„Hubschrauber über der Filderebene, wer weiß was?“ Posts wie dieser gehören in die sozialen Netzwerke wie Katzenbilder. Die Polizei ist genervt, weil Neugierige immer wieder die Notrufleitung blockieren.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Neulich, gegen 16.30 Uhr, ist ein Hubschrauber am Asemwald vorbei gen Nordnordost geflogen. Das hat Hans Mücke auf einer Facebook-Seite gepostet, die vor allem eines zum Thema hat: Hubschrauber und wann wo einer gesichtet worden ist. Vom zwölften Stock der Wohnstadt hat Mücke einen guten Blick auf den Flugverkehr. „Ich wohne oberhalb der Baumgrenze.“ Doch mal anders gefragt: Wen interessiert diese Info? Offenbar nicht nur Hans Mücke. Helikopter-Sichtungen gehören in die Beiträge der sozialen Netzwerke wie Katzenbilder.

 

Hinter wem ist die Polizei da nur her?

Auch auf der Filder-Pinnwand – einer Facebook-Seite, die sich als Nachbarschaftsportal sieht – tauschen sich die Mitglieder über Hubschrauber aus und spekulieren nicht selten wild, hinter wem die Polizei da gerade her sein könnte. Manche klingen sorgenvoll, die meisten sensationsgierig. Ines Schmidt, die Administratorin der Filder-Pinnwand, war der vielen Beiträge irgendwann überdrüssig.

Sie rief die Nutzer auf, ihren Wissensdurst doch anderswo zu stillen. Wobei sie auf Nachfrage betont, sie habe Hubschrauber nicht generell von der Seite verbannt. „Es geht eher um die Scherzpostings“, erklärt sie. Dass einer zum Beispiel nur „Hubschrauber über Bonlanden“ textet. Gleichbedeutend mit dem viel zitierten umgefallenen Reissack in China. „Das hat irgendwann Überhand genommen, und das langweilt die Mitglieder auf Dauer.“

Hans Mücke hat Schmidts Bitte auf der Filder-Pinnwand zum Anlass genommen, wieder einmal für seine Hubschrauber-Seite zu werben. „Dann hat die Filder-Pinnwand ihre Ruhe“, sagt er. Im Februar 2017 hat der Mann aus dem Asemwald die Facebook-Seite „Greifvögel der Filder“ gegründet, speziell für Hubschrauber-Beobachter. „Es war mehr oder weniger eine Schnapsidee von mir“, sagt er.

Er grenzt sich ab von Hubschrauber-Gaffern

Er hat was übrig für Flugobjekte. „Mir gefällt alles, was fliegt.“ Und er freut sich, sein Faible mit anderen teilen zu können. Von Hubschrauber-Gaffern will er sich aber eindeutig abgrenzen. „Wenn jemand postet: ,Polizeiheli da und da, weiß wer was?‘, dann ist das für mich nicht per se ein Gaffer“, erklärt er. „Aber der Antrieb dahinter ist die gleiche Neugier, die den handyzückenden Gaffer an eine Unfallstelle treibt.“ Deshalb verzichtet Hans Mücke aufs „Wer weiß was?“.

Die Polizei bringt wenig Verständnis für die Hubschrauberneugierde auf. Vor allem, wenn sich die Leute wegen des Rotorenlärms beschweren. „Es ist mir durchaus bewusst, dass ein tieffliegender Hubschrauber in den Abend- oder Nachtstunden äußerst störend sein kann und dass deshalb viele um den Schlaf gebracht werden“, sagt Josef Hönes vom Polizeipräsidium Reutlingen, das unter anderem für einen Teil der Filderebene zuständig ist.

Die Polizei setzt einen kritischen Post ab

„Gerade in der Nachtzeit, wenn es normalerweise sehr ruhig ist, hört man den Lärm, den die Rotoren verursachen, sehr weit. Es hat oft den Anschein, dass der Hubschrauber ständig über einem steht, obwohl er tatsächlich noch weit entfernt ist.“

Vor Kurzem setzte die Polizei selbst einen Post zu Hubschrauberflügen ab. Schlicht, weil die Menschen ihre Beobachtungen nicht nur in sozialen Netzwerken mitteilen, sondern deshalb auch bei der Polizei anrufen. „Da blockieren dann Anrufer Notrufleitungen und Personal, weil sie es vor lauter Neugier nicht mehr anders aushalten“, hieß es in dem Polizei-Post. „Fakt ist: Wenn der Polizeihubschrauber im Einsatz ist, dann hat das immer einen guten Grund.“ Sei es, dass ein Straftäter oder ein vermisstes Kind gesucht werden.

Was viele nicht davon abhält, trotzdem weiterzumachen. „Hubschrauber steht über Stetten, weiß jemand, was da los ist? Steht seit ner ganzen Weile und kreist, nee ich werd’ nicht gesucht“, postete neulich jemand auf die Filder-Pinnwand. „Jetzt fängt das wieder an“, kommentierte daraufhin ein Nutzer. Wieder ein anderer: „Ihr und eure Hubis... werdet glücklich.“