Die Berliner Band war erneut zu Gast im Flüchtlingsheim am Lautlinger Weg. Dieses Mal waren sie nicht die Einzigen, die gesungen haben. Wir waren mit der Kamera dabei.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen - Eigentlich sind die ganz Kleinen die ganz großen Vorbilder. „Blicke in die Augen eines Kindes, da wirst du keine Grenzen sehen“, lautet eine Zeile aus dem Lied „Es ist Zeit“. Niemand wird mit Vorurteilen geboren, Kinder gehen mit offenem Herzen auf andere zu. Davon, sagte Elke Abdullahi vom Caritasverband Stuttgart, können sich Erwachsene durchaus eine Scheibe abschneiden. Und genau darum geht es in dem Lied, welches Abdullahi zusammen mit Carina Salmeri, Pamela Scheinost und Farzin Javadi geschrieben und vertont hat. „Es ist nicht schwer, eine gemeinsame Welt zu schaffen, mit Herz ein buntes Miteinander zu leben“, erläuterte Abdullahi den Inhalt des Liedes, welches Jugendliche der Flüchtlingsunterkunft und von der Jugendhilfe der Caritas in den vergangenen Wochen einstudiert haben.

 

Culcha Candela lächeln für zahlreiche Fotos

Ihren ganz großen Auftritt hatten die Jugendlichen am Mittwochvormittag. Mit dem Lied überraschten sie die Berliner Band Culcha Candela, die bereits zum dritten Mal zu Gast in Möhringen war. Die Nervosität der Jugendlichen angesichts der musikalischen Prominenz hielt sich allerdings in Grenzen. „Ich kenne die Band schon vom letzten Jahr“, sagte der 14-jährige Erfan Barekzai, der in der Unterkunft am Lautlinger Weg lebt, ganz entspannt. „Es ist schön, auch mal Profisängern etwas vorzusingen“, ergänzte die 18-jährige Aileen Wieczorek aus der Jugendhilfe. Culcha Candela, sagte Elke Abdullahi, könne sie schon fast nicht mehr als Special Guest ankündigen. „Sie gehören ja quasi schon zum Inventar“, so Abdullahi.

Johnny, Chino, Don Cali und Mateo von Culcha Candela schüttelten eifrig Hände und lächelten für zahlreiche Fotos mit den Jugendlichen, Bewohnern des Flüchtlingsheims und den Mitarbeitern der Caritas. Für die Musiker war es fast schon ein Besuch bei Freunden. „Wir haben hier bei unserem ersten Besuch vor zwei Jahren so viele tolle Leute getroffen, wir kommen immer gerne wieder hierher“, sagte Chino. 2015, als so viele Flüchtlinge ihren Weg nach Deutschland fanden, beschlossen die Berliner, sich zu engagieren. „Wir wollten uns vor Ort anschauen, was da passiert und wer die Menschen sind“, erklärte Chino. Einen Teil des Geldes aus dem Verkauf von Konzerttickets spendete die Band für die Flüchtlingshilfe Pro Asyl. „Integration ist eine langfristige Sache. Auch deswegen kommen wir gerne wieder hierher, um zu schauen, wie es den Menschen geht, die wir damals kennengelernt haben, wer von ihnen überhaupt noch hier lebt“, so Johnny.

„Musik ist eine universelle Sprache“

Dass die Berliner Band überhaupt den Weg nach Möhringen findet, damit hatte Elke Abdullahi zunächst nicht gerechnet. „Ich habe Culcha Candela vor zwei Jahren über Facebook angeschrieben und zu uns eingeladen. Ich hätte aber nicht gedacht, dass sie tatsächlich zusagen würden“, erinnerte sich Abdullahi. Seither halte man den Kontakt. Das Lied „Es ist Zeit“ haben sie und ihre Freundin Carina Salmeri aus der Schweiz gemeinsam geschrieben. Über Whatsapp haben sie sich Liedideen hin- und hergeschickt. Produziert hat das Stück der persische Musiker Farzin Javadi. Anfang 2015 flüchtete er aus dem Iran nach Deutschland. Über die Sendung „Dein Song“ des Kinderkanals wurde Abdullahi auf den 20-Jährigen aufmerksam. Die Anfrage der Stuttgarter Caritas nahm der in Riedlingen lebende Javadi gerne an. „Bei Musik bin ich immer dabei“, sagte Javadi.

Für ihren kleinen Auftritt bekamen die jungen Sänger lobenden Applaus von Culcha Candela. „Respekt, wie ihr das heute hier gesungen habt“, sagte Chino. „Es ist schön zu sehen, dass Musik eine so universelle Sprache ist.“ Im Anschluss griffen die Berliner selbst zum Mikrofon und brachten ein bisschen Reggae nach Möhringen, bevor es für die Musiker weiter nach Stuttgart-Wangen ging, wo die Band am Abend ein Konzert im LKA Longhorn spielte.