So wie es aussieht, bekommt Plieningen nicht so bald einen Wochenmarkt. Märkte Stuttgart erteilt dem Ansinnen erneut eine Absage. Das Argument: Vor 20 Jahre sei der Markt auf dem Mönchhof eingegangen. Im Gespräch ist zudem eine Markthalle.

Plieningen - Manchmal müssen Bezirksvorsteher einen langen Atem haben – zum Beispiel, wenn sie ein Vorhaben gut finden, das im Moment nicht durchsetzbar zu sein scheint. So ist es mit der Idee eines Wochenmarkts in Plieningen. Andrea Lindel hatte im vergangenen September in dieser Zeitung ihre Unterstützung dafür geäußert, einen neuen Versuch in Sachen Wochenmarkt im Bezirk zu starten. „Das tut jedem Ort gut“, sagte sie damals.

 

Der städtische Eigenbetrieb Märkte Stuttgart GmbH sieht das anders. Er hat den Plänen für einen Plieninger Wochenmarkt erneut eine Absage erteilt. Axel Heger, der Geschäftsführer der Märkte Stuttgart, verweist darauf, dass es vor 20 Jahren einen Wochenmarkt vor der Zehntscheuer gegeben habe. „Der ist nach ein paar Jahren eingebrochen, weil die Nachfrage gefehlt hat“, sagt er. „Alternativ wäre ein Standort im Zentrum möglich gewesen, weil der Mönchhof offenbar zu abgelegen für einen Wochenmarkt war. Das wäre aber Konkurrenz für den Einzelhandel gewesen.“

Die Nahversorgung sei gut in Plieningen

Ohnehin ist es nach den Worten von Heger um die Nahversorgung in Plieningen besser bestellt als in anderen Stuttgarter Stadtbezirken. „Wir konzentrieren uns darauf, neue Wochenmärkte dort zu etablieren, wo die Menschen Schwierigkeiten haben, sich mit Gütern des täglichen Gebrauchs zu versorgen.“

Bezirksvorsteherin Lindel hat einerseits Verständnis für das Nein der Märkte Stuttgart. „Es gibt in Plieningen keinen zentralen Platz für so einen Markt.“ Doch sie will die Idee eines Marktes nicht ganz zu den Akten legen. „Manchmal muss man eben dicke Bretter bohren.“ Lindel ist überzeugt davon, dass der Bedarf an regional erzeugter Ware heute größer ist als vor 20 Jahren – und dass dieser Trend anhalten wird. Im Moment sei der Druck der Öffentlichkeit nicht groß genug, um ein solches Vorhaben voranzubringen, sagt Lindel. Ihre Formulierung legt nahe, dass sie dies nicht für alle Zeit in Stein gemeißelt hält.

Schönes Ambiente vor der Zehntscheuer

Auch Folker Baur, der Zweite Vorsitzender der Plieninger Leistungsgemeinschaft, glaubt, dass die Nachfrage nach frischer Ware vom Markt heute größer ist als vor zwei Jahrzehnten. Er bedauert die Entscheidung von Märkte Stuttgart. „Ich glaube, dass das Ambiente rund um die Zehntscheuer heute attraktiver ist und der Markt deshalb besser angenommen würde.“ Eine Konkurrenz für den Einzelhandel ist ein Wochenmarkt aus Baurs Sicht nicht. „Der findet ja nur einmal in der Woche statt und bietet zum Teil auch andere Ware an.“ Auf der anderen Seite kann Baur die Beschicker verstehen, die nach Umsatzaussichten kalkulieren. „Das muss man akzeptieren.“

Alternativ zu einem Markt unter freiem Himmel wurde vor zwei Jahren das Konzept einer Markthalle in Plieningen entwickelt. Das Stadtplanungsamt schlug vor, auf der Freifläche neben dem Hotel Filder eine solche Halle zu errichten. Die Wirtschaftsförderung der Stadt erklärte, dass ein solches Vorhaben die Attraktivität des Standorts für Einzelhandelskunden erhöhen könnte. Sie kam zu einer ähnlichen Bewertung wie die Plieninger Leistungsgemeinschaft. Weiter verfolgt wurden die Pläne bis heute nicht, heißt es von Seiten der Wirtschaftsförderung. „Es gibt eine Grundstückskonstellation mit verschiedenen privaten Eigentümern an der diskutierten Stelle. Wir schauen, wie sich das entwickelt, forcieren aber nichts“, sagt Ines Aufrecht, die Leiterin der Wirtschaftsförderung. Dass die Märkte Stuttgart die Chancen eines Wochenmarkts negativ bewerten, ist für Aufrecht kein Argument gegen eine Markthalle. „Das lässt sich nicht vergleichen, etwa wenn ich an die Öffnungszeiten oder das Sortiment denke.“

Landwirtin sieht es gelassen

Derzeit bieten die Hofläden für die Plieninger Gelegenheit, sich mit regional produziertem Obst und Gemüse einzudecken. Andrea Lindel sieht ein Problem darin, dass die Hofläden unter der Konkurrenz leiden könnten, falls es in Plieningen einen Wochenmarkt oder eine Markthalle geben sollte. „Das ginge schon zu Lasten der Hofläden.“ Gleichwohl scheint sich die Furcht vor einem solchen Wettbewerb bei den Betroffenen selbst in Grenzen zu halten. Monika Mayer vom Haldenhof sieht einen möglichen Wochenmarkt gelassen. „Wir produzieren Demeter-Ware. Deshalb würden wir unsere Kunden auch behalten. Die Leute haben Gründe, warum sie bei uns einkaufen wollen.“ Auf einem möglichen Markt mit einem Stand vertreten zu sein, kann sich Mayer nicht vorstellen. „Wir haben mit dem früheren Markt am Mönchhof schlechte Erfahrungen gemacht. Das käme für uns nicht in Frage.“ Anders ausgedrückt ist ihre Angst vor der Konkurrenz auch deshalb gering, weil sie an deren Erfolg auf einem möglichen neuen Plieninger Wochenmarkt ohnehin nicht wirklich glaubt.