Nur wenn eine EM oder eine WM stattfindet, steht der Frauenfußball im Mittelpunkt. Dazwischen herrscht Sendepause – was auch daran liegt, dass Frauenfußball ein anderes Spiel als Männerfußball ist, meint unser Autor Thomas Haid.

Stuttgart - Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen an diesem Montag (20.45 Uhr/ARD) mit ihrem ersten Gruppenspiel gegen Schweden in die Europameisterschaft eingreift, ist das der Auftakt zu drei Wochen, in denen die kickenden männlichen Kollegen im Fernsehen nur eine Nebenrolle besetzen. Die TV-Sender erwarten, dass bis zu acht Millionen Zuschauer bei den anstehenden Partien in den Niederlanden vor dem Bildschirm sitzen. Alle zwei Jahre wieder – immer wenn eine EM oder eine WM stattfindet, stehen die Frauen im Mittelpunkt. Dazwischen erfahren sie aber nur sehr wenig Aufmerksamkeit. Sie sind höchstens eine Randnotiz – warum?

 

Vorbehaltlich der Antwort ist festzustellen, dass es die Fußballfrauen zwischen ihren großen Turnieren nicht mal ansatzweise schaffen, aus dem Schatten der Männer herauszutreten – weder medial noch was Sponsoren oder Fans betrifft. Dabei ist dem DFB kaum der Vorwurf zu machen, die Frauen stiefmütterlich zu behandeln. Es gab und es gibt Bestrebungen, den Frauenfußball auf eine breitere Basis zu stellen und populärer zu machen. Aber alle Marketingmaßnahmen verpuffen bisher.

Vielleicht hängt das mangelnde Interesse ja schlicht damit zusammen, dass Frauenfußball ein anderes Spiel ist als Männerfußball – zwar auch getragen von Technik, aber mit viel weniger Dynamik, Tempo und Athletik ausgestattet. Bisweilen wirkt es wie Männerfußball vor 50 Jahren – und wer will das im Alltag der Liga sehen?

Hinzu kommt noch, dass Frauenfußball zumindest in Deutschland bis vor 30 oder 40 Jahren fast gänzlich unbekannt und teilweise sogar verpönt gewesen ist. So fehlt die Tradition – und folglich gibt es auch keine Traditionsmannschaften, mit denen sich die Anhänger identifizieren könnten. Ohne Fans ist ein Schub jedoch undenkbar – der Kreis schließt sich.

Deshalb müssen sich die Frauen wohl bis auf Weiteres damit begnügen, alle zwei Jahre eine größere Öffentlichkeit anzusprechen und in die Schlagzeilen zu rücken. Das EM-Finale in den Niederlanden wird übrigens am 6. August ausgetragen.