Beim 17. Krautwickelwettbewerb in der Friedenau hat sich eine etwas gewagtere Kombination des Wickels mit Wurst bei der Jury geschmacklich nicht durchsetzen können. Die Mobile Jugendarbeit freut sich über die Spenden bei der Veranstaltung.

S-Ost -

 

Rund 120 Gäste haben an den langgestreckten Tafeln im Theaterraum der Friedenau Platz genommen. Gespannte Erwartung liegt in der Luft. Und noch etwas anderes: Ein feiner Duft nach Filderkraut. Beim 17. Krautwickelwettbewerb dreht sich alles um Brassica oleracea. Die Kerzenständer auf den Tischen sind Krautköpfe, die Bühne ist liebevoll mit der Weißkohlverwandtschaft verziert. Zum Pläsir werden Kraut-Zeichnungen von Karikaturisten aus ganz Europa gezeigt. Hier grünt Spitzkraut aus dem Stab eines olympischen Fackelläufers, dort dient das Gemüse als Sträflingskugel.

Auslöser war ein Streit am Stammtisch

Nicht zuletzt findet sich das Gewächs auf den Tellern der fünfköpfigen Jury, die über Wickeltechnik, Füllung, Geschmack und Soße urteilen muss. „Mit der Nominierung zum Preisrichter in diesem Wettstreit ist mein Lebensziel erreicht“, scherzt Karl-Christian Hausmann, CDU-Bezirksbeirat im Stuttgarter Osten. Mit Heinz Härle (AfD) tritt noch ein weiteres Mitglied des Gremiums an, um die Kochkunst der sechs Krautwickler auf den von Peter Ruge entworfenen Wanderpokal zu beurteilen Auch die Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier hat es sich nicht nehmen lassen, die Traditionsveranstaltung zu besuchen. „Die Friedenau ist so etwas wie das Wohnzimmer des Ostens“, sagt sie. Der Wohlfühlfaktor sei Dank der Herzlichkeit von Inhaber Georg Chatzitheodoru hoch. Der hatte die Idee zum Koch-Contest, als vor 17 Jahren ein Streit am Stammtisch entbrannte, wer die besten Krautwickel machen könne. Seither verbindet der Wettbewerb Gaumenkitzel und Wohltätigkeit: Den Gästen werden Wickel nach Art des Hauses serviert. Im Gegenzug spenden sie für einen guten Zweck. Diesmal durfte sich die Mobile Jugendarbeit über 1123,80 Euro freuen, die durch 250 Euro vom Handels- und Gewerbeverein Stuttgart-Ost aufgestockt wurden.

Das Testessen startet mit einem Paukenschlag. „Ich bin gespannt, ob das noch zu toppen ist“, zeigt sich Hausmann beeindruckt. Etwaige Sympathien für den Schöpfer der Kreation können die Bewertung nicht beeinflussen: Die Wettbewerbswickel kommen anonym, nur mit Startnummer versehen, aus der Küche. 2016 war eine Roulade mit thailändischer Note dabei. Sie wurde zwar nicht zum Sieger gekürt, sorgte aber für Aufsehen.

Wenig Spielraum für Experimente

Diesmal ist die gewagte Kombination mit einem Stück Wurst unbekannter Provenienz, die die Juroren besonders beschäftigt. Dann ist es soweit: Thomas Gutsche, der sich um die Veranstaltungs-Technik kümmert, hat die Punkte der Testesser in Diagramme überführt. Kategorie für Kategorie bauen sich Balken auf. Rasch wird deutlich: Es gibt ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen Krautwickel Nummer 1 und Nummer 6. Letzterer liegt am Ende eine Spitzkrautspitze weit vorn. Somit heißt der Sieger Frank Staib.

Eugen Bernartz muss sich mit Platz 2 begnügen. Der Clou: Staib ist erst am Freitag eingesprungen, weil noch ein Teilnehmer fehlte. Zwei, dreimal hatte er sich schon an Krautwickeln versucht. Mindestens ein weiteres Mal wird er sie nun wohl zubereiten: „Als Titelverteidiger sollte man den Mut haben, sich auch beim nächsten Mal der Konkurrenz zu stellen“, kündigt er seine Rückkehr im nächsten Jahr an. Als Verlierer müssen sich auch Erika Steinhilber, Jana Szyri, Shala Ruzika und Roswitha Altmann nicht fühlen. „Lecker waren die Wickel alle“, resümiert Jurorin Lore König – und irgendwie ist es ja auch schon ein Gewinn, bei einem so etablierten Ereignis auftischen zu dürfen.