Ralf Rangnick ist ein heißer Kandidat als neuer englischer Nationaltrainer – die Konstellation könnte passen, meint unser Redakteur Marco Seliger.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Das Studium? Englisch und Sport an der Uni Stuttgart und an der Uni von Sussex in Brighton. Die Leidenschaft? Der englische Fußball. Die Sprachkenntnisse? Exzellent – aufgrund zahlreicher Auslandsaufenthalte auf der Insel. Die Fähigkeiten als Trainer? Unbestritten. Keine Frage: Ralf Rangnick und die englische Nationalelf, das würde passen. Zumindest theoretisch.

 

Dass der gebürtige Backnanger auf der Insel ein heißer Nachfolgekandidat für den entlassenen Sam Allardyce ist, kommt nicht überraschend. Bereits im Sommer führten der englische Fußballverband (FA) und Rangnick Gespräche, als ein Nachfolger für Roy Hodgson gesucht wurde. Obwohl der Sportdirektor des Bundesligisten RB Leipzig die Bosse damals sehr beeindruckt hatte, entschied sich die FA mit Sam Allardyce für einen Engländer. Nun gab es nach der Entlassung von Allardyce noch keinen Kontakt zwischen der FA und Rangnick, was sich schnell ändern soll. Wie der „Telegraph“ berichtet, wollen die Verbandsbosse um den technischen Direktor Dan Ashworth schnell wieder in Gespräche mit dem RB-Sportdirektor einsteigen.

Den Strategen der FA ist es nicht entgangen, dass Rangnick ein formidabler Projektleiter ist, der seine fußballerischen Visionen wunderbar einer Mannschaft vermitteln kann. Rangnicks wilder Tempofußball mit bedingungslosem Pressing beeindruckt auch in England. Die Frage aber ist, ob der Fußballlehrer zurzeit überhaupt wegwill aus Leipzig. RB ist so etwas wie sein Baby, nach dem Aufstieg in die Bundesliga läuft es fast schon perfekt – wenn es so weitergeht, entwickeln sich die Leipziger unter Rangnicks Regie schneller als gedacht zu einer gewachsenen Größe in der Liga, mit Ambitionen nach oben. Der lang gehegte Wunsch des ehemaligen VfB-Trainers, er scheint in Erfüllung zu gehen. Warum also weggehen?

Wie gesagt – weil das englische Nationalteam etwas ganz Besonderes für Rangnick sein könnte. Eine Herzenssache. Ein lang gehegter Traum. Weil ihn die Emotionen packen könnten. Weil er auf seinen Bauch hören könnte, seine Leidenschaft für den Fußball auf der Insel. Nationaltrainer bei einem der größten und traditionsreichsten Verbände zu werden, so eine Chance kommt nicht oft. Und womöglich sieht Rangnick eine einmalige Chance, so etwas wie einen Lebenstraum zu verwirklichen.

Ralf Rangnick und England – das könnte passen. Und ist in diesen Stunden zumindest nicht auszuschließen.