Schwund im Museum - ärgerlich, vor allem, wenn es um wertvolle Artefakte geht. Wie jetzt bekannt wird, ist das dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe binnen weniger Monate gleich zweimal passiert. Bedenken zu den Sicherheitsvorkehrungen werden laut.

Karlsruhe - Nach zwei Diebstählen kostbarer Kunstwerke innerhalb weniger Monate sieht sich das Badische Landesmuseum Karlsruhe mit Fragen zu seinen Sicherheitsvorkehrungen konfrontiert. Erst im April war ein millionenteures Diadem aus seiner Vitrine gestohlen und der spektakuläre Diebstahl auch öffentlich gemacht worden. Nicht bekannt war hingegen bislang der Raub einer sehr wertvollen Barockschnitzerei aus Elfenbein des Künstlers Leonhard Kern, von dem nun ein anonymer Hinweisgeber berichtete.

 

Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe wie auch das Museum bestätigten den Diebstahl. Ein Zusammenhang zwischen beiden Fällen sei bisher aber nicht erkennbar, betonte ein Sprecher der Anklagebehörde. Das Kunstministerium sowie das Finanzministerium haben nach eigenen Angaben die Vorfälle bereits zum Anlass genommen, die Sicherheitskonzepte in den staatlichen Museen mithilfe einer Arbeitsgruppe unter die Lupe zu nehmen.

Säle nicht konsequent abgeschlossen

Im Museum würden die Säle abends nicht oder zumindest nicht konsequent abgeschlossen und auch nicht alle Räume vom Sicherheitsdienst regelmäßig kontrolliert, hieß es aus dem Kreis von Mitarbeitern des Museums. Der anonyme Mitarbeiter sprach zudem davon, dass in der sogenannten Sicherungszentrale, in der auch die Schlüssel und Bücher zum Umgang mit den Schlüsseln aufbewahrt würden, immer wieder kleinere Dinge abhanden kämen.

Der Diebstahl der Barockschnitzerei sei am 20. Oktober vergangenen Jahres aufgefallen und den Behörden sofort gemeldet worden, sagte dazu Museumsdirektor Eckart Köhne. Man habe aber die polizeilichen Ermittlungen abwarten wollen und den Fall nicht öffentlich gemacht. Die Vermutung, dass der Umgang mit Schlüsselbüchern oder Schlüsseln eine Rolle gespielt hätte, sei reine Hypothese.

Museumsdirektor weist Vorwürfe zurück

Die Vorwürfe zu mangelnden Sicherheitsvorkehrungen wies er entschieden zurück. In beiden Fällen seien Profis am Werk gewesen, die die Tat ausführlich geplant hätten. „Die Sicherheitsanlagen waren intakt. Der Sicherheitsdienst kontrolliert alle Räume, die Räumlichkeiten werden verschlossen“, sagte er. „Dennoch wurden nach dem ersten Diebstahl zusätzliche Maßnahmen getroffen“, Details nannte Köhne nicht. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit“, betonte er.

Der Schätzwert der Elfenbeinskulptur, die die Römerin Fulvia mit dem abgetrennten Kopf des Cicero zeigt, liegt nach Museumsangaben bei rund 500 000 Euro. Das brillantbesetzte Diadem aus Gold und Platin wird auf einen Wert von 1,2 Millionen Euro geschätzt. Eine heiße Spur haben die Behörden nicht, berichtete auch ein Sprecher des Landeskriminalamtes. Zum Diadem seien bislang etwas mehr als ein Dutzend Hinweise eingegangen. Die Ermittlungen zur Elfenbeinschnitzerei seien bereits vorläufig eingestellt worden, so die Staatsanwaltschaft.