Spielhallen, Billigläden und Geschäftsräume, die leer stehen: Solche Entwicklungen gibt es auch im Ortszentrum von Feuerbach an einigen Stellen zu beklagen. Der Bezirksbeirat pocht daher auf eine nachhaltige Aufwertung der Stuttgarter Straße.

Feuerbach - Der Berg kreißte und gebar eine Maus“, fasste Roland Saur, Bezirksbeirat der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus, die Ergebnisse und Empfehlungen der Studie „Stadtteilzentren konkret“ des Büros Dr. Donato Acocella zusammen. So dick der 138 Seiten umfassende Bericht auch ist, so dünn erschien den Feuerbacher Bezirksbeiräten der daraus resultierende Gewinn für die Stuttgarter Straße: „Ich bin enttäuscht von der Studie“, sagte Grünen-Sprecher Reiner Götz in der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirates. Ähnlich äußerten sich auch Vertreter anderer Fraktionen: „Ich denke, bei der Analyse sind wir uns alle einig“, sagte CDU-Sprecher Dirk Teichmann. Denn in der Beschlussvorlage wurden lediglich die Modernisierung der Tiefgarage im Burgenlandzentrum und die „Herstellung des Grazer Platzes“ eingearbeitet. Aber das war den Bezirksbeiräten eindeutig zu wenig.

 

Auch in Feuerbach gibt es eine Abwärtsspirale

Dabei steht hinter dem sperrigen Titel „umsetzungsorientierte Untersuchung/Konzeption Stadtteilzentren konkret – Handlungskonzepte für lebendige Stadtteilzentren“ durchaus ein ambitioniertes Konzept. Die Ergebnisse und Empfehlungen der Studie stellten Hermann-Lambert Oediger, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung, und Frank Gwildis vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung in der Sitzung vor. Ausgangspunkt der Acocella-Analyse ist, dass die Stadt der Abwärtsspirale im Einzelhandel mit einem Konzept begegnen will. Zu den insgesamt sechs Bezirken, die untersucht wurden, gehört auch Feuerbach. Dort sei die Einkaufssituation zwar besser als in vielen anderen Stadtbezirken, sagte Hermann-Lambert Oediger, doch wichtig sei „prophylaktisch“ gegen Fehlentwicklungen vorzugehen.

Auch in Feuerbach sind Trading-Down-Effekte ablesbar. Im Jahr 2008 betrug die Verkaufsfläche 42 700 Quadratmeter. 2016 waren es nach Angaben der Studie dann nur noch 37 425 Quadratmeter. Das entspricht einem Rückgang von zwölf Prozent. Eine Sondersituation ergebe sich in Feuerbach allein aufgrund der Länge der Einkaufsmeile: Sie messe rund 950 Meter, das sei von der Länge her fast schon vergleichbar mit der Königstraße, sagte Gwildis.

Während sich im östlichen Bereich mit dem Roser-Platz und Marktkauf großflächige Betriebe konzentrieren, sind im westlichen Bereich eher kleinere Geschäfte angesiedelt. Für die unterschiedlichen Teile der Stuttgarter Straße entwickelt die Studie daher gesonderte Handlungsempfehlungen: Im oberen Teil ist zum Beispiel die Entwicklung und Aktivierung des Baublocks Klagenfurter Straße/Stuttgarter Straße/Kelterplatz ein Schlüsselprojekt. Dort könnten weitere Geschäfte sowie eine Quartiersgarage und ein lebendiger Fußgängerbereich zwischen Stuttgarter Straße und dem Kelterplatz entstehen. Doch bisher scheiterte jegliche Entwicklung des Gebietes an den schwierigen Eigentumsverhältnissen.

Plätze und Kreuzungsbereiche sollen aufgewertet werden

Weitere Defizite gestalterischer Art seien „am Grazer Platz und am Kreuzungsbereich Stuttgarter, Feuerbacher-Tal-, Hohewartstraße festzustellen“, ist in der Studie zu lesen. Für diesen Bereich wird vorgeschlagen, Pflaster, Möblierung und Beleuchtung aufzuwerten, den Straßenraum als verkehrsberuhigten Bereich (shared space) zu gestalten. Zudem sollte der Wochenmarkt auf dem Kelterplatz besser angebunden werden. Im unteren Bereich der Stuttgarter Straße rückt die Studie die Modernisierung des Marktkaufes in den Fokus. Durch die Sanierung der Immobilie und die Gestaltung des Platzes davor könnte dieser Bereich aufgewertet werden. Zu den geplanten Geschäften am künftigen Quartier am Wiener Platz beim Bahnhof sagte Oediger, dass dort der Einzelhandel nur eine ergänzende Rolle spielen dürfe: „Sonst machen wir die Stuttgarter Straße kaputt.“

Wer gedacht hatte, Oediger werde nun auch einen Plan vorlegen, wie dieses Maßnahmenpaket finanziert werden könne, sah sich getäuscht. SPD-Bezirksbeirat Martin Härer hakte nach: „Sind die 150 000 Euro im kommenden Doppelhaushalt als Gesamtsumme für alle sechs Stadtbezirke gedacht?“ Oediger bejahte.

Ein paar Verschönerungen und kosmetische Maßnahmen sind zu wenig

Um die Kritik am viel zu klein bemessenen finanziellen Rahmen gleich in konkrete Bahnen zu lenken, brachte Jochen Heidenwag (Freie Wähler) einen Antrag ein. Gefordert wird darin, einen Investitionsfond zur Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen einzurichten. Als Summe für den kommenden Doppelhaushalt wurden 600 000 Euro angesetzt. Doch der Antrag fand keine Mehrheit und wurde mit sechs Gegenstimmen abgelehnt. Härer, der sich selbst enthielt, meinte hinterher: „Wir wollen erst konzeptionell überlegen, wie die Stuttgarter Straße aufgewertet und umgestaltet werden soll, um dann im zweiten Schritt die dafür notwendigen Mittel zu beantragen.“ Für Bezirksvorsteherin Andrea Klöber kam die Ablehnung überraschend: Nur an Konzepten zu feilen, reiche nicht. „Wir müssen mal anfangen, etwas konkret umzusetzen“, fasste sie hinterher zusammen (siehe Kommentar). Heidenwag treibt ähnliches um: „Alle sagen, die Stuttgarter Straße muss weiterentwickelt und zukunftsfähig gemacht werden. Aber meine Sorge ist, dass wir so große Hürden aufstellen, dass am Ende gar nichts passiert.“

Reiner Götz strebt dennoch den großen Wurf an: Mit kosmetischen Maßnahmen in einer zentrumsnahen Tiefgarage und ein paar Verschönerungen im Bereich Grazer/Stuttgarter Straße, werde man „die Stuttgarter Straße nicht vitalisieren können“, sagt er. Auch Teichmann forderte: „Wir brauchen eine größere Lösung.“ Der Vorschlag, eine Fußgängerzone im Straßenraum der Stuttgarter Straße einzurichten, den der CDU-Sprecher ins Spiel gebracht hatte, werde in der Studie nicht mal erwähnt. Martin Härer meinte: „Es ist nicht damit getan, dass man an einzelnen Stellen Verschönerungsvorschläge macht.“ Vielmehr gehe es darum, die Aufenthaltsqualität der Stuttgarter Straße insgesamt zu verbessern. Einen entsprechenden Vorschlag habe die SPD bei den Haushaltsberatungen eingebracht, betonte Härer und holte den Passus hervor. Dieser wurde nach einstimmigem Beschluss in den städtischen Beschlussantrag aufgenommen.