Die Platzverhältnisse an der Ludwigsburger Straße 270 sind beengt und bergen Gefahren beim Anliefern. Nicht selten staut sich der Verkehr und so kommt es etwa alle zwei Wochen zu Blechschäden.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zuffenhausen - Fast täglich hat Joachim Petras „Kino“. Je nach Jahreszeit und Wetterlage kommen nach seinen Aussagen zwischen 100 und 500 Autofahrer pro Tag zum Kompostplatz an der Ludwigsburger Straße gefahren, um dort ihr Schnittgut abzuladen. Mitunter kommen so viele gleichzeitig, dass sich der Verkehr staut und es beim Rangieren kreuz und quer zugeht. Da helfen auch die Hinweisschilder nicht, die er und seine Mitarbeiter aufgestellt haben, da helfen keine Hinweise und auch kein Hupen: „Etwa alle zwei Wochen kracht es, dann gibt es einen Blechschaden“, sagt Petras. Es kam auch schon vor, dass seine Mitarbeiter verletzt wurden, sagt der zuständige Abteilungsleiter Johann Brauer vom Garten-, Friedhofs und Forstamt (GFF). Brauer ist überzeugt, dass der Kompostbetrieb eine Modernisierung dringend nötig hat.

 

Jährlich rund 20 000 Tonne Grüngut

Entstanden ist der Betrieb Mitte der 1980er Jahre. „Damals sind Baum-, Gras- und Laubschnitte tendenziell eher noch in der Müllverbrennung als auf einem Kompostbetrieb gelandet.“ Im Laufe der Jahre hätte sich das Bewusstsein der Gartenbesitzer geändert und sich ihr Verhalten gewandelt. Stetig hätte die Anlieferung von Grüngut zugenommen. „In den Anfangsjahren konnten Privatleute ihr Schnittgut nur samstags kostenlos abgeben – heute ist das von Montag bis Samstag möglich.“

Jährlich werden rund 20 000 Tonnen Grüngut auf dem Zuffenhäuser Betriebsgelände angeliefert. Etwa die Hälfte komme von Privatleuten, rund 30 Prozent kämen von der Stadt selbst und 20 würden von gewerblichen Betrieben angekarrt. „Wir sind mit dieser Menge an unserer zulässigen Maximalgrenze“, erklärt Brauer. Mehr geht nicht. Neben Kompost werden auf dem Gelände vor allem regenerative Brennstoffe erzeugt, etwa in Form von Hackschnitzeln.

Hygienisierung kostet Geld

Bei der Verwertung des Grünzeugs sieht der Abteilungsleiter allerdings noch eine Menge Potenzial, momentan jedoch nur theoretisch. Denn die Rahmenbedingungen sind noch nicht so, wie sie sein könnten. Noch befindet sich beispielsweise das veraltete Verwaltungsgebäude und die Sozialräume mitten, und damit „völlig unpraktisch“, auf dem Betriebsgelände. Es wäre besser, es stünde irgendwo an der Seite und man könnte die Fläche zum Rangieren oder zum Platzieren der Gehölz- und Komposthaufen nutzen, sind sich Brauer und Petras einig. Aufgrund des ungeeigneten Zuschnitts des Areals können manche vorgeschriebenen Vorgänge zur Kompostierung nur bei einem Teil des Materials durchgeführt werden. „Seit einem Jahr ist die so genannte Hygienisierung vorgeschrieben“, erklärt Brauer. Dazu müsse sich das Material mehrere Tage auf 60 Grad erhitzen, damit gewisse Keime abgetötet werden.“ Weil aber der Platz zum Lagern beziehungsweise Umwälzen in Zuffenhausen nicht vorhanden sei, müsse man einen Teil gegen Gebühr zu anderen Verwertungseinrichtungen abfahren. Das koste Geld, anstatt dass es verdient werde. Erhebliche Mengen des Grünschnitts müssten als Gründung außerhalb in landwirtschaftliche Verwertung abtransportiert werden. Wegen der Verschärfung der Bioabfallverordnung seien die Kosten von 95 000 Euro auf 270 000 Euro gestiegen. Zwei Kompostbetriebe gibt es in Stuttgart. Sie erwirtschaften jährlich einen Überschuss von rund 400 000 Euro. Ein dritter Standort wird derzeit auf seine Eignung untersucht.

„Wir haben im Haushalt 1,3 Millionen Euro beantragt, um die optimale Entwicklung des Betriebes in Zuffenhausen zu ermöglichen und ihn entsprechend umzugestalten“, sagt Brauer. Wenn der Gemeinderat der Finanzierung zustimmt, dann gäbe es künftig wochentags bestimmt weniger „Kino“ auf dem Gelände. Darauf wird Betriebsleiter Petras auch gern verzichten.