Ein mysteriöser Todesfall und religiöse Umbrüche beherrschen Bad Cannstatt im Jahr 1550. Der Reformations-Krimi Schierlingstod von Simone Dorra spielt zu großen Teilen in der mittelalterlichen Altstadt.

Bad Canstatt - Cannstatt im Jahr 1550: Mitten in einer Zeit des religiösen Umbruchs stirbt der junge Adlige Bruno von Eberstein während seines Aufenthalts in der Sauerwasserstadt. Es ist kein natürlicher Tod. Sein Essen war mit Schierling vergiftet. Der protestantische Theologe Valentin Schmieder wird beauftragt, den mysteriösen Todesfall zu untersuchen. Unterstützt von der katholischen Nonne Fidelitas sucht er nach der Wahrheit – was sich inmitten undurchschaubarer Ränke und gut gehüteter Geheimnisse als ungemein schwierig herausstellt. Als plötzlich auch noch Fidelitas spurlos verschwindet und er sich auf die Suche nach der Nonne macht, mit der er sich immer wieder in Glaubensfragen auseinandersetzen muss, gerät Valentin selbst in höchste Gefahr.

 

Der Reformations-Krimi von Simone Dorra verspricht Spannung und Einblick in eine historisch einzigartige Zeit, den Augsburger Interim. Mit dieser Verordnung wollte Kaiser Karl V. nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund seine religionspolitischen Ziele im Heiligen Römischen Reich durchsetzen. Das 1548 als Reichsgesetz erlassene Interim sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse regeln, bis ein allgemeines Konzil über die Wiedereingliederung der Protestanten in die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. Allerdings stieß das Interim sowohl bei Protestanten als auch Katholiken auf Ablehnung. „Bei den Schwaben hat Kaiser Karl mit seinem Versuch, die Uhr zurückzudrehen, auf Granit gebissen“, verdeutlicht die in Welzheim lebende Schriftstellerin.

Das Rathaus war früher ein Kaufhaus

Es ist das vierte Buch und die erste Auftragsarbeit der Journalistin und Buchhändlerin, die heute hauptberuflich als Autorin arbeitet. „Ich habe mir erstmals ein Tagespensum gesetzt, wieviele Worte ich täglich schreiben muss“, erzählt Dorra, für die Schreiben schlicht auch Arbeit und Disziplin bedeuten. „Ich halte nichts davon, auf die Muse zu warten.“ Unabdingbar sei aber die gewissenhafte Recherche. „Es ist wichtig, um dafür zu sorgen, dass die Geschichte einem wirklich nahe geht.“ Für Dorra bedeutete dies, sich intensiv mit der Reformation zu beschäftigen und auch mit der Stadtgeschichte Cannstatts, wo der Krimi größtenteils spielt. „Interessant fand ich, dass Cannstatt zu dieser Zeit schon gar nicht mehr so dreckig war, wie ich mir das im ausgehenden Mittelalter vorgestellt hätte“, erzählt die Autorin.

Viele Gebäude, die heute noch stehen, gab es bereits damals, darunter das Klösterle und das Rathaus, das damals als Kaufhaus genutzt wurde. „Durch das Modell im Stadtmuseum konnte ich mir ein gutes Bild davon machen, wie groß Cannstatt damals war, wie die Häuser angeordnet waren und wie die Menschen lebten“, erzählt Simone Dorra. Wissenswerte Fakten und Anekdoten wurden ihr außerdem vom Cannstatter Historiker und Pro Alt-Cannstatt-Vorsitzenden Olaf Schulze anvertraut.