Während viele Biere immer häufiger als Massenware verramscht werden, schwören Gerstensaft-Genießer längst auf Craft-Beer. In Gruibingen haben sich Hobbybrauer vom „Mars“ der Lammbrauerei inspirieren lassen und ihr eigenes Bier eingemaischt.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Gruibingen - Die Ansicht, die Heinz Sadlowski vor einigen Jahren noch hatte, scheinen viele Menschen zu teilen. Für den Mann aus Bietigheim im Kreis Ludwigsburg war Bier „ein Durstlöscher, der immer irgendwie ähnlich schmeckte“. Dass diese Meinung weit verbreitet ist, zeigt eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens GfK. Markenbiere werden in Supermärkten zu Billigpreisen verramscht, was den kleinen regionalen Brauereien das Leben immer schwerer macht.

 

Dass es anders geht – und von der Qualität her wohl auch anders ist –, dafür liefert Sadlowski das beste Beispiel. Inzwischen braut er hobbymäßig seinen eigenen Gerstensaft und gehört zu einem halben Dutzend Gleichgesinnter, die in Gruibingen eine „Expedition zum Mars“ angetreten haben. In der Glemmer-Scheuer des Eventveranstalters „Con-La-Natura“ wurde am vergangenen Samstag dabei nicht getrunken und gefeiert, sondern, gemixt, gemaischt und tüchtig gerührt.

Am 24. Juni erfolgt die Prämierung der „Mars-Expedition“

Hans-Dieter Hilsenbeck, der Chef der ortsansässigen Lammbrauerei, und Jürgen Arndt, der in Esslingen eine Versuchsbrauerei namens Inspirationsbräu umtreibt, hatten die Idee zu dem Wettbewerb, der im Grunde eine Austauschbörse und eine Plattform zum Fachsimplen war. Seit einiger Zeit machen Hilsenbeck und Arndt gemeinsame Sache, wenn es darum geht, sogenanntes Craft-Beer herzustellen: handwerklich gebrautes Bier, also mit ausgewählten erlesenen Zutaten.

Die erste Kreation mit gehaltvollem Nasshopfen wurde Merkur getauft. Jüngst ist ein Red Ale namens Mars entstanden, das just den sechs Hobbybrauern als Vorlage diente. „Alle bekommen genau die gleichen Rohstoffe, nämlich vier Malz- und drei Hopfensorten im genau gleichen Verhältnis und dasselbe Wasser“, erklärt Hilsenbeck das Prozedere. Dennoch werde am Ende, obwohl alles streng nach dem Reinheitsgebot geht, mit Sicherheit jedes Bier anders schmecken. Das kann am 24. Juni bei der Prämierung an gleicher Stelle ausprobiert werden, wie er hinzufügt.

Jürgen Arndt: Man muss sich Zeit lassen und sich Zeit nehmen

Den Grund dafür erläutert Jürgen Arndt: „Jeder Hobbybrauer wendet ein anderes Maischverfahren an und darf, was Profis nur bei bestimmten Bieren erlaubt ist, unterschiedliche Hefen einsetzen.“ Um beim Craft-Beer eine ausgezeichnete Qualität zu erreichen, sei aber noch ein anderer Faktor wichtig. „Man muss sich Zeit lassen und sich Zeit nehmen, eben anders, als es die Großen tun,“ betont Arndt.

Rund sieben Stunden sind die Hobbybrauer daher auch mit ihrem Red Ale beschäftigt, was für eine insgesamt entspannte Atmosphäre und genügend schöpferische Pausen sorgt. Das Team Allgäu, Tim Thaler und Michel Giersbach aus Leutkirch, nutzt den Tag deshalb auch für unzählige Gespräche – und dafür, „etwas auszuprobieren“, wie Thaler sagt. Und gespannt sind die Mars-Expeditions-Teilnehmer doch alle, welches Bier dem Original letztlich am nächsten kommt und welches am weitesten vom Mars entfernt landet. Denn genau dafür werden bei der Prämierung die Preise verteilt.