Die Stadt will mit Bürgern die Bedingungen für Fußgänger verbessern. Bei einem Rundweg finden diese einige Schwachstellen – wie Pflastersteine oder unebene und holprige Straßenbeläge.

Gerlingen - Autos, die zu schnell fahren oder ohnehin schmale Gehwege zuparken, fehlende Schilder, ungleichmäßige Straßenbeläge: In Gerlingen haben Passanten „die üblichen Probleme“, wie sie auch in anderen Gemeinden und Städten auftauchen. Das ist die Erkenntnis, die der Stadtbaumeister Thomas Günther aus dem zweiten Teil des Fußverkehrs-Checks unter dem Motto „Lebensqualität“ zieht. „Gerlingen ist nicht schlechter aufgestellt als andere Kommunen“, sagt Günther.

 

Zusammen mit 30 Bürgern, darunter eine Rollstuhlfahrerin, Eltern, ältere und sehschwache Menschen, ist er am Dienstagabend durch die Gerlinger Innenstadt gelaufen. Es ging darum, konkrete Probleme und Hindernisse für Fußgänger auszumachen und Lösungen zu finden. Eine zweite Begehung ist in der nächsten Woche geplant. Die Ergebnisse der Begehungen, erste Lösungsansätze und mögliche Veränderungen werden im November vorgestellt. „Wir als Verwaltung sind dann dazu verpflichtet, die Maßnahmen dort umzusetzen, wo es technisch und finanziell möglich ist“, sagt Günther. Allerdings dürften die Bürger keine Sofortlösungen erwarten. Vielmehr würden die Schwachstellen bei künftigen Planungen berücksichtigt.

Eintönige Straßenbeläge am Rathausplatz

Zum Beispiel Pflastersteine oder unebene und holprige Straßenbeläge, die Sehschwachen, Rollstuhlfahrern und anderen gehbehinderten Menschen den Weg erschweren. Andererseits hat Gerlingen eintönige Straßenbeläge, etwa auf dem Rathausplatz. Wenn Kontraste fehlen, übersehen gerade Sehbehinderte immer wieder Stufen. Helfen könnten hier Markierungen wie etwa Lichtbänder.

Bei der Begehung zeigte sich auch, dass einige Wünsche der Bürger Kompromisse erfordern. Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen möchten an Kreuzungen und sonstigen Stellen, an denen sie Straßen überqueren, abgesenkte Bordsteine. Diese können für Sehbehinderte aber zur Stolperfalle werden, besonders dann, wenn die Bordsteine wie Treppenstufen optisch schwer sichtbar in die Straße übergehen.

Fußwege besser ausschildern

Kurzfristig lassen sich laut Stadtbaumeister allenfalls schwerwiegende Schwachstellen beseitigen – oder vergleichsweise unkomplizierte. Hier denkt Günther daran, Fußwege besser auszuschildern. Zum Beispiel das Wiesengässle. Über diesen Weg könnten Fußgänger den Stadtfriedhof gut erreichen – „bloß kennt nicht jeder das Wiesengässle“, weiß Günther jetzt. Doch genau solche Strecken, die kürzer sind und vielleicht auch noch eine schöne Umgebung bieten, erleichterten Fußgängern den Alltag.

Gerlingen ist eine von neun Kommunen, die sich dieses Jahr am Fußverkehrs-Check in Baden-Württemberg beteiligen. Der Gedanke dahinter: die Lösungen und Erkenntnisse könnten auch anderen Kommunen helfen, die eigene Lage für Passanten zu verbessern. Mit den Fußgängern im Blick und der Verbesserung der Fußgängerwege sollen so Stück für Stück bis zum Jahr 2030 landesweit 30 Prozent aller Wege zu Fuß zurückgelegt werden können. Denn für viele ist das Zufußgehen inzwischen das Fortbewegungsmittel, glaubt Verkehrsminister Winfried Hermann.