Das Engagement gegen Verkaufssonntage könnte die Jobs im Handel langfristig gefährden statt sie zu schützen, meint Redakteur Sven Hahn.

Stuttgart - Dass es Widerstand geben würde, war bereits bei den ersten Überlegungen zum verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt klar. Dass dieser Widerstand am Ende aber tatsächlich zur kurzfristigen Absage der Veranstaltung geführt hat, ist überraschend. Und: auch wenn Verdi die Absage der Veranstaltung am 2. Oktober als Erfolg im Kampf für die Arbeitnehmer im Einzelhandel feiert, hat die Gewerkschaft den Belegschaften auf lange Sicht vielleicht sogar einen Bärendienst erwiesen.

 

Fakt ist, der Einzelhandel steht durch die Digitalisierung in einem Maß unter Druck wie nur wenige andere Geschäftsfelder. Dem entgegenzuwirken ist die wohl wichtigste Aufgabe des Handels und von Stadtlobbyisten wie der City-Initiative.

Ob verkaufsoffene Sonntage, lange Einkaufsnächte und andere derartige Veranstaltungen am Ende der richtige Weg sind, um dem stationären Handel im Kampf gegen Amazon, Zalando und Co. wieder Leben einzuhauchen, darüber lässt sich streiten. Doch sind solche Events eine der wenigen Chance für eine Innenstadt sich einem außergewöhnlich großen Publikum in möglichst gutem Licht zu präsentieren.

Der Blick ins Ausland bestätigt die Anstrengungen der Stuttgarter Händler zudem. In Frankreich wurden die Gesetze zur Sonntagsarbeit jüngst gelockert. In definierten, touristisch bedeutsamen Orten und Großstädten darf inzwischen regelmäßig an Sonntagen eingekauft werden.

Ob das den Einzelhandel und die damit verbundnen Arbeitsplätze rettet ist nicht klar. Sich aber grundsätzlich gegen derartige Bemühungen zu stellen, könnte die Jobs im Handel langfristig gefährden.