Das Landratsamt möchte bei der Internationalen Bauausstellung 2027 in Stuttgart mitmischen. Der kurze Draht ist jedenfalls da, denn die Leitung der IBA-Gesellschaft übernimmt der Eislinger Holger Haas.

Kreis Göppingen - Für viele klingt es noch nach reiner Zukunftsmusik: In zehn Jahren, im Jahr 2027, soll die Internationale Bauausstellung in Stuttgart beispielhafte Projekte aus der Landeshauptstadt und der Region zum Thema „Urbanes Wohnen und Leben der Zukunft“ vorstellen. Schwerpunkte sind etwa die Themenfelder bezahlbarer Wohnraum in Ballungszentren oder die Einheit von Region und Großstadt.

 

Doch weil zehn Jahre bekanntlich schnell verstreichen, wenn es um größere Bauprojekte geht, ist man hinter den Kulissen in der Region Stuttgart und der Landeshauptstadt bereits intensiv am Planen. Auch im Kreis Göppingen machen sich Architekten, Baubürgermeister und Politiker bereits Gedanken, mit was für Projekten man es in die Reihen der IBA-Aussteller schaffen könnte. Denn schließlich winkt den Teilnehmern nicht nur ein Prestigegewinn, sondern auch Fördergeld.

Im Herbst wird die IBA-Gesellschaft offiziell gegründet

Einen Vorteil hat der Kreis Göppingen dabei bereits: einen kurzen Draht ins Büro der Gesellschaft, die die Bauausstellung im Auftrag der Stadt und der Region Stuttgart vorbereiten wird. Denn deren Geschäftsführer wird der Eislinger Grünen-Stadtrat Holger Haas. Der 52-Jährige ist Leiter des Geschäftsbereichs Standortentwicklung der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS), die sich den regionalen Anteil an der Gesellschaft mit dem Verband Region Stuttgart (VRS) teilt. Er hat zu den ersten gehört, die sich für eine solche Bauausstellung stark gemacht haben. Er hat das Projekt vorangetrieben und zudem die Plattform vorbereitet, auf der sich die Beteiligten der IBA austauschen können. Die Gesellschaft, die das Projekt künftig offiziell betreut, soll im Herbst gegründet werden, der Stuttgarter Gemeinderat und die Regionalversammlung haben bereits zugestimmt.

Der Leiter des Kreishochbauamts, Rainer Mittner, beobachtet die Entwicklung in Stuttgart sehr genau. Vieles, so sagt Mittner, sei im Augenblick noch sehr unkonkret. „Aber das ist ganz normal. Die IBA-Gesellschaft konstituiert sich ja gerade erst.“ Doch schon jetzt stünden viele Ideen und Vorschläge im Raum, und man taste sich nach und nach an das Thema heran. Und natürlich habe auch der Kreis Göppingen mitsamt der Kreisstädte ein großes Interesse daran, mit eigenen Projekten an der Bauausstellung teilzunehmen.

Bei einer Teilnahme winkt eine finanzielle Förderung

Mittner vergleicht die Wirkung einer gelungenen Bauausstellung mit der von Gartenschauen und erinnert daran, wie bedeutend die Landesgartenschau etwa für die Entwicklung der Stadt Schwäbisch Gmünd gewesen sei. Tatsächlich sind Internationale Bauausstellungen eine deutsche Erfindung und werden hierzulande gemacht, um bestimmte städtebauliche Entwicklungen voranzubringen. So verwandelte etwa die Internationale Bauausstellung Emscher Park (1989 bis 1999)die von der Schwerindustrie geprägte Region zwischen Duisburg und Dortmund, mit vielen mit Giftstoffen kontaminierten Brachflächen, in eine moderne Wohn-, Kultur- und Freizeitlandschaft mit ökologischem Anspruch.

Mittner könnte sich vorstellen, dass der Kreis Göppingen beispielsweise mit dem Thema Entwicklung von Industriebrachen in Stuttgart glänzen könnte und verweist auf das Schachenmayer-Areal in Salach und das Boehringer-Areal in Göppingen. In beiden Fällen wollen die Kommunen die ehemaligen Fabrikgelände neu nutzen. In Göppingen etwa soll eine Mischung aus neuer industrieller Nutzung und modernen Stadtwohnungen entstehen im historischen Ambiente der alten Backsteingebäude entstehen. „Eine Teilnahme an der IBA könnte wegen der Zuschüsse die Gelegenheit für die Kommunen sein, auch interessante Konzepte umzusetzen, die sich sonst nicht rechnen würden“, sagt Mittner.