Die Stuttgarter Komödie im Marquardt war Schauplatz für „Verstehen Sie Spaß?“. In der Sendung am Samstag wird gezeigt, wie die Schauspielerin Jeanette Biedermann in dem Stück „Aufguss“ von den Kollegen veräppelt wurde.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Es war ohnehin ein Wagnis. Im Juli lief in der Stuttgarter Komödie im Marquardt „Aufguss“ – eine turbulente Verwechslungskomödie mit Hugo Egon Balder und Dorkas Kiefer. Allerdings wurde Kiefer – angeblich – krank, weshalb Jeanette Biedermann kurzfristig einspringen sollte. Sie kennt die Rolle, als sie allerdings flugs nach Stuttgart eilte und am Abend in der Komödie im Marquardt auf der Bühne stand, kam Biedermann gewaltig ins Schleudern. Denn ihre Kollegen sagte ständig falsche Texte, aus der Saunatür kam nicht die Figur, die hätte herauskommen sollen. Hier ging einer ab, bevor die Szene fertig war, dort sagte einer den Text aus einer völlig anderen Szene. Und Jeannette Biedermann mühte sich redlich, das Beste daraus zu machen.

 

Als das Chaos perfekt war, kam endlich die Erlösung: Alles nur Spaß – die verpatzte Vorstellung wurde vom Fernsehen aufgezeichnet für „Verstehen Sie Spaß?“ Am Samstagabend ist Jeanette Biedermann bei Guido Cantz zu Gast, wenn ihr Einsatz bei „Aufguss“ gezeigt wird. Für die Komödie im Marquardt ist es schon das dritte Mal, dass sie Schauplatz für „Verstehen Sie Spaß?“ wird. Auch Olli P. und Michael Schanze wurden schon in Vorstellungen der Stuttgarter Bühne in die Irre geführt.

Eine liebevolle Verlade

Die größte Herausforderung ist bei einer solchen Aktion, die Sache geheim zu halten. Deshalb waren in der Komödie im Marquardt nur wenige eingeweiht. Im Gang zu den Garderoben wurde eine kleine Spionkamera versteckt, eine Kamera stand beim Lichtpult, das von der Bühne so weit weg ist, dass man sie nicht mehr genau erkennen kann. Weitere Kameras waren in einem Nebenraum im Foyer versteckt und wurden erst nach Vorstellungsbeginn in den Zuschauersaal gebracht. Da war das Licht auf der Bühne schon so hell und grell, dass Jeanette Biedermann sie nicht sehen konnte.

Die übrigen Schauspieler – darunter Hugo Egon Balder und der Autor René Heinersdorff selbst, wussten freilich um den Schabernack. Sie mussten schließlich eine neue Stückfassung von „Aufguss“ lernen, die Heinersdorff gemeinsam mit der Fernsehredaktion erstellt hatte und in der genau festlegt wurde, wann man Biedermann wie auflaufen lässt.

Nicht gerade nett, was Holger Kurschat sich für seinen Schützling erdacht hat. Er ist der Manager von Jeanette Biedermann – und hat die Aktion eingefädelt. „Das ist eine Verlade, die liebevoll ist“, meint er, „Jeanette ist bombensicher auf der Bühne, im privaten Bereich könnte es dagegen gemein sein.“ Das wäre so gemein, wie Jeanette Biedermann es selbst schon war. 2009 brachte sie für „Verstehen Sie Spaß?“ arme Fahrlehrer zur Verzweiflung. Unter dem Vorwand, in privaten Fahrstunden das Schaltgetriebe ihres Cabriolets kennenlernen zu wollen, ruinierte sie viel Blech und hielt gleich mehrere Lehrer zum Narren.

Ein besseres Forum lässt sich nicht denken

Wie sie sich nun selbst geschlagen hat, wird man am Samstagabend sehen können. Nach einer knappen halben Stunde beendete Guido Cantz seinerzeit den Spuk in der Komödie im Marquardt. Die Theaterbesucher bekamen die Vorstellungen danach noch einmal von Anfang an zu sehen – im Original mit Dorkas Kiefer. „Das Publikum war begeistert“, sagt der Intendant Manfred Langner, schließlich habe man doppelten Spaß gehabt. Die Schauspielbühnen in Stuttgart haben von der Aktion zwar keinen unmittelbaren Nutzen, weil „Aufguss“ längst abgespielt ist, „aber generell ist es eine schöne Werbung für uns“, sagt Manfred Langner.

Auch für Jeanette Biedermann hat sich der Schabernack gelohnt. „,Verstehen Sie Spaß!‘ ist eine große Show“, sagt ihr Manager, und ein besseres Forum könnte Jeanette Biedermann kaum bekommen – schließlich darf sie morgen gleich noch mit ihrer Band Ewig auftreten und ihr neues Lied vorstellen mit dem passenden Titel „Ein Geschenk“.