Seit 2014 wird der Handball-Supercup zwischen Meister und Pokalsieger in der Stuttgarter Porsche-Arena ausgetragen. Am 23. August zwischen Kiel und den Rhein-Neckar Löwen zum letzten Mal?

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Wie viel Handball verträgt Stuttgart? Eine ganz schöne Portion, wenn man bedenkt, dass der örtliche Bundesligist TVB in der vergangenen Saison in 17 Heimspielen 16 Mal ein ausverkauftes Haus vermeldete. Das kann sich sehen lassen. „Stuttgart ist ein Handball-Kerngebiet, das zeigt unsere Marktforschung immer wieder“, sagt auch Frank Bohmann, Geschäftsführer der Liga (HBL) anlässlich des bevorstehenden Supercups zwischen dem Meister (und Titelverteidiger) Rhein-Neckar Löwen und dem Pokalsieger (und Rekordgewinner) THW Kiel am nächsten Mittwoch um 19 Uhr.

 

Auf das eine Spiel mehr kommt es also nicht an, könnte man meinen angesichts einer schon nahezu ausverkauften Porsche-Arena, für die es lediglich noch 500 Karten gibt. Das wiederum kommt auf den Blickwinkel an. Jürgen Schweikardt, der Geschäftsführer des TVB Stuttgart, sagt zu diesem Thema jedenfalls. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust.“ Das des gemeinen Handballfans, der sich über das Angebot an Spitzenspielen natürlich freuen kann – und das des Vereinsfunktionärs, der erkennen muss: „Für uns ist das eher eine kritische Angelegenheit.“

Konkurrenz zum Bundesliga-Start

Vor allem weil die Mannschaft den Bundesliga-Auftakt schon gut 20 Stunden nach dem Supercup-Finale gegen MT Melsungen bestreiten muss – just wieder in der 6211 Zuschauer fassenden Porsche-Arena. Da wird es ein Kraftakt, an die Vorjahresbilanz anzuschließen und für ein erneut ausverkauftes Haus zu sorgen, auch wenn inzwischen mitten in den Schulferien knapp 5000 Karten weg sind. Dennoch ist dieses Termingerangel für alle Beteiligten suboptimal, was auch dem neuen Bundesliga-Spielplan geschuldet ist, der jetzt den Donnerstag als Regelspieltag vorsieht.

Nachdem der Vertag der HBL mit Stuttgart nach vier – insgesamt erfolgreichen – Jahren ausläuft, drängt sich die Frage auf: Wo findet der Supercup künftig statt? Antwort offen. Bohmann sagte am Mittwoch nur: „Für uns ist Stuttgart der erste Ansprechpartner.“ Aber auch erste Wahl? Für die Stadt spricht das gute Umfeld und die Infrastruktur auf dem Wasen mit Hotel-Anbindung sowie die ideale und nicht zu große Hallenkapazität. „Es passt hier“, sagt Bohmann – aber: Die ursprüngliche Idee war, dorthin zu gehen, wo es keinen Spitzenhandball gibt (wie 2014 in Stuttgart, als der TVB noch zweitklassig war). Der gleiche Maßstab gilt auch für das jährliche All-Star-Spiel, das aber trotz eines Bundesligisten auch 2018 in Leipzig stattfinden wird, also kein K.-o.-Kriterium ist. Bohmann: „Das Interesse anderer Arenen ist groß.“

Wobei die Vorgaben aber auch nicht auf allzu viele Standorte zutreffen. München etwa, wie schon in der Vergangenheit, Oberhausen vielleicht oder Düsseldorf. Im Moment weiß Bohmann nur eines: „Wir werden uns rasch zusammensetzen und eine zeitnahe Entscheidung fällen.“

Sportbürgermeister will Supercup

Wobei Martin Schairer seinen Hut schon mal in den Ring wirft. „Ich hoffe, dass wir weiter Standort sein können“, sagt der Stuttgarter Sportbürgermeister auch im Hinblick auf das Topspiel der Löwen gegen die Zebras aus Kiel. Mehr Handball geht vielleicht, aber besserer nicht. Der Supercup könnte jedenfalls einen Vorgeschmack auf die Saison liefern, in der Bohman die ausgeglichenste Runde seit seinem Amtsantritt erwartet, also seit 2003.

Vorne mit den großen Drei Kiel, Flensburg und den Löwen, aber auch hinten, wobei der HBL-Boss den TVB nicht mehr als Abstiegskandidaten einstuft, sondern zwischen Platz zehn und 14. Hoffentlich, denken sich die Fans in der Region. Denn eines wäre fatal: Wenn Stuttgart erst den Supercup verlöre und am Ende auch seinen Bundesligisten. Dann gäbe es zwar kein Termingerangel mehr, aber lange Gesichter.