Die Weinberge in der Stadt reichen fast bis an den Hauptbahnhof, der Wein hat in der Stadt dennoch einen schweren Stand. Lokale mit guter Auswahl sind Mangelware. Ausgerechnet ein Badener soll nun Abhilfe schaffen!

Stuttgart - Gert Aldinger steht am Rande und beobachtet das Schauspiel. Mit einem freundlichen Grinsen schaut der Fellbacher Winzer seinem badischen Kollegen zu, wie dieser sich in seinem Revier breit macht. Fritz Keller, Winzer, Gastronom und nebenbei noch SC-Freiburg-Präsident, eröffnet gerade im Hotel am Schlossgarten eine Weinwirtschaft – und der Württemberger ist zufrieden. „Ich hoffe, dass es jetzt läuft“, sagt Gert Aldinger.

 

Die Suche nach hiesigem Wein war schwer

Denn ihm geht es ums Prinzip, darum, wie die Menschen in der Landeshauptstadt mit dem Thema Wein umgehen. Bei Bernd Kreis gibt’s in der Weinhandlung am Schillerplatz einen kleinen Ausschank, der Stadtbesen am Marktplatz hält die Flagge hoch, das Weinhaus Stetter im Bohnenviertel erreicht nur der findige Tourist. Die Suche nach gutem, hiesigem Wein, war bisher nicht leicht.

Deutet sich eine Trendwende an? Beim angesagten Club Kowalski hat die Weinniederlassung eine Art Weingarten am Bauzaun aufgemacht. Und nun die Weinwirtschaft Franz Keller! (Franz hieß der Großvater). Seine Kontakte zu der Familie Althoff, den Hotel-Betreibern, habe ihn zu dem Schritt bewegt. „Ich habe schon drei Kneipen und genug zu schaffen“, sagte Fritz Keller, aber wegen der guten Beziehungen habe er sich überzeugen lassen. Die Firma rage unter den „vielen Bettenverkäufern“ heraus, vor allem im kulinarischen Bereich. Und deshalb sei es ihm eine Freude, „dass wir aus Baden hier was Gescheites ausschenken dürfen“.

Die badischen Abgeordneten aus dem Landtag haben sich die Eröffnung nicht entgehen lassen, der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon ebenfalls. Die „Badische Zeitung“ feixte schon über „die Auslandsniederlassung“. Natürlich gibt es vor allem Keller-Weine zu „sympathischen Preisen“, wie Hoteldirektor Ulrich Schwer sagte, auch gereifte Tropfen im offenen Ausschank. Proben zu verschiedenen Themen sind geplant. Aber die Lokalmatadore müssen keine Angst haben, denn von ihren Tropfen sind mehr glasweise zu haben als zuvor. Aldinger, Haidle und Schnaitmann stehen auch auf der Karte. Hinter der Theke hängt allerdings ein Schild: „Wir können alles – außer Trollinger.“

Gute Schokolade liegt im Trend

Etwas weniger spektakulär erscheint da der Einzug von Leysieffer im Café des Hotels am Schlossgarten. Schon, weil der Schokolatier bereits eine Filiale in Stuttgart besitzt, am Flughafen. Doch damit folgt Ulrich Schwer ganz dem Trend. Schokolade ist offenbar in aller Munde. Die Manufaktur Schell aus der Region hat sich dadurch einen Namen gemacht, neben den alteingesessenen Betrieben wie Selbach oder Breuninger ließ sich zuletzt die Schweizer Firma Läderrach in der Schulstraße nieder. Nun also der nächste hochpreisige Bewerber (die Tafel Schokolade kostet bis zu 5,15 Euro). Leysieffer verspricht dafür wie seine Konkurrenz eine besondere Qualität. „In Zeiten, in denen die Leute glauben, man könne Kaffee nur noch aus Alukapseln herstellen“, sagte Thomas Althoff, sei ihm der Manufaktur-Gedanke extrem wichtig. Bei Leysieffer werde Handarbeit noch groß geschrieben, das passe zu der neuen Ausrichtung.

Ein gastronomischer Dreiklang

Mit den zwei neuen Partnern hat das Hotel am Schlossgarten mit seiner Gastronomie nun einen kompletten Neustart hingelegt. Bereits im Januar kam ja mit Denis Feix ein neuer Koch in die Zirbelstube, dem mit einem Michelin-Stern dekorierten Aushängeschild des Hauses. Er war zuletzt zehn Jahre lang Küchenchef im Restaurant Il Giardino in Bad Griesbach und hat sich dort zwei Michelin-Sterne erkocht. Dies wiederum erinnert an einen der beliebtesten Köche der Stadt: Bernhard Diers, der von 2002 bis 2013 an dieser Stelle im Stuttgarter Hotel am Schlossgarten kochte, ebenfalls zuvor mit zwei Sternen ausgezeichnet. Von einem Dreiklang, sprach Andreas Schmitt von den Althoff-Hotels, mit den zwei Neuzugängen im Café und dem neuen Koch (samt seiner Frau Kathrin als Serviceleiterin) im Restaurant wolle man das kulinarischen Profil noch einmal schärfen, sagte der Geschäftsführer. In der Weinwirtschaft gibt’s künftig bodenständige, badisch-elsässische Küche. Ein bisschen Entwicklungshilfe aus Baden könne da schließlich nicht schaden, denn „die Schwoaba schaffet – und die Badener genießen“.