Die Wohnungsbaugenossenschaft Flüwo will ihre Gebäude an der Straifstraße in Stuttgart-Degerloch abreißen und neubauen. Die Mieter sind dagegen – und sie haben einen Plan, wie sie das verhindern wollen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Die Angst, auf der Straße zu landen, ist groß. Seitdem die Flüwo angekündigt hat, dass die Wohnungsbaugenossenschaft die drei Gebäude mit ihren 76 Wohnungen an der Straifstraße in Degerloch durch Neubauten ersetzen will, wächst die Unruhe unter den Mietern. Die Bewohner fürchten, in drei bis vier Jahren ausziehen zu müssen und sich danach die neu gebauten Wohnungen nicht mehr leisten zu können. Doch weil viele befürchten, den Ärger der Verantwortlichen der Flüwo auf sich zu ziehen, wollen sie ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Doch gar nicht zu handeln, ist für sie auch keine Option.

 

„Irgendwie müssen wir uns ja wehren“, sagt eine Frau und berichtet von den vergangenen Wochen: „Zunächst haben wir Vertreter der Flüwo angesprochen, doch von denen erhalten wir keine Unterstützung.“ Im Anschluss hätten mehrere Bewohner Unterschriften gegen den Abriss der Gebäude gesammelt. Sie sind der Meinung, dass die Häuser aus den 1950er Jahren durchaus noch gut genug seien, um weiterhin darin zu wohnen. Das Argument der Genossenschaft, dass die Bausubstanz veraltet sei, halten sie für eine Ausrede, um die Mieteinnahmen zu erhöhen.

Mieter wollen bezahlbare, keine modernen Wohnungen

„Schon in der vergangenen Zeit wurde alle drei bis vier Jahre die Miete erhöht, ohne dass die Flüwo irgendetwas an den Häusern gemacht hat“, sagt eine Mieterin. Falls sich die Miete weiter erhöhe, könne sie diese schlicht nicht mehr aufbringen. Derzeit zahle sie 555 Euro für 55 Quadratmeter. Die Angst vor der Obdachlosigkeit teilen mehrere Mieter. „Wir wollen keine moderneren Wohnungen, sondern bezahlbare Wohnungen“, sagt eine andere Mieterin.

Mittlerweile sind die Bewohner auch auf Bezirksbeiräte von Degerloch zugegangen. Zwei Vertreter der SPD sowie einer der CDU hätten sich daraufhin auch die Wohnungen an der Straifstraße angeschaut. „Doch passiert ist seitdem nichts, die Bezirksbeiräte haben sich einfach nicht mehr gemeldet“, sagt die Mieterin. Nun haben mehrere Flüwo-Bewohner vor, zur nächsten Bezirksbeiratssitzung am 27. Juni zu gehen und die „Fünf Minuten für Bürger“ zu nutzen, um ihr Anliegen vorzubringen.

Briefe an Politiker geschrieben

Außerdem haben die Mieter an den SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und Bernd Riexinger (Linke) Briefe geschrieben. In den kommenden Wochen wollen sie sich auch an den Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn sowie an Ministerpräsident Winfried Kretschmann wenden. „Dieses Jahr ist Wahljahr, und alle Politiker wollen gewählt werden. Dann sollen sie doch auch einmal etwas für uns tun“, verlangt eine Mieterin. Zusätzlich stehen die Mieter in Kontakt mit den Stuttgarter Mieterinitiativen und waren auf der jüngsten Hauptversammlung zu Gast. Außerdem haben die Gegner der Flüwo-Pläne Transparente gedruckt, die sie an die Fenster der drei Gebäude hängen wollen.

Den Mietern der Flüwo ist es wichtig, dass sie nicht nur für sich alleine kämpfen. „Das betrifft ja auch SWSG-Gebäude in Botnang, Zuffenhausen, oder anderen Stadtbezirken“, sagen sie. „Wir müssen diesen Mietwahnsinn stoppen. Geförderte Wohnungen müssen bezahlbar bleiben.“