Vor einem halben Jahr beschlossen Regionalversammlung und Gemeinderat, 2027 eine Internationale Bauaustellung in Stadt und Region Stuttgart zu veranstalten. Seitdem ist es ruhig geworden um das Großprojekt. Doch hinter den Kulissen wird heftig verhandelt.

Stuttgart - Im vergangenen Herbst war die Internationale Bauausstellung (IBA) 2027 in Stadt und Region mit großem Tamtam aus der Taufe gehoben worden. Doch seitdem ist es ruhiger geworden. „Wir sind in einer Zwischenphase“, sagte Holger Haas von der regionalen Wirtschaftsförderung WRS, die den IBA-Prozess managt, auf dem Hochschulforum in Nürtingen.

 

GmbH-Entscheidung vor Sommerpause

Nach dem Beschluss der Regionalversammlung und des Gemeinderats für die IBA im Herbst 2016 basteln die Verantwortlichen hinter verschlossenen Türen an der Struktur der GmbH als Dachorganisation der IBA. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagten übereinstimmend Regionalpräsident Thomas Bopp und der WRS-Chef Walter Rogg. Bis zur Sommerpause sollen die Gremien die GmbH beschließen, „ein sehr ehrgeiziges Ziel“, so Bopp, zumal wichtige Gespräche noch ausstehen.

In der GmbH werden der Verband Region Stuttgart, die regionale Wirtschaftsfördergesellschaft und die Stadt Stuttgart vertreten sein. Auch die Architektenkammer und die Universität Stuttgart sollen als Vertreter von Profession und Wissenschaft beteiligt werden. Die großen Städte rund um Stuttgart werden wohl nicht in die GmbH eintreten, so das Ergebnis eines Treffens in der Sparkassenakademie, auf dem nur Esslingen für die GmbH-Beteiligung stimmte. Sie wollten aber auf jeden Fall auf der „Aktionsebene“ vertreten sein, so die Oberbürgermeister aus der Region. Als weiterer Gesellschafter ist das Land im Gespräch, ob es dazu kommt, ist offen. Bereits angekündigt ist aber ein Landeszuschuss – von mindestens 400 000 Euro pro Jahr bis 2027 ist die Rede.

Suche nach einem Intendanten

Parallel läuft bei der WRS die Suche nach einem Intendanten für die IBA, der die künstlerische Leitung inne hat und, falls gewünscht, von einem Geschäftsführer unterstützt wird. „Wir bereiten die Ausschreibung vor“, sagte Rogg, der die hilfreiche Unterstützung der Architektenschaft lobt. Bei der Personalie sei aber „alles offen“. Geplant ist auch ein Kuratorium, in dem über die von Kommunen eingereichten Projekte für die IBA entschieden wird.

Auf dem Forum der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) beschäftigten sich Experten mit Innovation und Urbanisierung. Die gemeinsame Unterstützung der IBA sei ein „kräftiges Signal“, sagte Professor Willfried Nobel, ehemaliger HfWU-Prorektor: „Wir wollen den Antreiber geben“.

Wie hoch sie die IBA einschätzen, machten auf dem Forum Umweltminister Franz Untersteller (Grüne), ehemaliger Student der HfWU, und Nürtingens OB Otmar Heirich deutlich. Angesichts der schon heute dichten Besiedlung in der Region und der hohen Nachfrage nach Wohnraum komme einer nachhaltigen Stadtentwicklung große Bedeutung bei, so Untersteller.

Auch Heirich erwartet sich von der IBA einen „ungeheuren Schub“. Vor dem Hintergrund des Wandels in der Automobilindustrie komme die Bauausstellung zum richtigen Zeitpunkt. Nur mit regionaler Kooperation und Solidarität könnten die Herausforderungen gemeistert werden. „Die Region kann mit der IBA zum Labor einer Entwicklung werden, die ein Beispiel für andere Ballungsräume ist“, so Heirich.