Bosch will fahrerloses Parken ab 2018 in Projekten testen. Es machen mehr Autobauer mit als bisher bekannt. Parkhausbetreiber haben aber Zweifel an der Wirtschaftlichkeit.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Gespräche über fahrerloses Parken in Parkhäusern werden in der Automobilbranche offenbar schon länger geführt als bekannt: Laut dem Bundesverband Parken gibt es seit Ende 2016 einen runden Tisch beim Verband der Automobilindustrie (VDA), an dem neben Bosch und Daimler auch Porsche, Volkswagen, Audi, Ford und Opel sitzen – und über die Parkhaus-Revolution beraten. Eine entsprechende Anfrage beim VDA blieb bis zum Montagabend unbeantwortet.

 

Am Montag hat Bosch zusammen mit Daimler in Stuttgart erstmals die neue Technologie präsentiert und dabei gezeigt, wie sich Autos künftig selbstständig in Parkhäusern zurechtzufinden sollen. Wenn es nach Bosch geht, sind die Tage des Herumkurvens durch Parkhäuser auf der Suche nach einer Parklücke schon bald gezählt. Die Vorführung in der Tiefgarage des Mercedes-Benz-Museums hat gezeigt, dass es wohl nicht an der Technik hapert: Autos können nach einem Klick aufs Smartphone selbst einparken, während der Fahrer vor dem Parkhaus aussteigen und seinen Erledigungen nachgehen kann.

S-Klasse findet sich autonom bestens zurecht

Eine S-Klasse, gesteuert durch das sogenannte „Automated Valet Parking“, demonstrierte das in der Museumsgarage bei Daimler und fand sich dort bestens zurecht. Das intelligente System könne sich laut Bosch sogar im Mischverkehr bewegen; also wenn computer- und manuell gelenkte Fahrzeuge gemeinsam im Parkhaus unterwegs sind.

Gerhard Steiger, Vorsitzender des zuständigen Bosch-Geschäftsbereichs Chassis System Control, erklärte: „Durch den Einsatz intelligenter Parkhausinfrastruktur und ihrer Vernetzung mit Fahrzeugen ist es uns gelungen, das fahrerlose Parken deutlich früher als geplant zu realisieren.“ Bereits Anfang 2018 sollen die ersten Pilotprojekte starten.

Verband äußert Zweifel an Wirtschaftlichkeit

Steiger betonte, dass das System einerseits sicherer sei, als wenn menschliche Lenker sich durchs Parkhaus quetschen: „40 Prozent aller Unfälle werden durch das Parken verursacht.“ Andererseits sollen neben dem Autofahrer auch die Parkhausbetreiber von der Technologie profitieren. So verspreche das systemgesteuerte Parken mehr Effizienz bei der Nutzung der Flächen, so der Bosch-Manager.

Gerhard Trost-Heutmekers, Geschäftsführer des Bundesverbands Parken, sieht das Vorhaben allerdings skeptisch, vor allem wegen der hohen Kosten. Bosch spricht aktuell von sechsstelligen Beträgen, um ein Parkhaus mit dem automatischen Einparksystem auszustatten. „Außerdem geben die gesetzlichen Anforderungen aktuell keinen Raum zum Platzsparen her“, sagte der Verbandschef am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. Aktuell gelte laut der Garagenverordnungen der Länder, dass ein Platz im Parkhaus mindestens 2,30 Meter breit sein muss – in Nordrhein-Westfalen sogar 2,45 Meter. „Grund dafür ist, dass Pkw immer größer werden“, sagte Trost-Heutmekers. Der Verband will mit seinem Urteil noch abwarten, bis die ersten Feldversuche abgeschlossen sind. Die Parkhausbetreiber hätten das Heft bewusst an die Autoindustrie weitergereicht. „Wir hatten etwa zeitgleich mit dem VDA Ende vergangen Jahres unseren eigenen runden Tisch gegründet“, sagte Trost-Heutmekers. Heute gebe es nur noch den runden Tisch bei den Automobilbauern.

Bosch äußert sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu den Inhalten und Teilnehmern der Gesprächsrunden. Ein Sprecher teilte lediglich mit, „auch mit anderen Herstellern als Daimler im Gespräch“ zu sein.