Sie haben Wärme versprüht“, lobte Eisenmann.

Roswitha Wenzl bleibt auch nach ihrem Weggang nach München den Kindern treu – vorzugsweise den Flüchtlingskindern und als Wissenschaftlerin. „Ich arbeite jetzt an Konzepten, wie es uns gelingen kann, dass wir zukünftig mit so vielen verschiedenen Ethnien zusammenleben können“, erklärt sie.

Ihre Nachfolgerin Silke Schmidt-Dencker arbeitete bereits im Kinderbüro der Stadt und betreute dort die Mitarbeit im europäischen Netzwerk Cities for Children. Außerdem engagiert sich die ehemalige Bankerin im Verein Frauen helfen helfen e. V. und der Bürgerstiftung.