Noch bis Ende Oktober können sich Kandidaten für die Jugendratswahl 2018 aufstellen lassen.

Stuttgarter Norden - Spielen die Interessen der Jugendlichen in einer Stadt wie Stuttgart überhaupt eine Rolle? Können die Jugendlichen Einfluss auf die politischen Entscheidungen des Gemeinderats nehmen? Sie können, wenn sie sich in den Jugendrat wählen lassen!

 

Im Januar ist es wieder soweit: In allen 23 Stadtbezirken sollen Jugendratswahlen stattfinden. Dafür müssen sich aber bis zum 30. Oktober genügend Kandidaten finden. Aufstellen lassen kann sich jeder, der am 2. Februar kommenden Jahres mindestens 14, aber noch nicht 19 Jahre alt ist. Die Nationalität spielt keine Rolle. Bislang war die Suche nach Kandidaten im Stuttgarter Norden noch nicht sehr erfolgreich. Das beunruhigt aber noch niemanden.

In Stammheim hatten sich zur vergangenen Jugendratswahl im Jahr 2016 nicht genügend Bewerber gefunden. Daher fand dort keine Wahl statt. „Mit drei aktiven Jugendlichen haben wir eine Projektgruppe gegründet“, sagt Susanne Laufenberg, stellvertretende Bezirksvorsteherin in Stammheim. „Von den dreien hätten zwei Interesse, weiterzumachen, sie sind jedoch zu alt, um noch einmal zu kandidieren.“ Rund 580 wahlberechtigte Jugendliche gebe es in Stammheim. „Sie zu erreichen, ist nicht einfach. Viele Jugendliche sind durch Schule und Sportvereine ausgelastet.“ Dennoch hofft sie, dass sich in den kommenden Wochen noch die elf Bewerber finden. „Wenn wir keinen Jugendrat zustande bekommen, können wir wieder eine offene Projektgruppe machen – die kann auch viel bewirken, bekommt ein Budget für Aktionen und Projekte, und es gibt für die Mitglieder auch ein Sitzungsgeld.“ Die 9,20 Euro pro angefangene Stunde bekämen jedoch nur diejenigen Mitglieder des Rates beziehungsweise der Projektgruppe, die sich als Kandidaten zur Wahl gestellt hatten. Ein Projekt, das die kleine Stammheimer Gruppe realisiert hat, waren Sitzgelegenheiten vor dem Jugendtreff an der Asperger Straße. „Ich hoffe, dass sich genügend Bewerber finden“, sagt Laufenberg. „Es ist wichtig, dass sich Jugendliche vor Ort einmischen und mitmischen – sie sehen den Stadtbezirk mit anderen Augen als die Erwachsenen.“

Die Kandidatensuche hat erst begonnen

Für die 15 Plätze im Weilimdorfer Jugendrat haben sich bislang noch keine Kandidaten gefunden. „Wir haben jedoch erst angefangen, zu suchen“, sagt Lorena Gehring. Die FSJlerin, die sich seit Anfang September um den Themenbereich Jugendrat im Bezirksrathaus kümmert, fügt aber hinzu, dass immer weniger Jugendliche Interesse an der Aufgabe fänden. Dabei könnten sie viel bewirken. So veranstaltet der Rat seit Jahren das Musik-Festival „Rock im Busch“ und realisierte mit dem Café 13 „eines der wenigen selbstverwalteten Cafés in Stuttgart“.

In Zuffenhausen wird die Werbetrommel für potenzielle Kandidaten bereits gerührt. „Wir sind aktiv an den Schulen unterwegs“, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin Karin Buschkühl. Mit einer Powerpoint-Präsentation und einem Jugendrat im Gepäck geht sie beziehungsweise eine Kollegin an die Schulen. „Einen Kandidaten haben wir bereits“, lautet ihr vorläufiger Stand nach zwei Schulbesuchen. In Zuffenhausen gibt es 15 Plätze zu besetzen. Damit es zu einer Wahl kommt, müssen sich jedoch zwei Bewerber mehr finden. In Zuffenhausen sollten sich daher mindestens 17 Kandidaten zur Wahl stellen. Was die aktuellen Projekte angeht, die wohl auch die künftigen Jugendräte beschäftigen werden, nennt Buschkühl die Calisthenics-Anlage in der Rotweganlage, welche die Jugendräte erweitern möchten. Zudem möchten die Jugendlichen ein Flüchtlingsprojekt auf den Weg bringen. Dabei wollen sie bei der Freizeitgestaltung der geflüchteten Kinder und Jugendlichen mitwirken.

In Feuerbach und Botnang gab es zuletzt keinen Jugendrat

In Botnang besteht in den kommenden zwei Jahren unter anderem die Möglichkeit, sich bei den Planungen des Hauses der Jugend an der Beethovenstraße einzubringen. „Sich für den Jugendrat aufstellen zu lassen, lohnt sich auf jeden Fall. Man kann mitgestalten, bekommt Schulungen, und es gibt auch die Chance, nach Berlin oder Cardiff zu reisen“, wirbt die stellvertretende Bezirksvorsteherin Mina Smakaj für den Jugendrat. Elf Kandidaten müssten sich im Bezirk finden. Vor zwei Jahren zeigten nur vier Jugendliche Interesse. „Wir haben dann eine Projektgruppe gegründet, die aber sehr gut gearbeitet hat“, sagt Smakaj. Ein Mitglied aus dieser Gruppe wird sich auch 2018 zur Wahl stellen. Die anderen drei haben mittlerweile ihr Abitur bestanden und werden außerhalb Stuttgarts studieren, sagt Smakaj.

Gert Dannenmann, der sich gemeinsam mit der stellvertretenden Bezirksvorsteherin Susanne Ramp um die Belange des Jugendrats in Feuerbach kümmert, hofft auf erfolgreichere zwei Jahre als zuletzt. „Unsere Projektgruppe bestand leider nur aus einer Person, die dann auch irgendwann ausgestiegen ist“, bedauert Dannenmann. „Wir fangen also wieder bei Null an.“ 15 Kandidaten braucht er bis zum 30. Oktober. „Zu tun gibt es genug“, sagt er und schmunzelt.