Die Ausstellung mit Werken des spanischen Publikumsmagneten soll an die 20 000 Besucher anlocken und an den überwältigenden Erfolg der Chagall-Schau vor zwei Jahren anknüpfen.

Göppingen - Der Gemeinderat hat der vorläufigen Kostenkalkulation für eine geplante Picasso-Ausstellung im Dezember zugestimmt. Damit kann der Leiter der Kunsthalle Werner Meyer nun die Verträge mit Leigebern und anderen Beteiligten fix machen und das Projekt vorantreiben, dass der Kunsthalle erneut einen Besucheransturm bescheren soll.

 

Neun Wochen lang sollen von Dezember an Werke des Besuchermagneten gezeigt werden. Allerdings will Meyer nicht x-beliebige Bilder aneinanderreihen, sondern den Bogen von Picassos Grafiken und Malerei zur Literatur schlagen und sich damit deutlich von sonst üblichen Sammelausstellungen abheben. Gezeigt werden nämlich sogenannte Künstlerbücher Picassos. Zu Lebzeiten des Malers sind rund 155 Bücher, meist teure Luxusausgaben, erschienen, zu denen er Grafiken angefertigt hat – meist Werke von französischen Romanciers und Lyrikern seiner Zeit, mit denen er zum Teil eng zusammenarbeitete.

Spannung zwischen Text und Bild

Das Ziel der Ausstellung ist, die besondere Poesie der Bildwelt Picassos zu zeigen und seine enge Verbundenheit mit der Literatur hervorzuheben. Text und Bild ergänzen sich dabei und machen sich gegenseitig deutbar. Picassos Illustrationen sind eigenständige Werke und Interpretationen der Literatur gleichermaßen. „Mich interessiert nicht, wie gut er etwas abgebildet hat“, erklärt Meyer. Ihm komme es auf den Dialog zwischen Maler und Literat an und auf die Art und Weise, wie der Maler die Arbeit des anderen mit seinen Ausdruckmitteln interpretiere und erweitere. So manches Bild stünde dabei auch durchaus in einem Spannungsverhältnis zum Text.

Bisher hat sich Meyer unter anderem Picassos Lithografien zu Balzacs berühmter Novelle „Das unbekannte Meisterwerk“ für die Ausstellung gesichert, in der ein berühmter Künstler zwei jungen Malern stolz ein Gemälde zeigt, an dem er zehn Jahre lang im Geheimen gearbeitet hat. Doch die schockierten jungen Männer können nur Gekritzel entdecken. Balzac hat damit aus Meyers Sicht die moderne Kunst in seiner Geschichte vorweggenommen, lange bevor sie entstand. Allerdings wird sein Protagonist kein gefeierter Begründer einer neuer Kunst, er wählt beschämt den Freitod.

Meyer knüpft konzeptuell an die so erfolgreiche Chagall-Schau vor zwei Jahren an. Auch damals hatte die Kunsthalle die Werke des Künstlers zu Literatur verknüpft und auf diese Weise versucht, den Künstler von einer etwas anderen Seite her zu präsentieren.

Firmen zeigen wenig Interesse

Der Erfolg gab Meyer Recht. Die Besucher strömten und die Einnahmen waren fast doppelt so hoch wie zuvor kalkuliert. Die Stadt musste am Ende nur 17 000 Euro statt der geplanten 77 000 Euro für die Schau zuschießen. Im Rathaus hofft man nun, dass sich der Erfolg mit Picasso wiederholen lässt. Meyer hat den Stadträten dennoch eine eher vorsichtige Kalkulation präsentiert: Demnach werden die Ausgaben bei 176 000 Euro liegen, Meyer rechnet mit 15 000 bis 20 000 Besuchern und Gesamteinnahmen von 130 000 Euro. Die Stadt müsste demnach 46 0000 Euro für die Schau übernehmen.

Der Gemeinderat hat sich einstimmig hinter das Projekt gestellt. Auf Antrag der SPD hat die Stadt die Gebührenordnung minimal geändert: Inhaber der Göppinger Bonuskarte, die an sozial schwache Familien ausgegeben wird, können die Bilder nun kostenlos sehen. Der Fraktionschef der FWG-Fraktion, Emil Frick, störte sich daran, dass Meyer nur 20 000 Euro von Sponsoren eingeplant hat. Er wollte wissen, ob da nicht mehr möglich sei, immerhin habe man Weltfirmen wie Schuler und Märklin in der Stadt.

Meyer musste die Stadträte allerdings enttäuschen: Er habe durchaus Kontakt zu den Firmen gehabt, doch Schuler habe noch nie eine Ausstellung in der Kunsthalle unterstützt. Märklin sei zwar freigiebig mit Spielzeug-Eisenbahnen – was man bei anderen Veranstaltungen auch schon genutzt habe – aber leider nicht mit Geld. Allerdings komme zu den 20 000 Euro auch noch eine Ausfallbürgschaft über weitere 20 000 Euro aus der Wirtschaft, falls etwas bei der Ausstellung schief laufe.