Die diesjährige Grippewelle hat Deutschland fest im Griff. Das Robert-Koch-Institut vermeldet steigende Fallzahlen. Auch das RS-Virus ist weiter stark im Umlauf. Der Überblick über ein erkranktes Land.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Die Grippewelle in Deutschland hat an Wucht gewonnen. In der Woche bis zum 21. Januar habe die Influenza-Aktivität deutlich zugelegt, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin in seinem aktuellen Wochenbericht zu akuten Atemwegserkrankungen von Mittwochabend. Alle Altersgruppen seien betroffen.

 

Kein Rückgang bei RSV

Beim Erreger RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus), der Kleinkindern gefährlich werden kann, ist demnach noch kein deutlicher Rückgang zu beobachten. Bei Corona hingegen schwächt sich die Situation wie schon in den Vorwochen weiter ab.

5,5 Millionen Grippefälle

Insgesamt spricht das RKI von einem Wiederanstieg der Zahl der akuten Atemwegserkrankungen in der vergangenen Woche, insbesondere betreffe das Kinder. Geschätzt seien etwa 5,5 Millionen solche Fälle in der Bevölkerung aufgetreten, unabhängig von einem Arztbesuch.

Die Zahlen hatten Ende 2023 bereits deutlich höher gelegen, waren zwischenzeitlich aber während der Schulferien über Weihnachten und den Jahreswechsel gesunken.

Schwere Krankheitsverläufe vor allem bei Älteren

Die Dynamik bei der Grippe wird auch an den offiziell gemeldeten Fällen deutlich: Von den fast 44 000 Infektionen, die seit Oktober bundesweit im Labor nachgewiesen wurden, entfallen mehr als 13 000 auf die Vorwoche.

„Von einer Krankenhauseinweisung sind insbesondere Kinder mit RSV-Infektion unter zwei Jahren und Schulkinder mit einer Influenzavirusinfektion betroffen“, berichtet das RKI. Bei älteren Menschen führe neben Grippe weiterhin auch Covid-19 häufig zu schweren Krankheitsverläufen.

Info: Respiratorisches Synzytial-Virus

RSV
Das Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) ist weltweit verbreitet und löst vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern zum Teil schwere Erkrankungen der unteren Atemwege aus.

Symptome
Die Symptome einer RSV-Infektion ähneln häufig denen einer Erkältung. Doch der Verlauf einer Infektion lässt sich kaum voraussagen. Eltern sollten deshalb aufmerksam bleiben, wenn ihr Baby oder Kleinkind erste Anzeichen für eine RSV-Infektion zeigt, wie etwa Husten, Schnupfen und Appetitlosigkeit.

Altersgruppen
RSV-Infektionen können in jedem Alter auftreten. Es trifft aber oft schon die Allerjüngsten. Bis zum zweiten Lebensjahr stecken sich nahezu alle Kinder an. Bei Säuglingen ist das Virus sogar die Hauptursache für eine Erkrankung der unteren Atemwege.

Übertragung
(1) Tröpfcheninfektion: RSV wird vor allem über Tröpfcheninfektion übertragen. Beim Niesen oder Husten kann eine infizierte Person Tröpfchen, die Viren enthalten, in die Luft versprühen. Eine andere Person kann sich anstecken, wenn diese virushaltigen Tröpfchen eingeatmet werden und auf die Schleimhäute der Atemwege in Nase, Mund und Rachen gelangen. (2) Schmierinfektion: Das RS-Virus kann auch durch eine Schmierinfektion über die Hand oder gemeinsam benutzte Gegenstände und Oberflächen weiterverbreitet werden. Eine Ansteckung ist möglich, wenn dann eine andere Person mit dem virushaltigem Sekret in Kontakt kommt und mit ungewaschenen Händen, Auge oder Nase berührt.

Dauer
Zwischen Ansteckung mit dem RS-Virus und Ausbruch der Erkrankung vergehen zwei bis acht Tage. Durchschnittlich sind es fünf Tage. Infizierte Personen können das Virus schon einen Tag nach der Ansteckung und vor dem Auftreten von Krankheitszeichen weiterverbreiten. Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit beträgt in der Regel drei bis acht Tage. Frühgeborene, Neugeborene sowie Personen mit beeinträchtigtem Immunsystem können das Virus jedoch über mehrere Wochen, im Einzelfall sogar über Monate ausscheiden.

Verlauf
Erkrankungen durch das RS-Virus verlaufen meistens mild. Aber gerade bei kleinen Kindern und besonders anfälligen älteren Erwachsenen kann es auch einen schweren oder sogar tödlichen Verlauf geben. Ein akuter Verlauf kann sich durch Atemwegserkrankungen wie einer Bronchiolitis oder Lungenentzündung mit Atemnot äußern, die zu einer Krankenhauseinweisung führen können. Auch gesunde Kinder können von schweren Verläufen betroffen sein. In der Regel haben bis zum Ende des zweiten Lebensjahres alle Kinder eine erste Infektion mit dem Virus durchgemacht. Im Laufe des weiteren Lebens kann man sich öfter mit RSV infizieren.

Risikogruppen
Als Risikogruppen für schwere Verläufe gelten bei RSV Frühgeborene, Kinder mit Lungen-Vorerkrankung oder mit Herzfehler, Erwachsene über 65 und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem. Grundsätzlich kann man in jedem Alter daran erkranken und sich wiederholt infizieren.

Impfstoff
Im Sommer wurden in der Europäischen Union zwei RSV-Impfstoffe zugelassen. Die Ständige Impfkommission hat allerdings bisher keine Empfehlung zu deren Einsatz ausgesprochen. Die Erstattung der Kosten hängt damit zunächst von der Krankenkasse ab. Die neuen Impfstoffe sind für Menschen ab 60 gedacht, einer von ihnen außerdem für Schwangere zum Schutz des Säuglings in den ersten Lebensmonaten.