Auf „ihrer“ Wacholderheide am Boßler bei Gruibingen mussten die Göppinger Naturfreunde dieses Mal nicht alleine anpacken. Junge Flüchtlinge, die in Dürnau untergebracht sind, halfen eifrig mit.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Gruibingen - Seit 16 Jahren kümmern sich die Göppinger Naturfreunde um die Wacholderheide, einige hundert Meter unterhalb ihres Hauses auf dem Boßler bei Gruibingen. Regelmäßig nehmen engagierte Vereinsmitglieder Motorsägen und Mähmaschinen, Freischneider und Rechen zur Hand, um den Wildwuchs auf dem zwei Hektar großen Gelände zu beseitigen.

 

Orchideen und andere geschützte Pflanzen, seltene Insekten und Amphibien sind, so sie denn nicht überwuchert und verdrängt werden, auf den Halbtrockenwiesen zuhause. Diesen wichtigen Teil der Kulturlandschaft auf der Schwäbischen Alb zu erhalten, haben sich viele Freiwillige auf die Fahne geschrieben. Ein mühsames Unterfangen, da es immer weniger Wanderschäfer gibt, deren Tiere früher als natürliche „Heidepfleger“ fungiert haben.

Zumindest die Naturfreunde haben am Unteren Boßler dieses Jahr unverhofft Verstärkung bekommen. Acht Flüchtlinge, die in Dürnau untergebracht sind, boten ihre Hilfe an – und wurden am Samstag mit offenen Armen empfangen. „Unsere eigenen Leute werden immer älter und können nicht mehr so, wie sie gerne wollen, da können wir natürlich jede Unterstützung gebrauchen“, sagt Wilhelm Kleinbach, der Vorsitzende der Ortsgruppe.

Asimi Abdullah: Wir wollen arbeiten und das ist ein gute Sache hier

Über Kleinbach, der in Dürnau unweit der Sammelunterkunft wohnt, sind die jungen Männer aus Gambia und Afghanistan auch an ihren „Job“ gekommen. „Sie haben mich immer wieder gefragt, ob ich nicht etwas zum Arbeiten für sie hätte“, erklärt er, konnte damit aber zunächst nicht dienen. Als die Flüchtlinge, unter Anleitung des Hausmeisters Andreas Kurz, dann allerdings in der Gemeinde rund um die Schule, den Kindergarten, den Sportplatz und am Friedhof Grünarbeiten übernahmen, fragte Kleinbach kurzerhand auf dem Rathaus nach, ob denn das auf dem Boßler in ähnlicher Form auch mal ginge. Es ging, weil den Asylbewerbern gemeinnützige Tätigkeiten und Ein-Euro-Jobs, für die sie sich freiwillig melden, erlaubt sind.

Mindestens genauso dankbar wie die Naturfreunde über die Hilfe sind, so dankbar sind auch die Asylbewerber, dass sie sich einbringen können und etwas Sinnvolles zu tun haben. „Wir wollen arbeiten, und das ist ein gute Sache hier“, erklärt Asimi Abdullah, der vor neun Monaten aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet ist. Dass er dabei sogar die Erfahrungen aus seinem eigentlichen Beruf als Landschaftsgärtner einbringen kann, freut den 25-Jährigen besonders.

Wilhelm Kleinbach: Integration kann manchmal ganz einfach sein

Zufrieden sind aber auch Usman Silla, der aus Gambia stammt und eigentlich Zimmermann ist, sowie seine sechs Landsleute, die am Boßler ebenfalls den Rechen schwingen. „Yeah, das ist viel besser als nichts zu machen“, betont er lachend. Trotz Sprachkurs sei es schwer, die Tage rumzubringen. „Und so bekommen wir auch noch Kontakt zu den Deutschen, die uns aufgenommen haben“, ergänzt er.

Dieser Kontakt beschränkte sich auf dem Boßler indes nicht nur auf die Arbeit. In den Pausen wurde auf dem Naturfreundehaus gevespert und selbstverständlich viel miteinander geredet. „Integration, so scheint es, kann manchmal ganz einfach anfangen“, sagt Wilhelm Kleinbach.