Tausende Besucher haben in der lauen Sommernacht am Samstag die Gablenberger Hauptstraße, das Küblerareal und die Holzinger-Gasse in eine große Festmeile verwandelt. Es wurde gut gelaunt gefeiert – und auch eine Protestaktion endete friedlich.

S-Ost - Genau so hatte es sich Rainer Schünemann vom Handels- und Gewerbeverein Gablenberg zur Eröffnung der Langen Ost Nacht (LON) am Schmalzmarkt gewünscht: Schon früh am Abend Hunderte Festbesucher auf der Gablenberger Hauptstraße. Und in der Politprominenz aus dem Bundestag samt der Kandidaten, die auch dahin wollen, sah er „ein Zeichen dafür, dass der Stadtteil nicht durch Leerstände in Traurigkeit versinkt, sondern leben soll. Und dafür steht auch dieses Straßenfest!“

 

Auch Familien mit Kind und Kegel genießen das Fest

Er dankte den „vielen Ehrenamtlichen, die das Fest gestemmt haben. „Alte Knacker wie ich, weil die Jüngeren noch nicht ran wollen“, wie er launig hinzufügte. Als es gegen Mitternacht ging, war er rundum zufrieden: „Tolles Programm, viele Leute und vor allem: Es ist so friedlich geblieben, wie es begonnen hat.“

Die laue Sommernacht lockte bis tief in die Nacht nicht nur viele junge Menschen, sondern auch Familien mit Kind und Kegel. Und ganz offensichtlich traut man sich auch mit dem Rollator hierher oder lässt vom Rande her einfach mal alles an sich vorbeiströmen.

Polizeiaufgebot sorgt für Beruhigung

Dass der ins rechte Spektrum einzustufende Türkische Nationale Kulturverein die Nationalflaggen der Bundesrepublik und des Erdogan-Staates gleich doppelt nebeneinander drapiert hatte, wirkte angesichts des Wirbels im Vorfeld wie ein Zeichen der Beschwichtigung. Als dann kurz nach 20 Uhr Mitglieder der Gruppierung „Zusammen kämpfen“ beim Stand des Vereins Transparente gegen Rassismus und für die Befreiung der Frau ausrollten, sorgte ein Aufgebot der Bereitschaftspolizei durch seine Anwesenheit für Beruhigung. Die Aktion wurde mit Ablauf der von der Polizei gesetzten Frist friedlich beendet.

Sonst war überall gute Laune und Genießen angesagt. Ein Landbier aus der Bügelflasche, die Bäckerei als Eckkneipe, Wasser pur und kostenlos von der Landeswasserversorgung, süße Versuchungen für die Kleinen, ein Meer von Luftballons von den vielen Info- und Aktionsständen, dazu ein kulinarisches Angebot, das von der klassischen Roten mit Senf bis zu transkontinentalen Leckereien reichte. „Leben und leben lassen, so geht das hier! Deshalb komme ich jedes Jahr wieder“, brachte es Manfred Hartmann vom Stöckach auf den Punkt. Das galt am dicht bevölkerten Schmalzmarkt ebenso wie am anderen Ende, beim Kulturwerk, wo es so rappelvoll wie schon lange nicht mehr war.

Lösung für Junge Bühne gesucht

Dazwischen: Jede Menge Leben und Unterhaltung mit Tanz, Musik, Vorführungen. Viele zieht es zu den Kontrapunkten in die Petruskirche, um bei Kerzenlicht und Orgelklang Stille zu tanken. Hip-Hop gab es auf dem Schulhof bei der Jungen Bühne, wo es am Ende aber auch lange Gesichter gab: „Das war’s“, sagte Alexander Blumenstock, der den Event vor sieben Jahren erstmals organisiert hatte. „Zwischen Kinderschminken und Viertelesschlotzen gab es nichts damals für junge Leute. Ich stecke da drei Monate Arbeit rein, es gibt nicht mal eine Aufwandsentschädigung. Das stößt alles auf taube Ohren. Jetzt reicht’s, ich kann mir das nicht mehr leisten.“ Aber vielleicht lässt sich ja doch eine Lösung für die Lange Ost Nacht 2018 finden.