Die Kapitänin der Volleyballmannschaft Allianz MTV Stuttgart, Kim Renkema, spricht im Interview über den VfB Stuttgart, ihre Zeit als Spielerin in Italien und die kulturellen Besonderheiten ihres Heimatlandes Holland.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Kim Renkema, die Kapitänin der derzeit erfolgreichsten Stuttgarter Mannschaft, muss nicht lange überlegen, an welchem Ort sie für das StZ-Sommerinterview Rede und Antwort stehen will. Die Volleyballerin bittet in der Scharrena, der Heimspielstätte ihres Teams, zum Gespräch. Mit einem holländischen Akzent, der jeden noch so mächtigen Eisberg zum Schmelzen bringt, spricht die 28-Jährige über Huub Stevens, Pfannkuchen und Tulpen aus Amsterdam

 
Frau Renkema, mit Ihrem Team, den Volleyballerinen von Allianz MTV Stuttgart, haben Sie in der vergangenen Saison den Pokal und die Vizemeisterschaft gewonnen, in der nächsten Runde spielen Sie deshalb in der Champions League. In der öffentlichen Wahrnehmung stinken Sie aber gegen den VfB ab. Wie sehr nervt das?
Die Unterstützung für uns wird immer größer, das freut mich auch sehr. Wir müssen daran arbeiten, dass wir wieder so eine erfolgreiche Saison haben, dann kommt der Rest von alleine. In Deutschland ist Stuttgart der Verein mit den größten Möglichkeiten. Wir haben die schönste Halle, in einem Stadion! Das hat sonst keiner.
Wieso lief es in der letzten Saison so gut?
Letztes Jahr haben wir viele Spiele am Ende noch gedreht, das hat uns Selbstvertrauen gegeben. Auch wenn wir mit Zwei-zu-null-Sätzen hinten lagen, wussten wir, das Spiel ist noch nicht verloren. Das merken dann auch die anderen Mannschaften, dass man gegen Stuttgart nicht einfach gewinnen kann.
Sie waren also praktisch das Gegenteil des VfB Stuttgart, der seine Spiele oft am Ende noch aus der Hand gegeben hat.
Am Ende haben sie es aber auch fantastisch gemacht, als sie die letzten drei Spiele gewonnen haben.
Diesen Schlussspurt haben sich die Fußballer doch von Ihnen abgeschaut.
Ich glaube eher, dass sie gewonnen haben, weil ich immer im Stadion war (lacht).
Aha, sehr bescheiden. Der Austausch zwischen Ihrem Team und dem VfB ist aber tatsächlich nach wie vor groß, oder?
Huub Stevens war bei uns beim Volleyball, wir waren danach beim Fußball. Der Unterschied zwischen Fußball und Volleyball ist groß, es war spannend, einen Einblick in die andere Sportart zu bekommen. Wir sind halt die zwei Mannschaften aus dem Neckarpark, da ist es wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen.
Haben Sie Huub Stevens die entscheidenden Tipps im Abstiegskampf gegeben?
Natürlich. Die vergangene Saison war für mich sehr schön, weil viele Holländer hier waren, nicht nur Huub Stevens, sondern auch sein Assistent, sein Athletik-Trainer, seine Familie.
War das ein holländischer Stammtisch im Neckarpark?
Manchmal war unser Manager Bernhard Lobmüller tatsächlich der einzige am Tisch, der kein holländisch verstanden hat.
Über was haben Sie sich bei diesem Stammtisch ausgetauscht? Über Heimweh nach Holland?
Nein, wir haben nur über Sport gesprochen. Der Athletik-Trainer wollte etwa wissen, wie wir Volleyballer trainieren.
Weg vom Sport, hin zu Ihrer Beziehung zu Stuttgart. Sie spielen zum zweiten Mal hier. Was für einen Bezug haben Sie mittlerweile zu dieser Stadt?
Stuttgart ist eine unglaublich tolle Stadt. Nicht zu groß, nicht zu klein. Es gibt alles, man kann schön einkaufen, schön essen gehen, schön weggehen. Hier habe ich neben dem Volleyball ein richtig schönes Leben. Im Sommer war ich bei den Jazz Open, Stuttgart hat so viele Festivals und so viele Feste, jetzt kommt das Weindorf, dann der Wasen, es gibt hier immer etwas zu erleben. Ein Leben neben dem Volleyball ist mir sehr wichtig. Für mich ist Stuttgart zu einer zweiten Heimat geworden.
Ursprünglich stammen Sie aus Hoogeveen.
Das kann man nicht mit Stuttgart vergleichen. Es ist eine kleine Stadt oder eher ein großes Dorf. Ich bin von dort weggezogen, als ich noch sehr jung war. Mit 17 bin ich nach Amsterdam, für das Studium, aber auch für den Sport. Manchmal denke ich, dass ich dazu fast noch zu jung war. In Holland ist der Unterschied zwischen West- und Nordholland sehr groß, die Mentalität ist eine andere. Im Westen sind sie viel individueller. Und da, wo ich herkomme, ist alles noch etwas dörflicher und behüteter.