Nicht jeder Sportler kann ein Profi werden. Doch auch Breitensportler sind ambitioniert und wollen etwas für ihre Fitness tun. In unserer Serie geben prominente Sportler Tipps für Hobbyathleten. Im fünften Teil dreht sich alles um Tennis.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Niemand hat Tennis so schön verlautmalt wie Gerhard Polt. In seinem Klassiker „Longline“ zeichnet der Humorist das Spiel mit der gelben Filzkugel mit einem schnalzenden Plopp, Plopp, Plopp nach. Musik in den Ohren eines jeden Tennisfans, dem Polt noch hinterherruft: „Wimbledon, it’s a must.“

 

Nun schaffen es nur die Wenigsten in den Londoner Tennis-Olymp. Für die meisten bleibt der Sport ein Hobby, das sich auf roten Ascheplätzen in den Bezirksklassen dieses Landes abspielt. 1,4 Millionen Mitglieder zählte der Deutsche Tennis Bund (DTB) 2016. Das sind zwar fast eine Million weniger als in den Hochzeiten Mitte der 90er Jahre. Nach Fußball und Turnen ist der DTB aber noch immer der drittgrößte Sportverband Deutschlands.

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Was den Sport nach wie vor beliebt macht: Die Kosten für die Anschaffung von Schläger, Bällen und Schuhen halten sich in Grenzen. Und noch immer gibt es in fast jedem Flecken eine Anlage. Zu guter Letzt kann man auch im hohen Alter (im Doppel) die Bälle noch gemütlich übers Netz schaufeln.

Tennis macht Spaß, hat aber auch einen Nachteil: Es ist ganz schön schwierig. Von außen mag es spielend leicht aussehen, einen faustgroßen Ball in ein 11,89 Meter langes und 8,23 Meter breites Feld zu spielen. Die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Vor allem, wenn der Arm im Tie-Break zu zittern beginnt. Anders als beim Squash oder Badminton bildet der Ball die große Unbekannte. Durch sein höheres Gewicht lässt er sich schwerer kontrollieren. Was den Schluss nahelegt, dass es bei dem einstmals „weißen Sport“ vor allem auf Ballgefühl ankommt. Stimmt natürlich. Das lässt sich aber nur schwer trainieren. Und nahezu jeder Profi wird den Satz unterschreiben, dass Talent nicht alles ist.

Wenn Tennis einfach wäre, würde es Fußball heißen

Der Schriftsteller Erich Kästner („Tennis ist nicht nur Sport, sondern auch Kunst“) hat folgende Qualifikationen aufgezählt: Kraft, Diplomatie, Konzentration, Schnelligkeit, Ökonomie, Präzision, Ahnungsvermögen, Witz, Ruhe, Selbstbeherrschung und Verstand. Und damit wohl besser als jeder Trainer zusammengefasst, um was es beim Duell Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau geht: Um’s große Ganze.

Wobei zwischen Profi- und Breitensport eine scharfe Trennlinie verläuft; gerade, was das Training angeht. Die Profispielerin Laura Siegemund sagt, dass sie mehr Kraft und Athletik trainiert als das eigentliche Schlagtraining. Bei den Topleuten geht der Ball meist nur viermal übers Netz, weshalb der Return als einer der wichtigsten Schläge gilt. Er wird deshalb auch gesondert trainiert. Der durchschnittliche Hobbyspieler ist dagegen meist beschäftigtgenug, eine ordentliche Vorhand und Rückhand übers Netz zu schlagen. Und scheitert selbst dabei allzu oft. Aber wenn Tennis einfach wäre, würde es Fußball heißen.

Das sagt der Mediziner

Tennis ist eine der beliebtesten Sportarten. Was spricht dafür? Was spricht gegen Tennis als Sportart? Das sagt der Sportorthopäde und Sportmediziner Raymond Best. Allgemein „Tennis ist eine klassische Individualsportart für jedes Alter, die viel Koordination erfordert und bei der sich die Belastung der Arme und Beine die Waage hält.“

Herz-Kreislauf „Das Herz-Kreislauf-System wird gut trainiert, lange Ballwechsel und Sprints wechseln sich ab. Das Laufspiel ist ein gutes Ganzkörpertraining mit Trainingseffekten für das Herz-Kreislaufsystem, die Koordination und fast die gesamte Muskulatur. Guter Mix aus Schnellkraft und Kraftausdauer.

Psyche „Tennis ist nicht stressfrei für die Psyche. Man kämpft gegen sich selbst, muss Täler überwinden. Zu viel Ärger über knapp verschlagene Bälle, kann die gesamte Leistungsfähigkeit mindern. Kopf hoch, weitermachen, muss das Motto lauten.“

Vorsicht „Eine saubere Technik ist wichtig. Bei dieser Überkopfsportart kann es sonst zu Schulterproblemen wie z.B. Schleimbeutelreizungen kommen. Wichtig: Gutes Aufwärmen und Dehnübungen schützen vor Muskelverletzungen durch die abrupten Stopps und Richtungsänderungen. Gymnastik stärkt die Gelenke und vermindert das Umknickrisiko. Vor Beginn einer neuen Sportart ist ein sportmedizinischer Checkup grundsätzlich sinnvoll.“