Bewiesen ist der Kartellverdacht gegen die deutschen Autobauer noch nicht. Aber Verkehrs-Experte Dudenhöfer nimmt die Politik in Mithaftung für die aktuelle Krise. Dabei attackiert er nicht nur das Kanzleramt, sondern auch Winfried Kretschmann.

Berlin - Der Kartellverdacht gegenüber fünf deutschen Automobilherstellern reiht sich aus Sicht von Ferdinand Dudenhöffer in eine lange Reihe von Missständen und Politikversagen ein. Der Ökonom rät Berlin, ehrlich zu handeln, statt eine besondere Nähe zur Auto-Branche zu pflegen.

 

Wie bewerten Sie den Bericht des „Spiegel“ über Kartellabsprachen von fünf Automobilherstellern?
Es ist zunächst nicht ungewöhnlich, dass Hersteller kooperieren. Insofern warte ich ab, was die Prüfung ergibt, die nun seitens der europäischen Kartellbehörde mit Blick auf ein mögliches Kartell stattfindet. Möglicherweise liegt beim so genannten ad blue-Tank aber ein Normierungskartell vor, das zulassungspflichtig wäre. Ohne eine solche Zulassung durch die zuständige Behörde wäre es selbstverständlich verboten.
Möglicherweise haben die fünf in Wagen für den US-Markt größere Tanks eingebaut als in Autos für den deutschen Markt. Hätte das nicht auffallen müssen?
Das ist eine sehr berechtigte Frage, die aber solange offen bleibt, solange wir nicht sicher wissen, ob die Hinweise mit den unterschiedlichen Tankgrößen wirklich zutreffen.
Wie reiht sich der Verdacht auf ein Kartell in die Diesel-Problematik ein?

Er passt in die lange Reihe von Missständen und den enormen Vertrauensverlust vieler Kunden. Niemand hat mehr Zutrauen in den Diesel. Und das liegt auch am Versagen der Politik.