Seit 30 Jahren gibt es den Jugendgemeinderat in Filderstadt. 30 Jahre, in denen die jungen Leute einiges erreicht haben und anderes nicht. Wir waren mit auf einer Radtour zu den wichtigen Orten in der Geschichte des Gremiums.

Filderstadt - Die Jugendlichen sind offensichtlich stolz auf das, was erreicht wurde. Am Samstag präsentierten Jugendräte bei einer Radtour Projekte, die vom Jugendgemeinderat in seiner 30-jährigen Geschichte umgesetzt wurden.

 

Natürlich ging es im Jahr 1987, als der erste direkt gewählte Jugendgemeinderat von Deutschland seine Arbeit aufnahm, nicht gleich in die Vollen. Es ist überliefert, dass es etwas chaotisch zugegangen sein soll. Allerdings agierte das Gremium auch sehr politisch. Zu den Themen gehörten eine Resolution gegen den Flughafenausbau, die Einrichtung der Fußgängerzone in Bernhausen oder die Ausweisung und Beleuchtung von Radwegen.

Da passte es gut, dass nun einzelne Projekte, die der Jugendgemeinderat umgesetzt hat, auf dem Stahlross besucht wurden. Start der Tour war beim Kinder- Jugend- und Kulturzentrum „Z“. Dort zeigte sich, dass Projekte, die einst begehrt wurden, auch ihren Reiz wieder verlieren können. Vor zehn Jahre habe sich der JGR für ein Beachvolleyball-Feld beim Jugendhaus stark gemacht, berichtete dessen Leiter Holger Stern den wenigen Teilnehmern der Tour, die zum Verdruss der Jugendräte an zwei Händen abzählbar waren. Weil das Interesse am Volleyball-Feld erlahmte, ließ das „Z“ dort ein Fitness-Gerüst erstellen.

Zeitintensive Projekte

Zu den Projekten, die den Jugendgemeinderat intensiv beschäftigten, gehören der Dirt-Park und die Skate-Anlage. Beide befinden sich beim Eduard-Spranger-Gymnasium (ESG). Jugendrat Florian Wußmann berichtete, dass die Skate-Anlage nach mehrmaligem Drängen jetzt aufgepeppt werde. Es würden eine neue Curbe und eine zusätzliche Quarter-Pipe installiert. Beim Dirt-Park nebenan haben Jugendliche viel selbst gemacht. Die großen Hügel seien mit dem Bagger angehäuft worden, erklärte Nico Scholz, der dort sehr aktiv ist. Ansonsten müsse man zur Gestaltung der Bahn auch selbst die Schaufel in die Hand nehmen. „Derzeit bauen wir eine Terrasse für die Zuschauer“, sagte er. Jonny Kielborn zeigte den Teilnehmern der Radtour ein paar gewagte Sprünge.

Ein anderes Projekt, das ebenfalls Beharrlichkeit der Jugendräte verlangte, ist der Mini-Court in Sielmingen. Sarmed Munir, der vor fünf Jahren im Jugendgemeinderat saß, berichtete davon, dass ursprünglich die Begeisterung für das multifunktionale Spielfeld im Gemeinderat nicht sehr groß war. Schließlich sollte der Court, der aus einem Bolzplatz entstand, 80 000 Euro kosten. „Dann hieß es, wir sollten Sponsoren suchen“, sagte Munir. 10 000 Euro seien zusammengekommen. „Als wir dann 649 Unterschriften gesammelt haben, ging es plötzlich sehr schnell.“

Bürokratische Hürden

Bürokratische Hürden gab es schließlich bei einem Graffiti, das von Jugendräten vor 20 Jahren an die Unterführung der B 27 in Bonlanden gesprüht wurde. Man habe eine Erlaubnis des Verkehrsministeriums gebraucht, weil die Brücke dem Land und nicht der Stadt gehöre, berichtete Jürgen Lenz vom Stadtplanungsamt.

An zwei weiteren Stationen wurde vom Nachtbus und von der Beleuchtung eines Radwegs zur Waldorfschule berichtet. Außerdem wurde auf noch laufende Aktionen, wie „Streetball in der ESG-Halle“ und „Spieleabende in Flüchtlingsheimen“ hingewiesen. Den Abschluss bildete ein Grillen bei der Bärenhütte. Auch die Einrichtung dieses Grillplatzes hatte eine gewisse Hartnäckigkeit der Jugendräte erfordert.