Innerhalb weniger Jahre wurde die Frau mit den auffälligen Augenbrauen zum bekanntesten Model ihrer Generation. Inzwischen hat sich die heute 24-Jährige als Schauspielerin etabliert. In diesem Sommer ist sie gleich in zwei neuen Filmen zu sehen.

Paris - Die Zeit, in der Models Superstars waren, ist vorbei. Cara Delevingne ist die Ausnahme. Die Tochter aus gutem Hause stand schon mit zehn Jahren für die italienische „Vogue“ vor der Kamera. Innerhalb weniger Jahre wurde die heute 24-Jährige mit den auffälligen Augenbrauen zum bekanntesten Model ihrer Generation, mit mehr als 40 Millionen Fans allein auf Instagram.

 

Inzwischen hat sich Delevingne als Schauspielerin etabliert. In diesem Sommer ist sie in zwei neuen Filmen zu sehen: zunächst in Luc Bessons Weltraum-Epos „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (vom 20. Juli an im Kino) und mit Christoph Waltz im Historienfilm „Tulpenfieber“ (Start 24. August) . Wir trafen die Britin in Paris, wo sie mit kurzgeschorenen, blondierten Haaren zum Gespräch bat.

Miss Delevingne, Ihr neuer Film „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ ist eines der größten Sciene Fiction-Abenteuer der vergangenen Jahre. Sind Sie ein Fan dieses Genres?
Oh ja, auf jeden Fall. „Blade Runner“ ist doch einer der größten Filme aller Zeiten, nicht wahr? „Alien“ gehört auch zu meinen absoluten Favoriten. Und natürlich auch Luc Bessons „Das fünfte Element“.
Sie waren schon vor „Valerian“ ein Fan von ihm?
Oh ja, und wie. Ich glaube, „Das fünfte Element“ war der erste Science Fiction-Film, den ich als Kind überhaupt sah. Mehrmals. Der hat mir sozusagen die Augen geöffnet. Aber auch „Léon – Der Profi“ oder „Im Rausch der Tiefe“ sind Filme von ihm, die ich sehr liebe.
Was macht Besson als Regisseur aus?
Ich bewundere sehr, dass er ein echter Künstler ist, der immer wieder etwas Neues versucht und sich traut, Grenzen zu überschreiten. Seine Filme haben eine ganz besondere Energie, sowohl wenn man sie als Zuschauer sieht, als auch wenn man mit Luc arbeitet. Ich habe noch nie einen Regisseur erlebt, der bei der Arbeit so viel gestrahlt und gelacht hat. Beinahe wie ein kleines, stolzes Kind. Am letzten Drehtag war ich richtig traurig, dass alles vorbei war. Ich hätte große Freude daran, wieder und wieder mit ihm zu arbeiten.
Apropos Dreharbeiten: Ein Großteil der Bilder des Films stammen aus dem Computer. Ist es als Schauspielerin nicht seltsam, wenn man Kulissen und Requisiten während der Arbeit gar nicht sieht?
Das ist schon ungewöhnlich. Aber Luc hat sich größte Mühe gegeben, auch schon am Set alles so realistisch wie möglich zu gestalten und uns damit die Arbeit zu erleichtern. Wenn ich eine Szene mit irgendwelchen Alien hatte, sorgte er dafür, dass da auch wirklich Schauspieler in Kostümen vor mir standen. Und als ich ein putziges außerirdisches Tierchen in der Hand hielt, saß da ein Kaninchen vor mir, nicht bloß ein Tennisball.
Ein Großteil Ihrer Arbeit war dieses Mal physischer Art.
Auf jeden Fall. Das körperliche Training nahm in der Vorbereitung auf den Film einen ziemlich großen Raum ein. Zum Glück hatte ich direkt vorher „Suicide Squad“ gedreht, für den ich auch schon ins Fitness-Studio musste. Daher war ich zumindest schon ein bisschen fit.
Macht es Ihnen Spaß, sich die Seele aus dem Leib zu schwitzen?
