In Möhringen und Vaihingen gibt es Jugendräte, in Sillenbuch, Plieningen und Birkach nur Projektgruppen, in Degerloch nicht einmal das. Jungpolitiker erklären, warum das so ist.

Filder - Die Jugendbeteiligung geht auf den Fildern mit unterschiedlicher Geschwindigkeit voran. Während in den Bezirken Sillenbuch, Degerloch, Plieningen und Birkach sich nur Projektgruppen oder auch gar keine Repräsentanz von Jugendlichen bildete, gibt es in Möhringen und Vaihingen jeweils einen ordentlichen Jugendrat. Über die Gründe, warum einige Bezirke Jugendräte haben und andere nicht, könne letztlich nur spekuliert werden, sagt Christa Nann von der Abteilung Innere Stadtbezirke. Sie ist bei der Verwaltung auch für die Jugendbeteiligung und damit die Stuttgarter Jugendräte zuständig.

 

Warum es auf den Fildern, etwa in Degerloch, seit der Jugendratswahl 2016 gar keinen Jugendrat und in den Nachbarbezirken Sillenbuch sowie Plieningen und Birkach nur sogenannte Jugendratsprojektgruppen gibt, sei von der Stadt nie untersucht worden, sagt Nann. Während die Stadt keine Erkenntnisse hat, warum in den Bezirken die Jugendbeteiligung eine unterschiedliche Rolle spielt, haben die Jugendräte durchaus Erklärungen.

Anna Teichmann vom Jugendrat Vaihingen lobt den Zusammenhalt innerhalb des Gremiums. Das habe dazu geführt, dass die Jungpolitiker Projekte umsetzen konnten. Teichmann nennt den von Dezember diesen Jahres an veränderten Fahrplan der Buslinie 82 als Beispiel. Er orientiert sich künftig an den Schulzeiten. Wenn Jugendliche im Bezirk sehen, dass der Jugendrat auch etwas umsetze, motiviere das, sich selbst zu beteiligen, sagt sie.

Jungpolitiker haben Erklärungen

Teichmann ist zuversichtlich, dass sich im Bewerbungszeitraum vom 2. bis zum 30. Oktober genügend Kandidaten aufstellen, sodass sich vom 15. Januar bis 2. Februar 2018 wieder ein ordentlicher Jugendrat in Vaihingen bilden kann. Wichtig sei, dass die Jugendräte in Schulen gehen, findet sie. „Sicher ist die Kommunikation in den sozialen Medien heute wichtig. Aber wenn die Jugendlichen Jugendräten persönliche Fragen stellen können, bemerken mehr Leute, dass das Engagement nicht stressig ist, sondern Spaß macht“, sagt sie.

Nach der Jugendratswahl 2016 konstituierten sich in den 23 Stuttgarter Bezirken zwölf ordentliche Jugendräte und acht Projektgruppen. Die ordentlichen Jugendräte sollen auch für die Belange der drei Stadtbezirke zuständig sein, in den sich nach der Wahl nicht einmal eine Projektgruppe zusammenfand.

Degerloch ist einer dieser Bezirke ohne jegliche Jugendbeteiligung. Aber auch in Plieningen, Birkach und Sillenbuch scheiterte die Wahl eines ordentlichen Jugendrats. Es fanden sich zu wenig Kandidaten für die Wahl der Gremien. Den Statuten zufolge müssen sich aus dem Kreis der jungen Stuttgarter zwischen dem 14. und dem noch nicht vollendeten 18. Lebensjahr immer zwei Kandidaten mehr zur Wahl stellen, als es Plätze in einem Jugendrat gibt.

Mitglieder bekommen Ausgleich

Immerhin konnte sich in Plieningen, Birkach und Sillenbuch aus den Kandidaten, die sich zur Wahl stellten, dann eine Projektgruppe bilden. Diese hat in der Praxis die gleichen Aufgaben wie ein ordentlicher Jugendrat: Sie soll die Interessen der Jugendlichen gegenüber dem Gemeinderat und den Bezirksbeiräten vertreten. Außerdem kann sie eigene jugendpolitische Projekte auf den Weg bringen. Projektgruppen unterscheiden sich von ordentlichen Jugendräten darin, dass sie zum einen sich in der Regel auf ein Projekt konzentrieren sollen. Zum anderen ist die Teilnahme offener. Es können also auch noch nach der Jugendratswahl neue Mitglieder mitmachen. Seit diesem Jahr sind ordentliche Jugendräte und Projektgruppen in einem weiteren Punkt angeglichen: Alle Mitglieder erhalten nun ein Sitzungsgeld in Höhe von 9,20 Euro. Dieser Betrag war in den vergangenen Jahren allein den ordentlichen Jugendräten als eine Aufwandsentschädigung vorenthalten.

Anna-Sophia Gronbach, die Sprecherin der Projektgruppe Sillenbuch, betont, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit im Gremium der Jungpolitiker sei. Ihre Projektgruppe vergleicht sie mit einer Lokomotive, an die sich immer mehr Waggons angehängt hätten. Die neuen Mitstreiter seien zum Teil von denjenigen angesprochen worden, die schon länger dabei sind. „Wir haben mit unseren Freunden, an der Schule oder auch in den Familien über unser Engagement gesprochen“, sagt sie. Außerdem hätte die Projektgruppe eben „tolle Sachen“ gemacht, die sich herumgesprochen haben, meint sie. Deshalb mache sie sich wenig Sorgen in Hinblick auf die Bildung eines neues Sillenbucher Jugendrats nach der Wahl 2018, sagt sie.

Degerloch blieb ohne Projektgruppe

Der ehemaliger Degerlocher Jugendrat Konstantin Kristek engagierte sich in der Periode 2014/2015 in der Degerlocher Projektgruppe Jugendrat. Ihn wundert es nicht, dass sich nach der Wahl 2016 kein neues Gremium der Jugendbeteiligung in dem Bezirk gebildet hat. Zum einen habe in der Projektgruppe die Gruppendynamik gefehlt. Zum anderen mangele es in Degerloch Themen, die Jugendliche umtreiben würden, findet er. „Nachdem die Downhillstrecke durchgesetzt worden ist, gibt es in Degerloch einfach keine Projekte mehr, die Jugendliche im Bezirk unbedingt umsetzen wollen“, sagt er. Kristek glaubt nicht, dass es von 2018 an wieder einen Jugendrat oder eine Projektgruppe im Bezirk geben wird. „Das Problem ist, dass die Degerlocher Jugendlichen einfach wunschlos glücklich zu sein scheinen. Das macht leider keine Lust, sich irgendwo einzubringen“, meint er.