China präsentiert den ersten selbstgebauten Flugzeugträger, die USA stationieren Raketen in Südkorea. Die USA werden trotz chinesischer Ambitionen auf absehbare Zeit die größte Flugzeugträgerflotte der Welt behalten.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Dalian - Wie sich die Zeiten ändern. Die einstige Seemacht Großbritannien steht derzeit ohne Flugzeugträger da, in China ist am Donnerstag der zweite seiner Art vom Stapel gelaufen. Geschmückt mit vielen roten Fähnchen verließ das Schiff am Mittwoch das Dock in der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian. Der Koloss ist noch namenlos, hört vorläufig auf die Typenbezeichnung „001A“, was symbolisiert: dies ist die erste chinesische Eigenentwicklung auf diesem Gebiet.

 

Chinas erster Flugzeugträger, die „Liaoning“ ist ein umgebautes Gebrauchtschiff, erstanden 1998 in der Ukraine aus sowjetischen Restbeständen. Der neue Flugzeugträger sieht der „Liaoning“ zwar ähnlich, soll mit 315 Metern Länge und 75 Metern Breite aber größer sein. Das dritte Modell wird derzeit in Shanghai gebaut – und soll nach chinesischen Medienangaben noch größer, besser und fortschrittlicher werden.

Nach fünf Jahren Arbeit an dem Schiff fiel die Fertigstellung genau auf den Tag, an dem die USA die ersten Container mit Bauteilen des Raketenabwehrsystems THAAD auf das dafür vorgesehene Gelände in Südkorea brachte. Offiziell sollen mit diesem System nordkoreanische Raketen schon im Anflug zerstört werden können. Allerdings wird das System auch von China und Russland kritisch beäugt, da es über ein gewaltiges Radarsystem verfügt.

Das passt in das Bild einer Region, die zunehmend militaristischer wird. Erst vor wenigen Tagen hatte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri erklärt, dass die Militärausgaben in den vergangenen zehn Jahren nirgendwo so stark angestiegen sind wie in der Region Ostasien, insgesamt um 74 Prozent. Fünf der 15 Nationen, die am meisten für das Militär ausgeben, sind hier zu finden: China, Indien, Japan, Südkorea und Australien. Und natürlich sind die USA, das Land mit dem mit abstand höchsten Rüstungsetat, in dieser Region besonders aktiv. Die USA sind es auch, die trotz chinesischer Ambitionen auf absehbare Zeit die größte Flugzeugträgerflotte der Welt behalten werden. Zehn Schiffe dieser Bauart kreuzen über die Weltmeere, ein weiteres ist in Bau.

Beachtliches Einschüchterungspotenzial

Russland, Frankreich und Italien besitzen je einen Flugzeugträger. Kleinere Modelle für Helikopter oder Senkrechtstarter gibt es viele – unter anderem in Thailand, Ägypten und Spanien. Flugzeugträger haben – vor allem in Verbindung mit den Begleitschiffen – ein sehr beachtliches Einschüchterungspotenzial. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurden sie mehrfach als Drohkulisse in Stellung gebracht. Britische Flugzeugträger in der Suezkrise ebenso wie amerikanische in der Kubakrise. Als China 1996 Manöver vor Taiwan abhielt, schickten die USA die „Nimitz“ und die „Independence“ vor Ort, um China zum Einlenken zu bewegen. In diesem Januar war es dann die chinesische „Liaoning“, die in der Nähe von Taiwan kreuzte und dann in der Region für Spannung sorgte.

Viele Nachbarn Chinas blicken mit Sorge auf die immer größere Schlagkraft der chinesischen Marine. Mit Staaten wie Japan, Vietnam und den Philippinen streitet Peking im Ost- und Südchinesischen Meer seit vielen Jahren um Territorien und Inselgruppen. Die USA sind wegen einer anderen Waffe besorgter: die landgestützte Mittelstreckenrakete Dongfeng 21D soll nicht nur über eine Reichweite von 1500 Kilometern verfügen, sondern auch über eine enorme Sprengkraft und Zielgenauigkeit. Das Steuerungssystem soll es ermöglichen, auch bewegliche Schiffe zu treffen.

Der chinesische Präsident Xi Jinping hat derweil einen weiteren Umbau der Streitkräfte angekündigt. Ziel sei es, ein Militär der Spitzenklasse zu schaffen, sagte Xi vor hochrangigen Militärs.