Der Polizist und Autor Jochen Frech hat seinen zweiten Kriminalroman „Dezembermord“ veröffentlicht. Wenn er Gewalt beschreibt, geht er es vorsichtig an, aus Sorge um seine Leser.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Die Geschichten kommen zu mir. Ein Gedanke entsteht zum Beispiel, wenn ich über eine Wurzel stolpere. Dann grabe ich nach wie ein Archäologe und schaue, wie viel da zu finden ist. Manchmal brauche ich dazu nur ein feines Instrument wie eine Zahnbürste zum Beispiel, manchmal aber auch einen Spaten.“ So bildreich beschreibt der Autor Jochen Frech seine Themenfindung und seine Liebe zum Geschichtenerzählen. Nun hat der Polizeihauptkommissar aus Süßen einen neuen Stoff ausgegraben: „Dezembermord“ lautet der Titel seines zweiten Kriminalromans, der im Stauferland angesiedelt und bei Emons erschienen ist.

 

Die Göppinger Kripo schlägt sich mit einem geheimnisvollen Toten herum

Württemberg Krimi“ steht auf dem Buchumschlag. Frech ist nicht so glücklich mit dieser Vermarktungsidee seines Verlags, der ihn irgendwo zwischen Adria- und Zürich-Krimi verortet und den Regionalkrimi bereits seit den 1980er Jahren im Programm hat. Einen Regionalkrimi habe er aber nicht geschrieben, meint Frech. Auch wenn es um einen geheimnisvollen Toten geht, der im Stauferbrunnen im Schlosswäldchen hinter dem Göppinger Amtsgericht ertränkt wurde und mit dessen Aufklärung sich nun die Göppinger Kripo herumschlagen muss.

„Die Geschichte könnte überall spielen“, behauptet der Polizist, der schon die Polizei-Sportbildungsstätte Baden-Württemberg leitete und Angehöriger eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) war und mit internationalen Anti-Terror-Spezialisten zusammenarbeitete. Aber es sei für ihn natürlich einfacher, Schauplätze zu wählen, die ihm vertraut seien. „Ich kenne hier jeden Stein“, beschreibt der 50-Jährige seine Verbundenheit mit seiner Heimat. Und auch die polizeiliche Ermittlungsarbeit sei ihm haarklein vertraut.

Beim „Tatort“ stimmt nicht alles

Aber anders als im sonntäglichen „Tatort“, in dem manchmal schon ein eher lächerliches Bild der Polizei gezeichnet werde, will er deren oft verzwickte Puzzlearbeit so realistisch wie möglich abbilden. „Die Kripo arbeitet immer in großen Teams mit um die 30 Kollegen“ erläutert er. Und übrigens: „In Wirklichkeit gehen die Chefs natürlich nicht mit raus“.

Kein Wunder also, dass Jochen Frechs neuer Stoff wieder ein Krimi geworden ist. Wie zuvor schon sein Erstling „Hochsommermord“, in dem er den ehrgeizigen Ermittler Moritz Kepplinger erstmals auf die Fährte des Bösen schickte. Doch der Begriff des Bösen sei gar nicht so leicht zu fassen. Schon während seiner Zeit beim SEK sei ihm klar geworden, dass ein Mensch nicht ausschließlich gut oder böse sei, sinniert der Autor. Aber eines stehe für ihn unumstößlich fest: Er verabscheue Gewalt. Trotz seines Ringens um realistische Figuren und Handlungen gehe er mit dem Thema vorsichtig um. „Ich bin gezwungen, einen Filter auf die Geschichte zu legen. Wenn ich alles so zeichnen würde, wie ich es als Polizist erlebt habe, würden mich die Leser für die Gewalt hassen“, sagt der Autor.

Trotzdem sei die Geschichte der Boss. „Ich bin nur das Medium“, erklärt Frech weiter. Und manchmal raubten ihm die Figuren auch den Schlaf, wenn sie immer weiter vorwärts drängten. So erging es dem Autor auch mit seinem Politthriller „Tödliche Distanz“, der 2014, in sieben Episoden aufgeteilt, als E-Book erschien.

Mit zu vielen Talenten geboren worden

Trotz aller Neugierde auf andere Menschen und Kulturen, die er beim Reisen stille, lebe er gerne auf dem Land. Die Ruhe sei für ihn sehr wichtig. Und wenn es ihm einmal zu turbulent werde, schnüre er sein Bündel und ziehe in den Bergen eine Woche lang von Hütte zu Hütte.

Zum Schreiben hat sich Frech ein Atelier im eigenen Garten eingerichtet. Dort kommt der rastlose Wanderer zwischen der realen und seinen literarischen Welten zur Ruhe. Und es klingt wie ein idealer Ort, wenn Frech diesen Mikrokosmos beschreibt, an dem er auch malt, zeichnet, seiner Leidenschaft für das Fotografieren frönt, musiziert oder an seiner Selbstverteidigung feilt. „Ich bin eigentlich mit viel zu vielen Talenten geboren worden“, stellt er ein wenig zerknirscht fest.

Die Lesereise im Kreis beginnt

Die nächsten Lesungen von „Dezembermord“ mit Jochen Frech stehen fest: Am Donnerstag, 19. Oktober kommt der Autor um 20 Uhr in die Barbarossa-Buchhandlung nach Göppingen. Weiter geht es am Mittwoch, 8. November, um 20 Uhr mit der Buchhandlung Dölker in Salach. Am Dienstag, 5. Dezember, hat Frech einen Termin auf Einladung des Geislinger Literaturnetzwerkes in der örtlichen Bücherei, 19.30 Uhr, und am Montag, 11. Dezember, liest der Autor von 19.30 Uhr an in der Eislinger Stadthalle.

Jochen Frech leitet die Foto- und Videozentrale einer Bereitschaftspolizeidirektion. Mit seinem 20-köpfigen Fachteam bereitet er Film- und Fotomaterial der Polizei so auf, dass es von den Gerichten verwertetwerden kann.