Parzellen in Kleingartenanlagen sind nach wie vor heiß begehrt. Wer ein Gütle pachten möchte, der muss sich in der Regel gedulden.

Stuttgarter Norden - Wer einen städtischen Kleingarten pachten möchte, braucht einen langen Atem. Derzeit beträgt die Wartezeit für ein Gütle der Stadt Stuttgart zehn Jahre, sagt ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Doch auch bei den mehr als 60 Kleingartenalagen mit ihren insgesamt 120 Hektar wird man nicht auf Anhieb fündig. Die Parzellen sind derzeit so heiß begehrt, dass die Vereine, aufgrund der großen Nachfrage ebenfalls Wartezeiten haben – wenngleich nur von rund einem Jahr: „Wir haben Gärten zurzeit an viele junge Familien verpachtet. Diese haben den Kleingarten erst seit kurzer Zeit und werden ihn nicht sofort wieder abgeben“, sagt Steffen Polinski, Vorsitzender der Gemeinschaft der Gartenfreunde „Solitudeallee“ Neuwirtshaus. Das werde die Wartezeiten, die momentan im Schnitt bei zwölf Monaten liegen, nicht verkürzen. Ein kleiner Trost: Früher musste man auf einen Garten noch länger warten.

 

Durch Arbeit im Grünen Stress abbauen

Da die Gärten heutzutage im Schnitt nur noch zehn Jahre den gleichen Pächter haben, finde ein schnellerer Pächterwechsel statt. Die Nachfrage an Gärten sei ungebrochen, bestätigt auch Dietmar Zube von den Gartenfreunden Feuerbach: „Für Familien, die in der Stadt wohnen und kein Grün vor der Haustüre haben, ist ein Kleingarten eine gute Möglichkeit, mit ihren Kindern raus in die Natur zu gehen“, sagt er. „Auch können Leute, die einen anstrengenden Job haben, durch die Arbeit im Garten ihren Stress abbauen.“ So zumindest nutzten die meisten jungen Menschen heutzutage ihre Fläche. Das war nicht immer so: Ältere Kleingärtner nutzten und nutzen die Parzellen vermehrt zum Anbau von Gemüse und Obst, so wie sie es aus der Nachkriegszeit, in der das Essen knapp war, kennen, erklärt Sabine Metzger: „Nach dem Krieg waren die Gärten für die Menschen sehr wichtig, da sie sich dort etwas zu essen anbauen konnten.“

Rund 400 Quadratmeter sind Durchschnitt

Doch die Pflege von Pflanzen und Bäumen in einem Nutzgarten bringt auch jede Menge Arbeit mit sich. Auf den in der Regel bis zu vier Ar, sprich 400 Quadratmeter großen Kleingärten wachsen meist heimische Obstbäume und Sträucher, auch werden Blumen gepflanzt und Gemüsebeete angelegt. Allerdings könnten immer mehr ältere Leute die Kraft für die Instandhaltung der gepachteten Flächen nicht mehr aufbringen. Auch dadurch würden immer wieder Gärten frei, wenn auch nicht in dem Maße, um die Nachfrage zu decken.

Wer dann doch in den Genuss einer neuen Parzelle kommt, auf den warten neben einer Menge Arbeit auch einige Kosten: Zunächst ermitteln Fachleute des Bezirksverbands anhand von Richtlinien sowohl den Wert der Laube als auch den der vorhandenen Bepflanzung – dieser Wert muss vom neuen, an den alten Pächter bezahlt werden. Der ermittelte Preis liege in der Regel im Bereich zwischen 2000 und 4000 Euro. Zu diesen einmaligen Kosten kommen dann noch die jährlichen hinzu: etwa 250 Euro für Pacht, Mitgliedsbeitrag, Versicherung der Laube und dem Wasserverbrauch. „Der alte Pächter muss die Parzelle so hinterlassen, dass sie den Vorschriften der Gartenordung entspricht“, schildert der Vorsitzende der Gartenfreunde Elbelen, Ioannis Stagakis. In der Gartenordung werde unter anderem geregelt, dass ein Kleingarten auch als solcher genutzt wird. Sie dient den Kleingärtnern als Richtungsvorgabe und soll für ein gutes Miteinander sorgen.

Wer einen Kleingarten pachten will, muss in einem Verein Mitglied werden und somit auch bei den Gemeinschaftsaktivitäten helfen. Dazu gehören beispielsweise die Instandhaltung des Parkplatzes, der Wege und der Hecken um die Anlage. Doch trotz der vielen Vorschriften und Regeln bietet ein Kleingarten viele Vorzüge und ist alle Mühe wert: „Wer nach getaner Arbeit zur Ruhe kommen will, setzt sich und beobachtet die Vögel auf der Anlage oder liest etwas“, sagt Maria Klement von Kleingartenverein Fasanengarten.