Nicht immer, aber für „Valerian“ habe ich das sehr gerne gemacht. Es war auch ein wirklich tolles Gefühl, stark zu sein. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Ich erinnere mich gut an einen Drehtag, an dem es mir nicht besonders gut ging und ich ausgerechnet eine Szene hatte, in der ich ständig gedreht werden musste. Früher hätte ich sicher abgebrochen oder zumindest mich erbrochen. Aber dieses Mal hatte ich die Stärke, weiterzumachen und die Sache durchzuziehen. Als die Szene im Kasten war, ging es mir sogar auch körperlich wieder ein bisschen besser.
Beim Abspann von „Valerian“ ist ein Song zu hören, den Sie singen...
Ich singe ihn nicht nur, ich habe ihn auch geschrieben. Das war schon vor zwei oder drei Jahren, und ich habe dabei mit Pharrell Williams zusammengearbeitet. Irgendwann in den sechs Monaten, die wir an „Valerian“ gearbeitet haben, muss ich Luc davon erzählt haben. Jedenfalls wusste er, dass ich hin und wieder auch Musik mache und fragte mich, ob ich ihm nicht mal was vorspielen wolle. Anscheinend hat ihm gefallen was er hörte.
Starten Sie nun auch noch eine Karriere als Popstar?
Ausschließen tue ich in meinem Leben nie etwas, also warten wir mal ab. Auf jeden Fall weiß ich, dass ich kein Interesse daran habe, mich in meinem Leben auf eine einzige Sache festlegen zu lassen. Im Moment steht für mich die Schauspielerei ganz oben, aber das heißt wirklich nicht, dass ich nicht auch noch andere Dinge ausprobiere. Allerdings will ich auch nichts halbherzig machen, sondern bei allem immer mein Bestes geben. Deswegen mache ich mir keinen Stress mit der Musik. Aber auf jeden Fall werde ich sicherlich noch den einen oder anderen Song schreiben, keine Sorge.
Das Modeln haben Sie inzwischen so gut wie aufgegeben. Was fehlte Ihnen in diesem Job?
Ich habe immer unglaublich gerne als Model vor der Kamera gestanden. Der Job hat mir viel Spaß gemacht, und es war eine tolle Erfahrung, in der Modebranche all das zu erreichen was mir gelungen ist. Aber eigentlich hatte ich mein Leben lang von der Schauspielerei geträumt. Dass man sich mit den unterschiedlichsten Menschen auseinandersetzt und sich immer wieder aufs Neue in andere Figuren einfühlen muss, während man gleichzeitig immer neue Seiten an sich selbst entdeckt und über das Leben lernt – das bietet einem doch eigentlich kein anderer Beruf. Die Arbeit als Schauspielerin erfüllt mich jedenfalls auf eine Art und Weise, wie ich es beim Modeln nicht immer erlebt habe.
Gibt es etwas, das Sie als Model gelernt haben und heute noch anwenden können?
Natürlich, keine Frage. Stundenlang in bitterer Kälte vor der Kamera stehen ist zum Beispiel für mich heutzutage beim Film ein Kinderspiel, weil ich das schon früher ständig tun musste. Aber auch im übertragenen Sinne habe ich dank des Modelns eine dicke Haut bekommen. Gerade in den ersten Jahren habe ich gelernt, wie man mit Zurückweisung fertig wird.
Könnten Sie vorstellen, eines Tages hinter der Kamera zu stehen und eigene Filme zu drehen?
Es würde mich wirklich sehr glücklich machen, wenn ich eines Tages die Gelegenheit dazu bekomme. Schon in meiner Kindheit habe ich es geliebt, mit einer Kamera durch die Gegend zu laufen und meine Familie und Freund und Tiere zu filmen. Ich habe nur wirklich nicht die geringste Ahnung, ob ich ein Talent zur Regisseurin habe. Mit jemandem wie Luc Besson mitzuhalten erscheint mir jedenfalls ziemlich aussichtslos.