Das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium hat Besuch von 15 indischen Schülern und ihren Lehrern. Damit will das Ebelu etwas von der Gastfreundschaft zurückgeben, die seine Schüler Anfang des Jahres in Mumbai erfahren haben.

Stuttgart - In der Aula des Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (Ebelu) wehen die indische und deutsche Flagge. Die zarte Flamme der Freundschaft flackert aus einer Öllampe aus Messing. Entzündet haben das Licht Schulleiterin Karin Winkler und die Lehrer der indischen Partnerschule St. Francis. Die drei Lehrer aus Stuttgarts Partnerstadt Mumbai sind mit 15 Schülerinnen und Schülern zwei Wochen in Stuttgart. Untergebracht sind sie bei den Schülern, die im Januar in Mumbai waren. Nicht nur zwischen Stuttgart und Mumbai, sondern auch zwischen dem Ebelu und St. Francis besteht eine Partnerschaft.

 

Bei der 15-jährigen Leah Kedziora ist die 13-Jährige Joanna John zu Gast. Leah trägt, wie alle deutschen Schüler, die indische Tracht, die sie beim Abschied aus Indien von ihren Gasteltern geschenkt bekommen hat. Die jungen Inderinnen und Inder stecken in dunklen Anzügen. Leah schwärmt noch heute von dem Indienaufenthalt: „Wir haben so viel Neues gesehen, viel unternommen und wurden herzlich aufgenommen. Es war eindrucksvoll“, sagt sie.

Vegane Gerichte gezaubert

Jetzt will das Ebelu den indischen Gästen „etwas von der Gastfreundschaft und Freude“ zurückgeben, so Schulleiterin Winkler. Das Programm kann sich sehen lassen: Stadtführung mit Besuch der Markthalle und des Kunstmuseums, ein Ausflug an den Bodensee, Mitarbeit im Schulunterricht, Besuch des Mercedes-Museums, Besichtigung der Schokoladenfabrik Ritter Sport in Waldenbuch. Ihr erstes deutsches Mittagessen haben die Gäste in der Rathauskantine eingenommen. Kantinenchef Heiko Müller: „Das hat uns kurzfristig ins Trudeln gebracht.“ Das Problem: Die Besucher essen vegan, doch in der der Panade des Sellerieschnitzels war Ei und in der griechischen Hirtenpfanne Käse. Killinger: „Mein Team hat die Gerichte schnell ohne Ei und Käse auf die Teller gezaubert.“ Finanzielle Unterstützung gibt es von der Stadt und vom Bund.

Erinnerung an Hermann Hesses Großvater

Die Wurzeln der Schulpartnerschaft reichen weit in die Geschichte des Ebelu zurück. Prominenter Schüler des Stuttgarter Gymnasiums war Hermann Gundert (1884 bis 1893), der Großvater des Schriftstellers Hermann Hesse. Gundert lebte viele Jahre in Indien, wirkte dort als Lehrer, Missionar, und Sprachwissenschaftler, erforschte indische Dialekte und unterstützte die Einführung eines modernen Schulwesens im heutigen Kerala. Das ist heute das indische Bundesland mit der höchsten Alphabetisierungsrate. „Als Missionar hatte er vermutlich Kontakt zu den Franziskanermönchen. Und die haben später die St. Francis Schule gegründet“, sagt Karin Winkler. Dort werden Jungen und Mädchen aller religiösen Gemeinschaften aufgenommen und bis zur 10. Klasse unterrichtet.