Uralte Einsatzfahrzeuge und Laptops, die seit Jahren nicht an das städtische Netz angeschlossen sind: Die Freiwilligen Feuerwehrleute auf der Filderebene sind unzufrieden. Und was, wenn die Fahrverbote für Dieselfahrzeuge kommen?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Filder - Wenn sein Funkmeldegerät piept, bricht Dennis Mayer auch mal mitten während des Fütterns seines Babys ab und gibt das wenige Monate alte Kind weiter an seine Frau. Der 37-Jährige ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele. Das Retten von Menschen und Tieren sowie das Bewahren von Gebäuden vor größeren Schäden ist seine Leidenschaft. „Seit ich denken kann, wollte ich zur Feuerwehr. Mit zwölf Jahren kam ich zur Freiwilligen Feuerwehr, heute arbeite ich auch bei der Berufsfeuerwehr.“ Trotz aller Liebe zum Beruf und zum Ehrenamt stört den 37-jährigen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Plieningen eine Sache zunehmend: „Es fehlt einfach an Wertschätzung. Wir freiwilligen Feuerwehrleute geben so viel auf für das Ehrenamt und bekommen nur wenig zurück“, sagt er. Damit meint er vor allem die fehlende finanzielle Unterstützung der Stadt.

 

Dem Kommandant fällt es schwer, nachzuvollziehen, warum sich im Gemeinderat so gut wie nie eine Mehrheit bildet, um der Feuerwehr finanziell unter die Arme zu greifen: „Ja, die Feuerwehr kostet Geld. Aber man muss sich auch mal klar machen, dass mehr als 90 Prozent der Feuerwehrleute freiwillig arbeiten.“ Natürlich könnten nicht alle veralteten Fahrzeuge und Geräte sofort ersetzt werden, aber bei den großen Überschüssen, die die Stadt Stuttgart erwirtschafte, müsse sie doch auch einmal etwas investieren, verlangt er.

„Die Stadt muss doch als gutes Beispiel vorangehen“

Die meisten Fahrzeuge der Plieninger Feuerwehr seien deutlich in die Jahre gekommen, berichtet Mayer: „Unser Löschgruppenfahrzeug ist aus dem Jahr 1994, also 23 Jahre alt. Man sagt, dass die Laufleistung der großen Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren bis zu 25 Jahre beträgt. Allerdings kommt es auf die Haushaltsberatungen im Gemeinderat an, ob wir tatsächlich ein neues Fahrzeug bekommen.“ So wie den Plieningern geht es vielen Freiwilligen Feuerwehren, viele Fahrzeuge sind bereits deutlich länger als 25 Jahre im Einsatz.

Aktuell ärgern sich die Feuerwehrleute auch zunehmend über die Diskussion rund um die Diesel-Fahrverbote sowie die blaue Plakette. Alle Feuerwehrfahrzeuge werden mit Diesel betrieben und seien „totale Dreckschleudern“, sagt der Degerlocher Kommandant Frank Althoff. Die Feuerwehrleute gehen fest davon aus, dass sie im Fall von Fahrverboten nicht neue, umweltfreundlichere Fahrzeuge erhalten. Sie rechnen eher mit Ausnahmeregelungen. So könnten sie weiterhin mit den Diesel-Fahrzeugen durch Stuttgart fahren. „Die Stadt muss doch als gutes Beispiel vorangehen“, verlangt Althoff. Sein Plieninger Kollege Dennis Mayer ergänzt: „Bei der Abfallwirtschaft sind beispielsweise seit Dezember mehrere Gas-Müllwagen im Einsatz. Ich verstehe nicht, warum das bei der Feuerwehr nicht auch möglich ist.“

Leiter der Branddirektion äußert sich zu Vorwürfen

Der Leiter der städtischen Branddirektion, Frank Knödler, meint dazu: „Wir sind auch nicht begeistert, dass manche Fahrzeuge weit mehr als 25 Jahre auf dem Buckel haben. Mit den jährlichen zwei Millionen, die den Freiwilligen Feuerwehren zur Verfügung gestellt werden, können jedoch nicht alle veralteten Fahrzeuge auf einmal ersetzt werden.“ Dazu müsse mehr Geld bereit gestellt werden. Allerdings sei auch bedenken, dass die Diesel-Fahrzeuge der Feuerwehren weit weniger genutzt würden als etwa Pendlerfahrzeuge, die mit Diesel betrieben würden, sagt er.

Ein weiteres Ärgernis für die Ehrenamtlichen ist die fehlende Technik in den Feuerwehrhäusern. Die meisten Freiwilligen Feuerwehren haben in den vergangenen Jahren einen Laptop für das Feuerwehrhaus erhalten, mit dem sie den Papierkram erledigen sollen – also Einsatzberichte erstellen, die Daten der Ehrenamtlichen pflegen sowie sich um die Webseite und den Mailverkehr kümmern. Allerdings hapert es noch an einigen Stellen. „Wir Degerlocher haben 2015 einen Laptop erhalten, jedoch wurde er bis heute nicht an das städtische Netz angeschlossen“, sagt Althoff. Darum stünde der Laptop nun im Feuerwehrhaus und altere vor sich hin. Knödler von der Branddirektion gibt zu, dass manche Vorgänge bei der Stadt manchmal „eben etwas länger dauern. Es gibt 23 Freiwillige Feuerwehren in Stuttgart, und diese werden nun Schritt für Schritt an das städtische Netz angeschlossen“, sagt er.

Für manches sind die Feuerwehrleute auch dankbar

Unterdessen betonen die Feuerwehrleute, dass sie für einige Dinge auch durchaus dankbar sind – wie etwa die Plieninger über ihr neues Feuerwehrhaus am Rande des Industriegebiets in den Entenäckern. „Im Jahr 2011 sind wir von der Zehntscheuer hierhergezogen, und der Neubau entspricht der aktuellsten Norm“, sagt Mayer.

Damit geht es den Plieningern deutlich besser als beispielsweise den Vaihinger Kollegen: Dort fehlt es an einer Abgasabsauganlage für die Fahrzeughalle und Umkleiden, so dass die Ehrenamtlichen, wenn sie sich umziehen, inmitten von Fein- und Grobstaub stehen. Nach Einsätzen müssen sie die Halle jedes Mal ausfegen.