Das Lifestyle-Geschäft spielt in der Autoindustrie eine immer wichtigere Rolle. Porsche setzt dabei auf Produkte aus den eigenen Designstudios. Dort entstehen sogar Pläne für Hochhäuser.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Regenschirm, Schlüsselanhänger, Bobby Car – das sind die gängigsten Merchandising-Produkte in der deutschen Automobilindustrie. Jeweils versehen mit dem Markenlogo von Audi, BMW, Mercedes-Benz, Opel oder Volkswagen. Auch Porsche bietet diese Klassiker an.

 

Doch beim Besuch des Verkaufszentrums auf dem Stuttgarter Pragsattel wird vor allem deutlich, was den Sportwagenhersteller in diesem Segment von der Konkurrenz unterscheidet. Es ist das ganz eigene Design der Produkte. Während die anderen Fahrzeughersteller in der Regel ihr gesamtes Geschäft mit dem Namen „Beyond Automotiv“ über Fremdfirmen abwickeln, werden diese unter dem Porsche-Dach größtenteils selbst entworfen und in manchen Fällen sogar produziert.

Schlüsselanhänger gehören zu den Klassikern Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Mythos Porsche jenseits des Automobils

Dieses Geschäftsfeld hat für den Zuffenhäuser Autobauer eine solche Bedeutung, dass es in einer Tochtergesellschaft mit Sitz in Ludwigsburg zusammengeführt wurde. Dort ist Stefan Buescher als Chef der Lifestyle Group dafür zuständig, dass Porsche nicht allein als Anbieter von Premium-Fahrzeugen wahrgenommen wird, sondern auch in ganz anderen Bereichen Luxus symbolisiert. „Wir übertragen den Mythos Porsche auf Produktwelten jenseits des Automobils – also Beyond Automotive “, sagt Stefan Buescher.

Dieses Konzept entstand bereits im Jahr 1972: Nach dem Rückzug der Familie Porsche aus dem operativen Autogeschäft gründete Ferdinand Alexander Porsche im österreichischen Zell am See ein Designstudio und widmete sich zunächst der Gestaltung von Uhren. Der Enkel von Firmengründer Ferdinand Porsche machte sich im Geschäft mit hochwertigen Chronografen mit den Initialen F.A. auch in dieser Branche schnell einen Namen. Der Erfinder des Porsche-Designs starb 2012 in Salzburg.

Eine Uhr, die sich wie der Porsche 911 konfigurieren lässt

Klassische Uhren sind bis heute ein wichtiger Bestandteil im Lifestyle-Kosmos von Porsche. Auch weil hier der Bezug zur Sportwagenikone 911 besonders deutlich herausgearbeitet ist. Im Porsche-Zentrum auf dem Stuttgarter Pragsattel liegen die verschiedenen Ausführungen der Serie Custom Build unter dickem Glas. Diese bis zu 11 000 Euro teure Uhr lässt sich wie ein Auto konfigurieren. Heraus kommt ein persönlicher Sportwagen fürs Handgelenk, dessen Farben, Form und Material auch im 911er zu finden sind. Besonders schön zu erkennen am Aufzugsrotor, der in diesem Fall eine Miniaturfelge ist.

Die Porsche Uhren werden in einer eigenen Manufaktur in der Schweiz produziert und unterliegen somit den dort geltenden höchsten Zertifizierungsmaßstäben. „Moderner Luxus definiert sich nicht nur über Markennamen, Preis und Qualität. Es zählt ganz besonders die Geschichte hinter dem Produkt“, sagt Stefan Buescher.

Stefan Buescher Foto: Porsche/mathiasbothor.com

Es sind klassische Farben und Formen die trotz große Produktvielfalt aus Kleidung, E-Bikes, Brillen oder Parfüms den Verkaufsraum auf dem Pragsattel zu einer Einheit werden lässt. Für diese klare Porsche-Linie zeichnen sich in der Lifestyle Group 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verantwortlich. Davon sind 30 als Designer tätig, nach deren Entwürfen zumeist Lizenzpartner die verschiedenen Produkte herstellen. Der kreative Mittelpunkt ist nach wie vor Zell am See. Weitere Studios befinden sich in Ludwigsburg, Berlin, Shanghai und Los Angeles.

Ganz groß gedacht wird im jüngsten Lifestyle-Geschäftsfeld mit dem Namen Real Estate. Der Design Tower, in dem sich das Stuttgarter Porsche-Zentrum befindet, basiert auf einem Entwurf aus dem eigenen Haus, ebenso ein Wohnturm in Miami. „Wir sehen hier großes Potenzial für Porsche Design und befinden uns in erfolgversprechenden Gesprächen für Projekte in Toplagen in verschiedenen internationalen Metropolen. Wirtschaftlich sei dieses Geschäft auch sehr interessant, sagt Stefan Buescher, der 2023 als das „mit Abstand umsatzstärkste Jahr in der Geschichte von Porsche Design“ verbuchen konnte.

Porsche reagiert damit auf den radikalen Umbruch in der Automobilindustrie und der damit verbundenden Unsicherheit. Dem steuert man auch mit Hilfe der Lifestyle Group entgegen, deren Aufgabe es ist, den Markennamen auf vielen Ebenen zu platzieren, um davon zu profitieren.

In unserer Bildergalerie haben wir einige Lifestyle-Produkte von Porsche gesammelt. Viel Spaß beim Durchklicken.

und der Produktion