Das Antennenfernsehen wird 2017 auf DVB-T2 HD umgestellt. Wer sich bis dahin kein passendes Endgerät besorgt hat, sieht in die Röhre. Wir sagen, wie die Umstellung gelingen wird.

Berlin - Immer mehr Zuschauer können inzwischen auch über Antenne TV-Sender in HD-Auflösung empfangen. Die bisherige Technik DVB-T wird abgeschaltet und durch den neuen Standard DVB-T2 HD ersetzt. Am 29. März 2017 startet in den meisten Regionen Deutschlands die Umstellung. Wer sein TV-Programm nicht per Satellit oder Kabel empfängt und sich bis zum Stichtag kein DVB-T2-fähiges Endgerät besorgt hat, hat von diesem Datum an einen schwarzen Bildschirm.

 
Was ändert sich?
Die neue Technik bringt schärfere Bilder in hoher Auflösung, in Zukunft aber auch Privatsender als Bezahlprogramme, heißt es bei der Stiftung Warentest. Über Satellit und Kabel ist HD längst Standard, über Antenne dagegen neu. Für den Empfang brauchen Verbraucher einen sogenannten DVB-T2-HD-Empfänger.
Warum wird umgestellt?
Bereits 2002 wurde das „Überall- Fernsehen“ in Deutschland eingeführt. Inzwischen surfen große Teile der Bevölkerung mit dem Handy im Internet und lassen den mobilen Datenverkehr stetig anwachsen. Immer mehr Daten müssen sich die knapper werdenden Frequenzen teilen. Das macht eine bessere Nutzung der verfügbaren Frequenzen unvermeidlich. Doch die Zuschauer haben auch etwas davon. Mit der Einführung von DVB-T2 HD können sie Programme in hoher Auflösung über Antenne empfangen.
Lohnt sich Antennenfernsehen dann überhaupt noch?
Das Antennenfernsehen bleibt gegenüber dem Kabel- oder Satellitenempfang preisgünstig – auch mit Bezahlprogrammen. Die Stiftung Warentest hat ausgerechnet, dass beim Kabelfernsehen die monatlichen Kosten höher sind – etwa um 12 bis 21 Euro mit HD. Beim Fernsehen via Satellit summieren sich Satellitenschüssel, Antenne und Montage schnell auf mehrere Hundert Euro. Dazu kommen auch beim Sat-Empfamg Abo-Gebühren für private HD-Programme. Der technische Aufwand beim Antennenfernsehen ist dagegen gering.
Welche Empfangsgeräte braucht man?
Für eine Neuanschaffung gibt es zwei Optionen: einen Fernseher mit eingebautem DVB-T2-Empfänger oder einen externen Receiver, auch Set-Top-Box genannt. In beiden Fällen ist Vorsicht geboten, denn in Deutschland werden die übertragenen Bilder im Gegensatz zu anderen Ländern nach dem sogenannten HEVC-Standard komprimiert. Vorteil: Bei gleicher Datenmenge ist eine noch bessere Bildqualität möglich. Nachteil: Nicht alle auf dem Markt erhältlichen Geräte können mit HEVC etwas anfangen. Wer einen Empfänger ohne HEVC-Unterstützung nutzt, bleibt hierzulande ohne Empfang.
Welche Antennen und Fernseher sind für den Verbraucher zu empfehlen?
Alte Antennen können in den meisten Fällen weiterverwendet werden. Zimmerantennen sind nur zu empfehlen, wenn man regional ein gutes Signal empfängt, etwa in Großstädten. Ist das Signal eher schwach, ist eine Haus- oder besser noch Dachantenne zu sinnvoll. Einen HD-Fernseher braucht man nur dann, wenn man die Programme in der höchsten Auflösung sehen will. Hat man einen Fernseher ohne HD-Unterstützung, werden die übertragenen Bilder, einen funktionstüchtigen Empfänger vorausgesetzt, in geringerer Auflösung dargestellt.
Woran kann man sich orientieren?
Um der Verunsicherung der Zuschauer entgegenzuwirken, haben die deutschen TV-Anbieter die Initiative „DVB-T2 HD“ gestartet. Sie besteht im Wesentlichen aus der Infoseite im Internet und dem grünen DVB-T2-HD-Logo. Letzteres steht für die Kombination des neuen Übertragungsstandards DVB-T2 mit dem ebenfalls neuen Standard zur Videokompression HEVC.
Welche Programme kann man empfangen?
Zum Start sollen rund 40 Sender verfügbar sein. Die Hälfte davon ist öffentlich-rechtlich, die andere Hälfte privat. Die Programme von ARD und ZDF sind wie gewohnt gebührenfrei verfügbar. Die privaten Sender wie etwa RTL, Pro Sieben, Vox und Sat 1 haben sich zur „Freenet-TV-Plattform“ zusammengeschlossen. Sie senden künftig ebenfalls ausschließlich in HD, im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Programmen aber verschlüsselt.
Wie werden verschlüsselte Programme freigeschaltet?
Damit man diese Programme empfangen kann, muss der Receiver mit einem separat erhältlichen CI+-Modul ausgestattet sein. Auf Nummer sicher geht man, wenn entweder der Receiver oder das TV-Gerät das Freenet-Logo trägt. Ende März startet eine dreimonatige Testphase, in der die privaten Programme kostenlos genutzt werden können. Danach braucht man einen Gutschein im Wert von 69 Euro zur Freischaltung für ein Jahr. Der Gutschein ist im Handel oder auf der Freenet-TV-Seite online erhältlich und kann dort auch eingelöst werden.
Welche Alternativen gibt es?
Als Alternative bleibt der Umstieg auf Kabel oder Satellit. Angesichts der zusätzlichen Kosten für die privaten Sender wird sich manch ein Zuschauer überlegen, ob er sich sein TV-Programm künftig nicht am PC aus den online verfügbaren Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender und einem Video-on-Demand-Dienst wie beispielsweise Netflix zusammenstellt. Hier ist man mit weniger als zehn Euro im Monat dabei und bleibt darüber hinaus von lästiger Werbung verschont.
Wo finden Verbraucher weitere Informationen im Netz?
Auf der Webseite der Deutschen TV-Plattform kann man testen, welche Geräte für die Zukunft gerüstet sind. Ob in der eigenen Region bereits auf DVB-T2 umgestellt wurde, erkennt man auf der Infoseite der TV-Anbieter. Infos zum Empfang privater Sender gibt es hier. Einen Gerätecheck gibt es hier.